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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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und der bärtige Diener den Leichnam heraus und trugen ihn zu einer nahen Tür, durch die man auf eine schmale Gasse kam.
    Dann eilten sie wieder nach vorn, um die Überreste eines namenlosen Bauern hereinzuholen, der auf diese Weise in der Nachwelt als wohlhabender Geschäftsmann leben würde. Der Mann hielt die Fackel hoch - er hatte gute Arbeit geleistet, als er den Leichnam des Bauern in Leinen gewickelt hatte, es sollte also niemand Fragen stellen. Da die Eingeweide nicht entnommen waren, würden sich die Priester auch nicht an dem
    Verrottungsgestank stören.
    Er löschte das Licht, dann flohen sie von diesem Ort des Todes und trugen die Leiche den Wadi hinauf, an der Stadt der Toten vorbei und tief ins Reich Meret Segers: »Sie, die Stille liebt«, die Wächterin des Tals der Könige.
    Nach stundenlanger Wanderung traten sie in eine kleine Höhle, ein Loch in der Erde. Hastig legten sie den Leichnam auf dem Boden ab und bedeckten ihn mit Staub und Ostraka-Scherben. Der Bärtige beobachtete, wie sein Begleiter eigenartige Gesten über dem Grab ausführte und in einer so fremden Sprache flüsterte, wie er sie oder ihresgleichen noch nie vernommen hatte. In seinem Herzen betete er für die Seele seines verstorbenen Herren. Als der Mann zum Ende gekommen war, bedeutete er dem Sklaven, ihm voran aus der Grabkammer zu gehen. Im letzten Fackellicht zog der Mann einen Ankh mit gebrochener Schlaufe heraus, wodurch das Zeichen wie ein Kreuz aussah, und schob ihn unter die Ostraka.
    »Memento, homo quiapulvis es, et inpulverem revertis. Allez avec Dieu, mon ami.«
    Er bekreuzigte sich und verließ, wieder als Ägypter, das dunkle Grab.
    Das Mädchen erhob sich aus dem Bett seiner Geliebten und entfernte sich aus dem Blick, in dem sie solche Leidenschaft gesehen hatte. Die Zeit der Trennung war gekommen. Das Mädchen biß sich auf die Lippe und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Bis in die früheste Kindheit zurück reichte ihre Erinnerung an die beiden Priesterinnen: eine gütige und eine grausame. Ihr ganzes Leben hatte sie der einen voller Furcht gedient und war der anderen voller Liebe gefolgt. Ihre Herzensschwester hatte sie angeleitet und unterwiesen. Sie hatte sie gerettet, und ihr schuldete die junge Frau das Leben.
    Darum geschah das winzig kleine Opfer, das sie bringen würde, zum Ruhme Ägyptens. Schreckliche Katastrophen waren geweissagt worden. Ihre Herzensschwester sagte, sie könnten nur abgewendet werden, wenn die Priesterschaft und der Thron gereinigt würden. Das Mädchen würde, obwohl es an einem weniger heiligen Tag geboren war, am Kreis der Abwehr teilhaben. Konnte sie eine größere Gnade erbitten? Sie schluckte und wischte sich vergebens mit den Fingern unter den Augen entlang, während sie ihre Waschungen durchführte.
    »Du verstehst doch, oder nicht?« fragte ihre Geliebte, die das Mädchen beobachtete. »Sie ist von Hathor auserwählt. Aber falls sie ihre Gelübde gebrochen hat und den Sproß eines Dämons in sich trägt, mußt du Sechmet werden! Er muß vernichtet werden, um jeden Preis! Nur durch ihren Tod können wir unser Volk retten! Sonst wird die Göttin unser aller Leben als Gegenwert fordern!«
    Das Mädchen hatte die schlichte Schärpe ihres Gewandes fertig gebunden und stieg in ihre Sandalen. »Sie ist so mächtig, Geliebte«, sagte sie mit bebender Stimme angesichts dieser Aufgabe. »Wird Amun-Re sicher sein ohne ihren Schutz?«
    Mit zornsprühenden Augen und nacktem, makellosem Leib im hereinsickernden Mondlicht erhob sich die Frau auf der Liege. Ihre Stimme war ruhig. »Hilft es Amun-Re, wenn ihre Gebete entweiht sind? Wenn dieselben Gliedmaßen, mit denen sie die heiligen Tänze ausführt, sich auch mit dem Unreinen verbinden?« Sie zuckte mit den Achseln. »Es ist nur für kurze Zeit. Das Große Haus sorgt bereits dafür, daß eine Nachfolgerin ausgebildet wird.«
    Das Mädchen duckte sich unter dem Gift in der Stimme ihrer Geliebten. »Es wäre hoffnungslos, das verstehen zu wollen, doch ich werde tun, was du befiehlst, Herrin. Ich kenne keinen größeren Wunsch, als daß du weiterhin Vergnügen an mir findest und mit mir zufrieden bist.« Sie ließ sich zu Boden fallen, bis sie eine sanfte Hand auf ihrem Kopf spürte, die ihr über das Haar strich.
    »Erhebe dich, meine Teure. Zittere nicht. Sie hat keine Macht mehr über dich. Sollte sie dir nochmals weh tun, dann sag es mir, und ich lasse sie dafür bezahlen.« Das Mädchen nickte bebend. »Und nun, da Re sich noch

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