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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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Mutter lag. Von da an strahlte aus ihr ein neues Licht. Sie wurde wieder glücklich und jung.
    Der Mann auf dem Platz hatte über viele Dinge gesprochen, die wir nicht verstanden. Er sagte: »Rache steht nur Gott zu«, und man fragte ihn: ›Welchem Gott?‹ Er antwortete: ›Es gibt nur einen Gott.‹
    Er sagte: ›Wir müssen verzeihen‹, und man fragte ihn: ›Warum sollen wir verzeihen?‹ Er antwortete:
    ›Nur so könnt ihr euch retten. Wer diesen Glauben annimmt, wird zu einem Wanderer auf dem Weg.‹
    Der Mann sprach dann von einem Königreich, das in uns allen ist. Man fragte ihn: ›Was ist das für ein Königreich‹ und er antwortete: ›Das Königreich des Himmels.‹
    Man fragte ihn: ›Was ist das für ein Himmel?‹ und er antwortete: ›Dorthin werdet ihr gehen, nachdem ihr gestorben seid.‹ Man fragte ihn: ›Sprichst du vom Leben nach dem Tod?‹ und er antwortete: ›Ja.‹
    Einige machten sich über ihn lustig und riefen: ›Du sagst, das Leben nach dem Tod sei in uns. Soll das heißen, wir sind bereits tot?‹
    Die einen lachten, aber die anderen hörten schweigend zu. Und der Mann sagte: ›Wir sind nicht tot, aber wir werden sterben. Wir stehen im Augenblick der Geburt auf der Schwelle des Todes. ‹
    Man fragte ihn: ›Wie gelangen wir in dieses Königreich‹ und er erinnerte sie daran, jeder möge dem Nächsten in seinem Herzen vergeben.
    jemand in der Menge fragte: >Was geschieht, wenn man vergibt^ und er antwortete: ›Man findet die Einsicht, denn nichts geschieht zufällig. Alles ist Teil eines größeren Ganzen. Was geschehen soll, wird geschehen. Durch Verzeihen und Einsicht werdet ihr Freiheit und frieden finden. Und mit dem frieden kommt das Licht.‹
    Ich stellte fest, daß dies der Wahrheit entsprach, denn ich sah, wie sich meine Mutter veränderte.
    Danach gingen wir jeden Tag zu diesem Platz, und schließlich luden wir den Mann ein, in unser Haus zu kommen. Wir versammelten unsere Dienstboten und Sklaven, unsere freunde und Nachbarn, und wir lauschten seinen Worten. Wir stellten fragen über alles, was unsere Herzen beschwerte, denn damals war das Leben im ganzen Reich von vielen Gefahren bedroht. Und er ermahnte uns: ›Der Gerechte sagt: Suchet, und ihr werdet finden. Klopfet an und euch wird aufgetan.‹
    Das Wichtigste, was der Mann uns sagte, war jedoch dies: ›Der Gerechte hat den Tod überwunden‹
    Der Mann blieb als Gast in unserem Haus und lehrte uns das Wissen des Gerechten.
    Er heilte die Kranken und half den Bekümmerten, so wie er es bei seinem Lehrer gelernt hatte, und mir wurde bewußt, daß der Gerechte, von dem er so oft sprach, der Mann war, den wir in der Wüste
    ]udäas gehört hatten.
    Wir fragten unseren Gast: ›Wann wird das Ende der Welt kommen? Heute? Morgen? Noch zu unseren Lebzeiten^, denn im Reich gab es viele Kriege, an den Grenzen brachen Seuchen aus, und in den Ko-lonien rebellierten die Stämme gegen ihre Herren. Die Menschen in den Städten waren unzufrieden, und sie hatten Angst. Jeder verriegelte nachts die Tore, und keiner schenkte dem anderen Vertrauen.
    Unser Gast antwortete: ›Ihr werdet das Ende an den Zeichen erkennen. Ich verspreche euch, einem jeden werden die Zeichen offenbart werden.‹
    Meine Mutter sagte zu mir: ›Das ist der richtige Glaube, Sabina, denn der Gerechte ist Gottes Sohn.
    Wir müssen die Botschaft so weit wie möglich verbreiten, damit viele den Weg finden.‹ Und so entstand eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, die dem Weg des Gerechten folgten. Die Versammlungen fanden in unserem Haus statt. Von Perpetua erfahre ich, daß sich das inzwischen wegen der Verfolgungen geändert hat. Aber damals wurden wir nicht angegriffen. Wir konnten uns ungehindert treffen. Wer wie meine Mutter die wöchentliche Lesung der Botschaft übernahm und das Liebesmahl vorbereitete, erhielt die Würde eines Diakons. Die Menschen kamen aus allen Teilen der Stadt, denn sie wollten die Botschaft hören. Die Zahl unserer Mitglieder wuchs, und bald mußten die Versammlungen im freien stattfinden. Meine Mutter übertrug immer mehr Mitgliedern die Diakonswürde, damit sie ebenfalls Versammlungen abhalten konnten. Auf diese Weise wuchs die Gemeinschaft weiter und zählte immer mehr Mitglieder.
    Mein Vater ließ sich jedoch nicht zum Weg des Gerechten bekehren.
    Erst Jahre später fand ich in meinem Leben die Lösung für einen anderen Teil des Rätsels… Ja, ich spreche bewußt von einem ›Rätsel‹ und meine damit das große

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