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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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sie. »Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis es bekannt wird. Du hast die Absperrungen und Warntafeln um den Grabungsplatz gesehen. Noch lassen sich die Neugierigen davon zurückhalten…« Catherine nahm sich nicht die Zeit, ihre Sachen sorgfältig zu packen. »Ich vermute, Hungerford hat geplaudert. Mr. Mylonas vom Hotel Isis hat mir ausrichten lassen, daß jemand von der Behörde unterwegs hierher ist. Der Beamte wird vermutlich noch heute abend eintreffen, aber dann möchte ich nicht mehr hier sein. Ich hoffe, ich kann verschwinden, während alle beim Abendessen sind. Bei den Einheimischen ist abends immer irgendein Fest. Ich denke, es wird auch heute abend genug Ablenkung geben.«
    »Warum mußt du dich wie ein Dieb davonstehlen?«
    »Ich brauche Zeit und muß Ägypten verlassen haben, bevor jemand nach mir sucht.«
    »Cathy, ich verstehe dich nicht…«
    Sie richtete sich auf und ging zu der verhüllten Arbeitsplatte. Vorsichtig nahm sie das Laken ab und sagte:
    »Hier!« Catherine hatte die Schriftrollen ordentlich nebeneinandergelegt. Das erste ›Buch‹ war entfaltet.
    Als Daniel an den Tisch trat, erklärte ihm Catherine, wie sie das Jesus-Fragment an die erste, nicht vollständige Seite des vermutlich ›ersten Buchs‹ gelegt hatte. Wie nicht anders zu erwarten, paßten die beiden Teile nahtlos aneinander. Sie hatte eine Glasplatte über die wieder vollständige Seite gelegt. Daniel beugte sich ehrfürchtig über das Blatt. »Warum sprichst du immer von ›Schriftrollen‹?«
    »Sieh dir die Enden an. Es sieht aus, als seien sie an runden Holzstäben befestigt gewesen. Später hat man offenbar die Holzstäbe entfernt und die einzelnen Schriftrollen wie ein Akkordeon zu einem ›Buch‹ gefaltet.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, wurde die Schriftrolle um das zweite Jahrhundert allmählich durch den Kodex ersetzt. Man hat angefangen, beschriebene Seiten zu falten und am Rand zu befestigen…«
    »Ja, aber in diesem Fall sind die Seiten nicht seitlich befestigt, und es sind keine einzelnen Blätter. Trotzdem sehen sie für uns wie Bücher aus. Ich habe mich gefragt: Warum hat man die Holzstäbe entfernt und die Schriftrollen gefaltet?« Er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Und was meinst du?«
    »Um sie leichter transportieren zu können«, antwortete Catherine. »Schriftrollen sind empfindlich und nicht so einfach zu verbergen. Ein flaches Buch dagegen kann man ohne weiteres unter einem weiten Gewand verstecken.«
    »Willst du damit sagen, die Besitzer dieser Schriftrollen wurden verfolgt?«
    »Möglicherweise. Siehst du, ich habe die Schriftrollen so nebeneinandergelegt, wie man sie vermutlich lesen muß. Das erste Buch beginnt wie ein Brief und scheint die Geschichte einer Frau zu erzählen. Die anderen fünf«, sie deutete auf die gefalteten Papyri, »habe ich noch nicht aufgeklappt.«
    Daniel blickte wie gebannt auf den entfalteten Papyrus, der über einen Meter lang und dicht mit schwarzen Buchstaben beschrieben war.
    »War noch etwas in dem Korb?«
    »Nein…«
    »Hast du das alles schon übersetzt?«
    »Nur die erste Seite.«
    »Und?« Sie reichte ihm den Notizblock. Er sah die ersten Worte: ›Von Sabina…‹
    »Lies die Stelle, die ich gelb markiert habe.«
    Hungerford musterte die beiden Fremden und ließ sich in den angebotenen Sessel fallen. »Ich muß gestehen, ich hätte nicht so schnell mit einer Antwort gerechnet. Vor allem nicht mit zwei Landsleuten.«
    Nachdem Dr. Alexander mit dem Jesus-Fragment in ihrem Zelt verschwunden war, kam Hungerford zu dem Schluß, daß sie. zwar hübsch sein mochte, aber nicht lügen konnte. Im Hotel Isis hatte er sich mit dem Stellvertreter von Mr. Mylonas unter vier Augen unterhalten und dabei den Namen eines Mannes in Kairo erfahren. Es war ein Händler für ›private Altertümer^ wie Ramesch es ausgedrückt hatte. Hungerford hatte den Händler auf der Stelle angerufen, ohne jedoch allzuviel zu sagen. Er unterließ es natürlich, die Archäologin zu erwähnen, aber er sprach von ›einem Papyrus-Fragment, in dem Jesus erwähnt wird‹, damit er den Mann auf die richtige Spur setzte. Der Händler versprach, sich wieder bei ihm zu melden.
    Hungerford war angenehm überrascht, als man ihm ein paar Stunden später aus dem Hotel die Nachricht überbrachte, ein ›Sammler‹ interessiere sich für das Fragment. Nachdem die Archäologin mit einem geheimnisvollen Korb aus dem unterirdischen Gang zurückgekommen war, hatte er sich sofort in seinen

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