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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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das werde ich halten. Wir werden sehen.«
    »Ich glaube, daß ReShera Sechmet Gefolgschaft geschworen hat. Weißt du, wo der Tempel ist?«
    »Ich bin Pharao. Aber vergiß den Preis nicht, Cheftu. Dein Leben, dein Wissen und das Gold.«
    »Jawohl, Meine Majestät.«

    19. KAPITEL
    Chloe warf die zusammengeflochtenen Grashalme zu den hundert anderen Dingen, die sie in der Dunkelheit ertastet und zusammengeflochten hatte, um nicht wahnsinnig zu werden. Sie war in einer dunklen, stickigen Zelle aufgewacht und erst nach mehreren Stunden in Todesangst zur Ruhe gekommen. Es hatte Stunden gedauert, bis sie die Fesseln um ihre Hand- und Fußgelenke gelöst hatte, und eine weitere Stunde, den verzwickten Knoten an ihrem Knebel aufzunesteln. Sie hatten ihn in ihren Haaren verknotet! Wenigstens konnte sie sich jetzt frei bewegen. Sie betastete ihre wunden, blutigen Handgelenke. Ihr Mund fühlte sich nach dem Knebel völlig überdehnt an. Chloe schluckte den letzten Speicheltropfen hinunter, den sie hervorzubringen vermochte, und labte sich an der feuchten Spur auf ihrer trockenen Zunge. War sie schon seit Tagen hier, oder kam ihr das nur so vor?
    Sie war so durstig. Ihre Zunge fühlte sich so trocken an wie das Tuch, das man ihr in den Mund gestopft hatte. Reglos saß sie in der Dunkelheit und fragte sich, was wohl als nächstes kommen würde. Die »andere« war fast vollkommen verschwunden, ihre Gedanken und Traditionen hatten sich so in
    Chloes Geist eingefügt, daß sie die ständigen Beratungen nicht mehr nötig hatte. Trotzdem hätte sie etwas Gesellschaft brauchen können .
    Chloe tastete nach einem weiteren Grashalm und brach ihn automatisch in drei Teile. O Gott, Cheftu, dachte sie, bitte hilf mir!
    Lärm im Gang ließ sie innehalten. Sie hatte höchstens eine Fluchtchance, wenn sie den Wärter überraschte. Vorsichtig öffnete sich die Tür, und Chloe ging in die Hocke, ihren protestierenden Muskeln zum Trotz. Eine riesige Kushitin streckte einen langen Speer herein und zielte damit genau auf Chloes Brust. Sie winkte Chloe heraus, die sich erhob, immer dicht davor, aufgespießt zu werden. Sowie Chloe die Zelle verlassen hatte, wurde sie gegen die Wand geschleudert und bekam erneut die Hände gefesselt. Sie stöhnte vor Schmerz, als das frische Leder in die offenen Wunden biß. Ihre Augen brannten, als sie vorwärts, zur Haupthalle des Tempels, geschubst wurde.
    Hilf mir, dachte sie.
    Cheftu, Thutmosis und ein kleiner Trupp Wachsoldaten schlugen sich durch das dürre Gestrüpp an der Tempelseite. Der Bau lag zum Großteil unter der Erde, und die abbröckelnde Löwinnenstatue war halb hinter dem Unterholz verborgen.
    Nachdem sie die Wachsoldaten an strategischen Punkten postiert hatten, betraten Cheftu und Thut die dunklen Gänge. In Cheftus einwandfreiem Gedächtnis war immer noch die Karte gespeichert, die er einst als Sew-Priester zu sehen bekommen hatte, und so führte er Thut durch die Säulenhalle mit den halb verfallenen Pfeilern bis zum Quergang. Auf einmal hörten sie Stimmen hinter sich und konnten sich gerade noch in den Schatten drücken, ehe zwei riesige Frauen mit Chloe in ihrer Mitte um die Ecke kamen.
    Nur Thuts feste Hand auf seinem Arm hielt Cheftu davon ab, vorzuspringen und Chloe zu befreien. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, und er sah, daß man ihr die Arme auf den Rücken gefesselt hatte, am Ellbogen wie an den Handgelenken, so wie der Pharao Fremde band. Die Männer folgten den drei Frauen mit einigem Abstand. Die Stimmen vor ihnen wurden lauter, und Cheftu bemerkte entsetzt, daß sie den Ruhm von Rache und Blut besangen. Es war ein grauenhaftes, archaisches Lied, ganz anders als alle Musik, die er bisher in Ägypten gehört hatte.
    Thut packte Cheftu am Arm und hielt ihn davon ab, in die Haupthalle zu stürmen. Statt dessen drückten sie sich im Schatten der Säulen an der Wand entlang. Der Gesang war verstummt, und nun nahm eine der Priesterinnen auf einem silbernen Schemel Platz. Sie trug eine weiße Robe und eine Sech-met-Maske. Cheftu entsann sich, sie und die Maske bereits einmal gesehen zu haben - im Tempel-des-Kas-Ptahs in Noph. Sie war die Inkarnation Sechmets gewesen und hatte in Ra-Ems Handgelenk gebissen, ein bizarres Ritual, wie er damals gefunden hatte. Und jetzt wußte er auch, warum: Sie war wahnsinnig.
    Man schnitt die Fesseln von Chloes Armen, und Chloe keuchte vor Schmerz, als die Lederriemen abgezogen wurden. Ein paar Sekunden sah Cheftu nur noch rot, als er das eisige Lachen der

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