Die Prophetin
seiner Begleitung weniger Aufmerksamkeit schenken.«
Catherine ließ die Zeitung sinken. Sie kämpfte mit den Tränen. Verzeih mir, Danno, dachte sie verzweifelt. Ich kann der Polizei nicht sagen, unter welchen Umständen du gestorben bist. Wenn ich mich anonym melde und sage, daß Miles Havers hinter dem Mord steckt, werden sie es nicht glauben. Wenn ich mich als Zeugin bei der Polizei melde, wird man mich verhaften, man wird mir die Schriftrollen abnehmen, und dann war dein Tod völlig sinnlos.
Noch nie im Leben hatte sich Catherine so hilflos gefühlt. »Wir sollten so schnell wie möglich losfahren«, sagte Garibaldi leise. »Sind Sie fertig?«
Catherine sah den großen Mann in der schwarzen Soutane an und fragte: »Warum bleiben Sie bei mir?«
Eine gewisse Bitterkeit lag in ihrer Stimme, als sie hinzufügte: »Sie glauben nicht, daß Miles Havers hinter mir her ist.«
»Sie irren sich, jetzt glaube ich Ihnen.« Er verschloß die Reisetasche. »Während Sie schliefen, habe ich im Internet nach Zeitungsphotos von Havers gesucht. Auf den Photos ist im Hintergrund ein Mann zu sehen, auf den Ihre Beschreibung des Killers paßt, der Ihren Freund ermordet hat.«
»Sie glauben mir wirklich?«
Er nickte. »Wir sollten so schnell wie möglich hier weg.«
»Wird man sich in Ihrer Gemeinde nicht Gedanken machen? Werden Sie nicht erwartet?«
»Ich habe noch ein paar Tage Urlaub.«
»Und dann?«
»Dann werde ich mir etwas einfallen lassen.« Sie sahen sich zuerst vorsichtig auf dem Parkplatz um. Abgesehen von ein paar verschlafenen Gästen und einem Lkw-Fahrer, der den Luftdruck der Reifen überprüfte, war an diesem grauen Morgen wenig los. Garibaldi hatte bereits die Rechnung bezahlt. Deshalb mußte Catherine nicht noch einmal in das Büro. Sie stiegen ungesehen in den Wagen. Als Garibaldi den Motor anließ, fragte er Catherine: »In welche Richtung fahren wir?«
Aber sie hörte seine Frage nicht. Sie hielt die Zeitung in den Händen und dachte an die kleine, unauffällige Meldung auf Seite drei.
Danno, der Einzelgänger, der sich von nichts entmutigen ließ, lag kalt und starr in einer Leichenhalle.
Er hatte nicht einmal mehr Gelegenheit, mir etwas von seinen neuesten Erkenntnissen über die Maya-Wandbilder zu erzählen…
Eine Hand legte sich auf ihren Arm. Sie hörte Garibaldis Stimme: »Ist alles in Ordnung?«
Catherine stellte fest, daß ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Entschuldigen Sie«, flüsterte sie. »Ich habe an Danno gedacht. Er dürfte nicht so allein sein.«
»Er ist nicht allein. Daniel ist in Gottes Hand.« Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Wenn ich das nur glauben könnte…«
»Hören Sie, Daniel war nach Ihren eigenen Worten ein gläubiger Katholik. Sein Glaube führt ihn zu Gott.
Das sollte auch Sie trösten.«
»Er ist ohne die Letzte Ölung gestorben. Was bedeutet das für seine Seele?«
»Entscheidend ist der Entwicklungsstand seiner Seele im Augenblick des Todes. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?«
»Ich… ich weiß nicht«, murmelte Catherine. »Es gab einmal eine Zeit, da habe ich nicht daran gezweifelt.
Heute bin ich nicht so sicher. Manchmal glaube ich, was nach dem Tod mit uns geschieht, muß schrecklich und beängstigend sein.«
»Haben Sie Angst vor dem Tod?«
Sie ließ den Kopf sinken und flüsterte kaum hörbar: »Ja…« Er wartete geduldig, ob sie noch etwas sagen würde, aber als er feststellte, daß sie die Augen schloß, als verschließe sie ihm ihre Gedanken, sagte er:
»Wir sollten losfahren. Wir müssen einen Platz finden, an dem wir bleiben können, damit Sie die Schriftrollen übersetzen und ich wieder eine Online-Verbindung bekomme. Ich hoffe, daß uns das Internet auf eine heiße Spur zur siebten Schriftrolle führt. In welche Richtung fahren wir?« Catherine hob den Kopf und starrte durch die Windschutzscheibe in den grauen Tag. Sie drehte sich um und blickte in Richtung Süden, wo Santa Barbara und Malibu lagen und wo Julius lebte – dorthin, wo es Sicherheit und Wärme für sie gab.
»Die Killer, die Danno ermordet haben«, sagte sie mit kaum unterdrücktem Zorn, »werden nicht ungescho-ren davonkommen. Als Miles Havers beschlossen hat, den Kampf mit mir aufzunehmen, hat er einen Fehler gemacht, denn er handelt sich damit mehr ein, als er zu gewinnen hofft.«
»Also, in welche Richtung fahren wir?«
»Nach Norden«, sagte sie entschlossen.
»Gut, nach Norden.«
Während Garibaldi den Mustang zur Auffahrt des Highway
Weitere Kostenlose Bücher