Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
zitterte. »Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Ja«, erwiderte Chris, aber er rührte sich nicht.
    Ben wandte abrupt den Kopf und starrte in ihre Richtung. Dann setzte er sich wieder in Bewegung. Diesmal brauchte er sich nicht durch die Studenten zu drängen, jeder machte freiwillig Platz.
    Jay Bauer griff abermals nach dem Handy, den Blick auf Ben gerichtet. »Wo bleibt denn der verdammte Sicherheitsdienst?«, rief er, nachdem er offenbar eine Verbindung hatte. »Hier im R 13 dreht ein Student durch und ich kann nicht garantieren, dass das kein Amoklauf ist.«
    Benjamin beachtete ihn gar nicht. Er hatte wieder den Mittelgang erreicht und taumelte die Stufen herunter, bis er das Ende der Treppe erreichte. Er trat vorne ans Pult, und während er sich vor Schmerzen – oder vielleicht war es auch einfach nur die pure Verzweiflung – krümmte, schrie er weiter: »Oh ja, wir sind alle auf der großen Suche. Jeder von euch.« Seine Hand schnellte nach vorne und er deutete in die Reihen. »Du. Du. Und du. Aber ich – ich als Einziger suche nach der Wahrheit. Und nein, sie ist nicht das Licht, diese verfickte Wahrheit. Sie ist dunkel. Sie ist Nacht. Und deswegen wird keiner von euch verschont.«
    Es war Chris, der als Nächster versuchte, Ben zur Vernunft zu bringen. »He, Alter, krieg dich wieder ein. Dir geht’s nicht gut, aber das ist kein Grund, uns alle hier zu beschimpfen. David hat recht. Wir gehen jetzt einfach zu uns ins Apartment und reden über alles, okay?«
    Doch Benjamin reagierte nicht. Stattdessen fiel sein Blick auf Katie. Er machte vorsichtig einige Schritte, den Blick auf den Boden gerichtet.
    »Siehst du das auch? Er atmet, oder? Der Boden atmet.« Ganz plötzlich war seine Stimmung wieder umgeschlagen. Er bückte sich, begann, seine Schuhe auszuziehen und dann kam er die Stufen hoch, bis er direkt vor ihr stand.
    Julia stieß einen warnenden Laut aus, aber Katie schüttelte den Kopf. »Schon gut«, sagte sie. Sie hatte keine Angst. Das, was sie in Bens Augen las, war weniger Wut als Verzweiflung und Panik. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Tier, das sich gegen seine Angreifer wehrt. Aber Benjamins Feind war unsichtbar. Er kämpfte ganz offensichtlich gegen Mächte, die nur er kannte.
    Aus nächster Nähe sah er noch fürchterlicher aus als vorhin. Und er stank immer noch erbärmlich. Sein Haar stand wild und wirr vom Kopf ab und in einigen Strähnen klebte etwas Grünliches. Etwas, das Katie nicht anders interpretieren konnte, als dass er sich erbrochen hatte. Und er schwitzte fürchterlich.
    »Katie. Katie. Du musst mit mir gehen.«
    »Wohin?«
    Sein flackernder Blick jagte über die Sitzreihen hinüber zu den Fenstern. »Hoch. Hoch auf den Ghost.«
    Katie holte tief Luft. Tu einfach so, als wäre er normal. Nimm ihn ernst. Tu so, als sei sein Wahnsinn nicht vorhanden. Lass ihn spüren, dass du dich nicht vor ihm fürchtest.
    »Kein Problem, Ben. Sobald der Schnee dort oben verschwunden ist, brechen wir auf.«
    Für eine Sekunde schien Benjamin sich tatsächlich zu beruhigen. »Wir fliegen, oder? Wir fliegen auf den Ghost.«
    »Wenn du willst.«
    »Ich muss ihn finden, verstehst du?«
    »Wen denn, Ben?«
    Er hob die zitternden Hände, presste sie auf seine Ohren und starrte verzweifelt auf ihren Mund, als versuche er vergeblich zu verstehen, was sie sagte.
    »Paul Forster. Bring mich zu ihm.« Seine Stimme überschlug sich. »Er liegt dort oben. In einer Höhle aus Eis. Höhlen … überall. Er verfolgt mich. Und … sie.« Die Stille im Vorlesungssaal hätte man schneiden können.
    Katie sah, wie die Pupillen seiner Augen verschwanden und nur noch das Weiße zu erkennen war.
    »Du wirst mir …« Er keuchte, schien keine Luft zu bekommen. »… helfen, oder?« Ben griff nach ihrer Hand und ließ sie nicht mehr los.
    Sie nickte. »Ja.«
    »Versprichst du es mir?«
    Katie schluckte. »Ben, ich verspreche es dir.«
    Schnelle Schritte waren zu hören.
    Rufe im Gang.
    Ein Mann und eine Frau vom Sicherheitsdienst standen in der Tür.
    »Hilfe … ich brauche Hilfe. Paul. Müssen ihn finden. Er weiß alles.« Es war der letzte Satz, den Ben ausstieß. Im nächsten Moment schnellte er nach hinten, ein schreckliches Röcheln war zu hören und dann brach er direkt vor Katies Augen zusammen.
    Grace Dossier
    Film No. 7, Abschnitt 3:15/3:20
AUSS. GHOST – GERÖLLFELD – NACHMITTAG
    GRACE und KATHLEEN folgen der Gruppe der Bergsteiger. Von Weitem ist der Gipfel des Ghost zu erkennen. Dunkle Wolken ziehen

Weitere Kostenlose Bücher