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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Skalpell herausschneiden. Philos warnte den Verletzten aber vor der Infektionsgefahr, vor dem Wundbrand und der Möglichkeit, daß er das Bein verlieren werde. Als ich das hörte, faßte ich mir ein Herz und sagte, es gebe eine andere Möglichkeit. Wir brachten den Verletzten auf meine Anweisung in den Garten zu einem Baum. Ich zog einen starken Zweig nach unten, befestigte eine Schnur daran und verknotete das andere Ende am Pfeilschaft. Als ich den Ast losließ, und er zurückschnellte, zog er den Pfeil mit sich. Es ging so schnell, daß der Mann staunend erklärte, er habe überhaupt nichts gespürt. Philos säuberte und verband die Wunde, und der Mann ging davon. Er würde sein Bein nicht verlieren.
    An diesem Abend kam Philos in mein Zimmer – denn wir hatten damals getrennte Schlafzimmer – und fragte mich, wo ich diese Methode gelernt hätte. Ich erzählte ihm von Satvinder. Wir blieben die ganze Nacht wach und redeten zum ersten Mal in unserer Ehe wirklich miteinander. Wir erzählten uns gegenseitig von den wunderbaren Dingen, die wir in Indien gesehen und erlebt hatten. Als der Morgen graute, liebten wir uns mit unseren Körpern und den Herzen.
    Unser Sohn wurde neun Monate später geboren. Und er war das schönste Kind, das es jemals unter den Menschen gegeben hat. (Perpetua schreibt: »Sabina lacht.«) Wir nannten ihn Pindar, nach dem Dichter. Ich brachte ihn zum Diakon der Gemeinde, und sie taufte ihn. Danach trugen wir ihn in den Tempel des Hermes Logos, wo die Priesterinnen unseren Sohn seg-neten und noch einmal tauften. Obwohl ich eine Anhängerin des Gerechten war, glaubte ich, wie viele andere der Gemeinde, immer auch noch an die Macht des Hermes und seiner Worte.
    Der Tag kam, an dem Cornelius Severus einen neuen Auftrag erhielt . Ich hoffte, er werde vielleicht zurück nach Antiochia versetzt werden, und ich würde endlich meine Heimat wiedersehen. Aber es sollte nicht sein. Als ich hörte, daß Britannien unser Ziel war, bekam ich Angst.
    Ich sagte zu Philos: »Britannien ist nahe der Rheingrenze. Wir haben jetzt ein Kind, an das wir denken müssen. Können wir Cornelius Severus nicht verlassen und nach Hause reisen?« Doch Philos hatte von riesigen Steinen gehört, die während des Goldenen Zeitalters, als die Menschen unter den Unsterblichen lebten, in Britannien aufgerichtet worden waren. Er sagte, wir hätten nichts zu befürchten, denn wir stünden unter dem Schutz des römischen Adlers.
    Und so schifften wir uns nach Britannien ein. Ich behielt Pindar, das Kind unserer Liebe, bei mir.

    Santa Fe, New Mexico
    »Jahrtausendtollheit und der Wahnsinn im Internet!« Erika unterbrach das Einpacken der Weihnachtsgeschenke, um die Fernsehnachrichten zu sehen.
    Die Sprecherin verriet durch ihr Lächeln, daß eine heitere Meldung folgen würde.
    »Die untergetauchte Dr. Catherine Alexander, nach der die Polizei bisher ergebnislos fahndet, wäre heute beinahe vom FBI festgenommen worden. Es stellte sich allerdings heraus, daß es sich nicht um die flüchtige Archäologin handelte, sondern um eine Hausfrau aus Seattle. Das FBI wurde heute morgen auf eine falsche Fährte gelockt, als die Behörde erfuhr, Dr. Alexander habe sich auf einem Kanal im Internet zu Wort gemeldet.«
    Der Kollege der Sprecherin fügte lachend hinzu. »Wie das FBI den Aufenthaltsort der Verdächtigen ausfindig gemacht hat, wollen wir kurz für alle jene erklären, bei denen das Computer-Zeitalter noch nicht begonnen hat. Was Sie im Augenblick auf Ihrem Bildschirm sehen, ist eine Wiedergabe des Textes, der heute morgen auf den Monitoren der Beamten erschien, die Internet überwachen.«

    «@CaAlex» Die Schriftrollen sagen den Weltuntergang voraus. Sie sagen auch, wann Jesus zurückkommen wird. Und wenn die Bullen mich nicht in Ruhe lassen, WERDE ICH
    DIE SCHRIFTROLLEN VERBRENNEN!»»»

    Es folgten Aufnahmen eines Hauses am See, das zwischen hohen Bäumen stand. Der Sprecher fuhr fort:
    »Das FBI verfolgte die Spur des Teilnehmers bis zu diesem abgelegenen Haus auf der Bainbridge-Insel.
    Die computerbegeisterte Besitzerin, Gastwirtin Barbara Young, erklärte, sie habe sich nur einen Spaß erlaubt.« Die Sprecherin wurde wieder eingeblendet. »Die Beamten des FBI fanden das nicht sehr lustig.
    Weitere Nachrichten zum Thema Jahrtausendwende…«
    Erika stellte den Ton ab und griff nach dem Geschenk für Miles. Dafür brauchte sie ganz besonderes Papier. Aber wie verpackt man den Titel eines Lords? Sie hatte Miles zum letzten

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