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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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immun, widerstandsfähig.
    Nonsens.
    Sie war nicht im Geringsten abgestumpft. Im Gegenteil. Sie war zur Expertin für Unglücke geworden, die einem Menschen zustoßen konnten. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie mit dieser Erkenntnis umgehen sollte.
    »Er wird nicht sterben«, mischte sie sich in die Unterhaltung ihrer Zimmergenossinnen ein.
    »Woher willst du das wissen?«, flüsterte Rose.
    »Ich weiß es.«
    Nichts wusste sie, außer dass Benjamin die meiste Zeit irgendetwas rauchte oder einwarf. Aber er nahm schließlich kein Crack oder spritzte sich Heroin. Wobei – bei den synthetischen Drogen konnte man nie sicher sein. Ecstasy hatte genug Todesfälle verursacht, da brauchte man sich nichts vormachen.
    Und in seiner Akte fand sich eine lange Liste von Vergehen gegen die Collegeordnung:
    Alkohol im Apartment.
    Kiffen auf dem Dach der Schwimmhalle.
    Verpasste Prüfungen.
    Ungenügende Teilnahme an den Seminaren.
    Benjamin war nicht Katies Freund, aber es verband sie das Erlebnis auf dem Berg. Er war einer von ihnen.
    Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten in der Ebene ist eine Gerade.
    Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen konnte ein Versprechen sein, auch wenn man es nicht freiwillig gegeben hat.

Grace Dossier
    Aus dem Notizbuch von Frank Carter
    3. Tag
    Regen. Regen. Regen. Riesentropfen. Große wie Seifenblasen.
    Paul ist immer noch verschwunden.
    Aber die ängstliche, bedrückte Stimmung hat sich in Luft – oder besser Rauch – oder Rausch? – aufgelöst.
    Der Qualm in der Hütte ist grässlich. Aber das Holz ist nun mal feucht bei dem Pisswetter. Wir werden vermutlich an Rauchvergiftung sterben.
    Grace und Kathleen sind im totalen Lachflash. Sie können nicht mehr aufhören, während Mark und Eliza ineinander verschlungen auf der Bank sitzen und hinaus in den Regen starren.
    Ich liege auf dem Matratzenlager im unteren Raum der Hütte. Oben ist es kalt und klamm.
    Milton zieht dreimal kräftig durch und starrt mich misstrauisch an. Mann, seine Augen sind so rot, als ob sie glühen, und die Pupillen so fett, dass ich echt Schiss habe, die Augen könnten platzen.
    »Was?«, fragt er.
    »Nichts.«
    Martha neben mir presst ihren nackten Oberschenkel an meinen. Heute Nacht ist sie zu mir in den Schlafsack gekrochen und ich kann nicht sagen, dass ich es wirklich genossen habe. Sie ist zu anhänglich und, Mann, sie tut so, als wäre das so was wie unser Honeymoon. Als wäre sie mein Typ mit ihren breiten Hüften und dem Birnengesicht. Ihrer Aussage nach stammt sie von Indianern hier aus der Gegend ab. Von wegen. Dafür ist sie viel zu sehr Bleichgesicht als Rothaut.
    »Oh, mein Gott. Habt ihr euch wieder mal die Birne zugedröhnt?«
    »Biiirne zugedröööhnt«, wiederholt Kathleen, lacht, hält inne und lacht erneut.
    »Darauf kannst du deinen Arsch wetten«, ruft Grace.
    Ich erheb mich. In meinen Eingeweiden rumort es schon wieder.
    »Wo willst du hin?«, fragt Milton.
    »Klo.«
    Das Klohäuschen ist nichts anderes als ein winziges Kabuff aus Wellblech hinter der Berghütte.
    »Jeder, der die Hütte verlässt, bringt frisches Holz mit.«
    »Aye, aye, Sir«, ruft Grace und sie und Kathleen krümmen sich am Boden vor Lachen.
    »Oh, Mann«, ruft Kathleen. »Hör auf, Grace. Ich kann nicht mehr.«
    Ich wanke zur Tür. Wahnsinn – der Holzboden ist so elastisch wie ein Trampolin. Ein Schritt. Noch einer. Meine Hand liegt auf dem Türgriff.
    »He, Milton«, ruft Grace. »Erzähl uns einen Witz. Uns ist langweilig.«
    In diesem Moment wird die Tür aufgestoßen und trifft mich an der Stirn.
    Vor mir ein Schattenriss in einem Nebel aus Wassertropfen.
    »Euch ist langweilig? Zeit, dass ich auftauche.«
    Paul steht im Raum.
    Grace springt auf und wirft sich in seine Arme.
    Mir wird verdammt warm. Ihr rot-weiß gestreifter Slip ist so mini, dass ich den Ansatz ihrer Pobacken sehen kann.
    »Mein Retter«, schreit sie und lacht sich tot.

Kapitel 5
    David stand in der Tür des Apartments. Seine Miene war düster. »Ich habe gerade mit dem Dean gesprochen. Es sieht nicht gut aus.«
    »Er wird wieder gesund.« Katie versuchte nicht, ihr Unbehagen zu verbergen, aber sie musste irgendetwas Positives sagen. »Benjamin ist ein Überlebenskünstler.«
    Davids Ton rangierte irgendwo zwischen besorgt und vorwurfsvoll. »Katie, du weißt nicht, was du sagst. Ben liegt auf der Intensivstation und schwebt in Lebensgefahr. Die Ärzte sagen, er sei zwar derzeit stabil, aber er muss beatmet werden. Sie können ihn

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