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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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auf.
    GRACE (rufend)
    Was meint ihr, wo Paul ist? Ich mache mir langsam Sorgen.
    STIMME (ruhig aus dem Off)
    Paul? Wer braucht schon Paul?
    (LACHEN)

    Super-8-Cartridge – Kodachrome 40

Kapitel 4
    Benjamin brach zusammen wie von einer Axt gefällt und ein heiseres Röcheln trat aus seiner Kehle. Seine Arme und Beine zuckten und Schaum drang aus seinem Mund. Dann – von einer Sekunde zur nächsten – hörte es auf und er rührte sich nicht mehr.
    Katie wurde übel.
    »Jesus«, murmelte jemand hinter ihr, »was hat der denn eingeworfen?«
    »Leute, was ist hier los?«, hörte Katie eine energische Stimme. Sie sah hoch und erkannte Miranda García. Die Sicherheitsbeamtin war südamerikanischer Abstammung, nicht älter als dreißig und nicht größer als ein Meter fünfundfünfzig. Katie kannte sie, sie unterhielten sich manchmal, wenn Katie frühmorgens vom Joggen kam und Mirandas Nachtschicht zu Ende war. Im Gegensatz zu ihren Kollegen hatte sie tatsächlich so etwas wie ein Herz.
    Während der zweite Security-Mann in sein Telefon sprach, eilte sie zu Benjamin. »Ein Arzt. Wir brauchen sofort Hilfe.« Sie gestikulierte ihrem Kollegen. »Sean, alarmieren Sie den Hubschrauber aus Fields.«
    David hatte sich bereits über Ben gebeugt, der bewusstlos am Boden lag. »Er bekommt keine Luft mehr! Hilf uns mal, Katie!«
    Katie reagierte nicht. Seit Sebastiens Unfall hatte sie nicht mehr so ein Gefühl von Angst erlebt. Nicht einmal, als sie Ana Cree aus der Eishöhle gerettet hatte. Der Drang, einfach wegzugehen, den Saal zu verlassen, war übermächtig. Sie wollte Bens Hand nicht halten. Sie wollte ihm nicht helfen. Er war nicht ihre Angelegenheit.
    Aber sie konnte sich nicht rühren. Sie hatte damals bei Sebastien nicht reagiert und bis heute hatten sie die Schuldgefühle deswegen fest im Griff.
    Oben an der Tür entstand ein kurzer Tumult, als die Krankenschwester Mrs Briggs hereintrat. Einen kurzen Moment später schob sie David beiseite. Ihr Spitzname war Vampir, und zwar nicht nur, weil sie jedem Patienten Blut abnahm, egal ob er hustete, eine Warze hatte oder sie mit Verdacht auf Lungenentzündung aufsuchte. Sie hieß auch noch genauso wie die Krankenschwester in Bram Stokers Dracula.
    Die Sanitätsstation des Colleges war rund um die Uhr mit einer Krankenschwester besetzt und Montag bis Freitag war vormittags ein Arzt anwesend. Doch inzwischen war es fast vier Uhr nachmittags.
    Mrs Briggs kniete neben Benjamin, der sich noch immer nicht rührte.
    Kein gutes Zeichen.
    Sie klopfte ihm auf die Wangen: »Können Sie mich hören?«
    Es schien Katie, als hätte Benjamin sich kurz bewegt. Er wollte seinen Kopf heben, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Er fiel erneut in diese seltsame Starre.
    Die Krankenschwester nahm eine dünne Taschenlampe aus der Brusttasche ihres Kittels und leuchtete Benjamin in die Augen. »Die Pupillen reagieren kaum auf Licht. Und er scheint uns weder zu hören noch zu sehen. Er ist katatonisch. Weiß jemand, ob er Drogen genommen hat? Und wenn ja, welche?«
    Sie fasste Benjamin an Kinn und Stirn und drückte behutsam seinen Kopf nach hinten. Dann beugte sie sich mit dem Ohr über ihn. »Er atmet noch. Wir müssen die Atemwege frei halten.« Sie wandte sich an die Sicherheitsbeamtin. »Der Hubschrauber ist verständigt? Er muss sofort in die Klinik gebracht werden.«
    »Schon unterwegs.« Der zweite Security Guard meldete sich zu Wort. »Die Kollegen sprachen von einer Viertelstunde.«
    David hatte Katie unterdessen zur Seite gezogen. Seine Nase war noch immer blutig, aber er kümmerte sich nicht darum.
    Sie runzelte die Stirn. »Was ist?«
    Er machte eine Kopfbewegung Richtung Flur und sie folgte ihm.
    »Schau mal.«
    »Was?«
    Er reichte ihr einen Fetzen Papier.
    »Das hat Benjamin verloren.«
    »Was ist damit?«
    »Lies selbst.«
    Katie öffnete den zerknüllten Streifen Papier, warf einen Blick darauf.
    Regen. Regen. Regen. Riesentropfen. Große wie Seifenblasen.
    Paul ist immer noch verschwunden.
    Paul ist immer noch verschwunden?
    Welcher Paul? War damit der Duke gemeint? Oder der Paul, der oben in der Gletscherhöhle lag? Und woher hatte Benjamin überhaupt diese Notiz? War er deshalb über sie hergefallen? Weil er ihr Gespräch belauscht hatte?
    »Was bedeutet das?«
    David zuckte mit den Schultern.
    »Wo bleibt denn der Hubschrauber?«, hörte sie jemanden sagen. War es Julia? Rose? Oder Mrs Briggs? Sie wusste es nicht, aber irgendwie dachte Katie: Es hat alles mit diesem Fetzen

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