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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Situationen gab, in denen sich auch ein friedfertiger Mann blitzschnell in einen Kämpfer verwandeln mußte. Ohne sein Pangamot wären sie beide nicht mehr am Leben. Garibaldi hätte seine beiden Gegner im Handumdrehen töten können. Er hätte den Killer mit dem lackierten Stock umgebracht, wenn sie ihn nicht daran gehindert hätte. Als er darauf verzichtete, stellte er unter Beweis, daß er die tödliche Kraft, die er kultivierte, wirklich unter Kontrolle hatte. Seitdem fiel es ihr sehr viel leichter, ihm wirklich zu vertrauen…
    »Wir müssen so schnell wie möglich wieder ins Internet«, sagte sie leise mit einem Blick auf den Laptop und schob die Erinnerung beiseite.
    Er nickte und drückte ihre Hand.
    Catherine schloß die Augen. War das alles nur ein böser Traum, aus dem sie nicht erwachen konnte?
    »Es ist alles meine Schuld«, murmelte Garibaldi kaum hörbar, als sie am Jefferson-Denkmal vorbeifuhren.
    »Ihr Freund Daniel hatte Ihnen gesagt, daß der Mann von Havers unter den Schaulustigen stand, als Sie beide das Lager im Sinai verlassen haben. Ich war ebenfalls dort. Der Killer muß mich in Santa Barbara wiedererkannt haben. Seitdem verfolgt er uns.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es wäre ein Schutz für Sie, wenn ich meine Soutane trage. Statt dessen habe ich eine klar sichtbare Spur hinterlassen.«
    Sie sah ihn an. »Woher haben Sie eigentlich das ganze Geld?« Er lachte verlegen. »Sie scheinen zu vergessen, daß die katholische Kirche unbegrenzten Kredit hat.«
    »Wo haben Sie Ihre Uhr?«
    Er räusperte sich und blickte stumm aus dem Wagenfenster. »Sie haben Vater Pulaskis Uhr verkauft, nicht wahr?«
    »Bei unserer Ankunft im Atlantis habe ich in der Halle das Firmenschild eines Antiquitätengeschäfts gesehen, das rund um die Uhr geöffnet ist. Die Kunden sind natürlich vor allem Spieler, die Geld brauchen. An dem Abend, als man mir die Brieftasche gestohlen hat, habe ich die Uhr verkauft.«
    »Aber sie hat Ihnen so viel bedeutet…«
    »Ich gestehe, ich habe etwas voreilig gehandelt. Aber ich war in Panik und dachte, wir brauchten das Geld.« Er zögerte. »Verstehen Sie, für alle Fälle. Außerdem glaube ich, daß Vater Pulaski nichts dagegen gehabt hätte.«
    Sie nickte und sagte dann lächelnd: »Haben Sie vielleicht daran gezweifelt, daß die Kirche Ihnen unbegrenzten Kredit einräumt?«
    Er lachte. »Sie sind wirklich mit Komplimenten nicht sparsam.« Catherine legte verstohlen die Hand an ihre Brust, wo das Jaguar-Amulett gehangen hatte. Auf der Suche nach Garibaldi war sie ebenfalls in dem Antiquitätengeschäft gewesen. Der Besitzer hatte ihr für den Maya-Anhänger nicht annähernd soviel bezahlt, wie er ihrer Meinung nach wert war. Aber sie wußte, daß Danno sie ebenfalls verstanden hätte. Das war immer so gewesen… Danno… Wieder stellten sich die Erinnerungen ungerufen ein.
    Sie steht während des Unterrichts auf einem Hocker vor der Klasse. Sie sieht, wie einem Jungen vor Mitgefühl die Tränen über die Wangen laufen. Sie spürt etwas Nasses an ihren Beinen. Der Junge ist Danno, und er wird sie später vor ein paar Raufbolden beschützen. Die anderen Kinder fangen an zu kichern und zu lachen. Catherine Alexander, die Neue, steht auf dem Hocker und macht in die Hose. Dann hört das Ge-lächter auf. Die Kinder verstummen, die Sache ist ihnen peinlich. Die Stille ist schlimmer als das Gelächter, denn Catherine weiß, die anderen wissen, daß sie sich schämt.
    Das Gästehaus befand sich in der N Street, ein paar Kreuzungen von der Georgetown-Universität entfernt.
    »Eine sehr gute Gegend«, sagte der Fahrer beruhigend, als er vor einem Reihenhaus im Föderationsstil anhielt. »Dort wird die eigentliche Politik gemacht!« Er deutete zum Ende der Straße, wo an einem Eck-haus teure Wagen und Limousinen vorfuhren, denen Damen in Abendkleidern und Herren im Frack ent-stiegen. »Hier, in dieser Gegend wohnt die Prominenz«, fügte er hinzu. In dem Prospekt, den Garibaldi vom Zimmernachweis am Flughafen mitgebracht hatte, stand, das Gästehaus gehöre zwei verwitweten Schwestern. Sie lebten im Untergeschoß, das zu einer Wohnung umgebaut worden war. Das Haus stammte aus dem Jahr 1790 und hatte eine interessante Geschichte. Im Erdgeschoß befanden sich ein elegantes Eß-
    zimmer, ein ruhiges Spiel- und Lesezimmer und ein geräumiges Wohnzimmer. Alle diese Räume standen den Gästen zur Verfügung. Im ersten Stockwerk gab es drei Zimmer mit Bädern. Im obersten

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