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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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als er einmal mit Makab zusammen erschienen war, hatten die beiden Chloe vollkommen ignoriert und statt dessen Wetten darauf abgeschlossen, welcher Adlige von der Jagd mit Pharao - ewig möge sie leben, verdammt noch mal! -mit einem Löwen als Trophäe heimkehren würde.
    Sie verbrachte die milden Wintertage damit, durch den Tempel in all seiner Pracht zu wandern - eine Pracht, gegen die sich selbst Hollywood auf LSD wie ein alter SchwarzweißFilm ausnahm.
    Überall glitzerten Edel- und Halbedelsteine. Sie hatte erfahren, daß jedes einzelne Auge, das man in der Säulenhalle sehen konnte, eine Einlegearbeit aus Onyx war. Jede Abbildung des
    Gottes Amun war mit Lapis, Karneol und Feldspat verziert. Der ithyphallische Gott Min stellte ein goldbeschlagenes Kondom zur Schau.
    Für die Ägypter waren all dies echte Neu-Schöpfungen ihrer Götter und Göttinnen, und jede einzelne davon war auf magische Weise mit Leben beseelt. Dieselbe Magie wurde auch bei den Toten während der Mundöffnungs-Zeremonie angewendet, wodurch es ihnen möglich wurde zu riechen, zu hören, zu essen und sich zu bewegen, ja, sogar einander zu lieben wie im Leben.
    Eines Tages wanderte Chloe durch den Säulengang zum Tempel Thutmosis des Ersten - der noch viele Jahre lang nicht fertiggestellt würde, obwohl der Pharao mittlerweile vor beinahe 40 Überschwemmungen zu Osiris geflogen war -, als sie etwas gleißen sah. Pharao Hatschepsut, ewig möge sie leben!, ließ dort ihre Obelisken aufstellen und mit Elektrum überziehen, einer unbezahlbaren Legierung aus Gold und reinem Silber. Weil die Obelisken sich über das Dach des Tempels erhoben, hatte man das Dach einfach abgerissen, so daß die metallbeschlagenen pyramidenförmigen Spitzen den türkisen Himmel durchstachen.
    Auf der Baustelle hasteten unzählige schwitzende, dunkelhäutige Ägypter hin und her. Ab und zu wagten sie einen verstohlenen Blick auf Hat, die wie ein Löwe im Käfig auf und ab marschierte. Mit einer Kombination von Seilen, Flaschenzügen und Muskelkraft wurden die Obelisken in ihren Sandgruben aufgerichtet. Chloe gab sich alle Mühe, unsichtbar zu bleiben, doch die schwarzen Augen Senmuts, des Architekten und Großwesirs, spürten sie auf, und man bat sie höflich zu gehen -natürlich nur zu ihrer eigenen Sicherheit.
    Noch Tage danach ereiferte man sich am Hof darüber, daß die Armee keine neuen Brustpanzer bekommen sollte, nur damit Pharao Monumente errichten konnte, mit denen ihrer heiligen Empfängnis, Geburt und ihrem Leben gedacht werden soll-te. Soweit Chloe es mitbekam, hatte die Armee seit Monaten kein neues Material mehr erhalten, weil Pharao viel mehr daran gelegen war, längst aufgegebene Tempel zu verschönern, als das ägyptische Imperium zu vergrößern, was mit ein Grund dafür war, daß Thutmosis III., ihr Neffe, an Hats Leine zerrte. Er wollte neue Länder erobern und als Pharao neue Kriegsbeute nach Ägypten bringen.
    Offenbar hatte Hatschepsut ihrem Land eine lange Friedenszeit gebracht, doch das Volk wollte Krieg. Mit jedem Tag wuchs Hatschepsuts Paranoia vor dem jungen Mann in Avaris, der eines Tages auf ihrem Thron sitzen würde. Man war allgemein der Meinung, daß Hat sich schon vor vielen Jahren damit begnügt hätte, Gemahlin eines Pharao zu sein, wäre Thut III. ihr eigener Sohn gewesen. Doch ihr Haß auf Thut III. und ihr noch größerer Haß auf seine Frau Isis, die von einfacher Herkunft war, hatte ihr keine Wahl gelassen, als bis zu ihrem Tod weiterzuregieren.
    Basha war Chloes einzige Dienerin. Sie widmete sich meist ihren Arbeiten und verbrachte nur wenig Zeit mit ihrer Herrin. Chloe ruhte, las und übte sich im Schreiben - eine Sache, bei der ihre Erinnerung sie nicht im Stich ließ.
    In ihrer Not probierte sie sogar zu sticken. Offenbar hatte nur Cammy die Gene dafür.
    Chloe fertigte sich einen Skizzenblock, um einige der Wunder um sie herum aufzuzeichnen, doch Basha war derart entsetzt gewesen, als sie Chloes Werke gesehen hatte, daß sie nur noch heimlich zeichnete. Sie hatte schreckliche Angst davor, daß man ihr Geheimnis aufdeckte. Daß sie nicht wußte, welche Konsequenzen das hätte, machte ihr noch mehr angst.
    Ihr war richtiggehend schlecht vor Angst; am schlimmsten war es gewöhnlich morgens. Später am Tag vertilgte sie alles, was ihr serviert wurde: gebratenes Wild, Fisch, Brot, frisches Obst und Gemüse. Zeitreisen machten offenbar hungrig - nicht daß sie zuvor unter mangelndem Appetit gelitten hätte. Einmal hatte Cheftu sie

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