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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Seehöhe war er unter dem Einfluss des sogenannten Pineapple Express innerhalb eines Tages geschmolzen. Der Pineapple Express, auch Kona-Sturm genannt, trat immer dann auf, wenn feuchte Warmluftmassen aus Hawaii auf die arktische Luft Kanadas prallten. Bis vorgestern hatten sich Regenfälle von tropischen Ausmaßen entladen, dann war plötzlich die Sonne hinter den Wolken hervorgekommen und heute hatte das Thermometer fünfzehn Grad erreicht – und das im Februar und auf zweitausend Meter Höhe!
    Katie sah auf die Uhr. Noch gut dreißig Minuten bis zu ihrem nächsten Seminar. Sollte sie noch einmal versuchen, ihn anzurufen? Katie wollte schon das Handy in die Hand nehmen, als sie aus den Augenwinkeln Julia und Chris erkannte, die Hand in Hand das Ufer entlangkamen. Als die beiden auf der Höhe ihrer Bank angekommen waren, nickte Katie ihnen zu.
    Chris ließ sich neben sie auf die Sitzfläche fallen und zog ihr einen Stöpsel aus dem Ohr. »Was hörst du?« Er horchte. »Oh, Robert Forster?«
    »Was dachtest du denn? Teenage Dream von Katy Perry?«
    Julia lachte leise, doch dann verzog sich ihr Gesicht. »Katie, hast du meine Notizen für den Französischkurs irgendwo gesehen? Sie sind seit heute Morgen spurlos verschwunden.«
    »Das höre ich jetzt schon seit Stunden.« Chris seufzte.
    »Ja! Weil du mir nicht sagen kannst, ob ich sie dabeihatte, als ich zu dir runterkam, oder nicht.«
    »Wenn du nachts an meinem Bett erscheinst, achte ich nur darauf, was du nicht anhast, Süße, und nicht, was du in der Hand hältst.«
    Katie hob ironisch die Augenbrauen, aber sie sparte sich einen Spruch. Normalerweise bereitete es ihr großes Vergnügen, Chris zu provozieren, vor allem, nachdem er sie damals auf dem Ghost einfach im Stich gelassen hatte. Doch dieser Tag … sie seufzte … war einfach zu sonnig für die üblichen Boshaftigkeiten.
    »Wo warst du eigentlich heute Morgen?«, wandte sie sich an Julia. »Wir wollten aufs Laufband, vergessen?«
    Julia blickte sie schuldbewusst an. »Wir haben verschlafen, tut mir leid.«
    Chris grinste. »Verschlafen?«
    Julia hob die Schultern und trug ein verlegenes Lächeln im Gesicht. »Ja, verschlafen.«
    »Seitdem Debbie nicht mehr über euch wacht, verschläfst du so gut wie jeden Tag«, gab Katie zurück.
    »Nur kein Neid!« Chris legte den Arm um Julia.
    »Gott, Chris«, Katie schüttelte gelangweilt den Kopf. »Meinetwegen könntet ihr es hier auf der Bank miteinander treiben, ich würde es nicht zur Kenntnis nehmen.«
    Ganz so war es nicht. Vor allem, wenn sie daran dachte, dass er immer noch nicht angerufen hatte. Außerdem störte sie etwas an der Beziehung zwischen Chris und Julia, heute mehr noch als früher. Nach der Sache am Remembrance Day schienen sie den Preis für das perfekte Paar gewinnen zu wollen und seit Weihnachten war es sogar noch schlimmer geworden. Irgendetwas war passiert, aber Katie war noch nicht dahintergekommen, was es sein könnte. Egal. Sie hatte ihr eigenes Geheimnis.
    »Sehen wir uns nachher im Seminar?«
    Katie nickte. »Viel Erfolg bei der Suche nach deinem Franz-Script! Vielleicht ist es wieder im Kühlschrank, wie neulich deine Formelsammlung«, rief sie Julia nach.
    »Sie war nicht im Kühlschrank …«, Julia winkte ihr zu, »sondern im Gefrierfach.«
    Wenn es weiter bei Katie so gut im Studium lief, würde sie Französisch doch als Schwerpunkt behalten. Seit dieses Arschloch von Professor ach so tragisch aus dem Leben geschieden war – oh, nein – Katie empfand kein Mitleid –, unterrichtete André Marot ihr Hauptfach. Am liebsten hätte sie diesen Professor heiliggesprochen, schon allein seiner Aussprache wegen. Ganz abgesehen davon, dass er keine öden Vorträge über einen mumifizierten Literaten hielt, der seiner Kindheit hinterhertrauerte.
    Katie wollte wieder die Stöpsel des iPods in die Ohren stecken, als das Handy an ihrer Hüfte vibrierte. Sie fischte das Telefon so hektisch aus der Tasche, dass es fast hinuntergefallen wäre. Bevor sie die grüne Taste drückte, atmete sie tief durch. Okay, Katie, er muss ja schließlich nicht hören, wie sehr du auf den Anruf gewartet hast.
    »Hi.«
    »Ist das alles, was dir dazu einfällt, wenn mein Name auf deinem Display erscheint? Hi?« Seine dunkle Stimme klang spöttisch.
    »Du weißt doch, ich gehöre zur Kategorie Stille Wasser sind tief . « Katie starrte auf den See hinaus, dessen wirkliche Tiefe niemand zu kennen schien.
    »Ich habe nicht viel Zeit und bin auch nicht

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