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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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machte eine kurze Pause. »Katie! Dave Yellad hat sich nach einem toten Tal benannt, verstehst du nicht?«
    Nein, denn es gab Dinge, die Katie gar nicht verstehen wollte.
    Die Nacht war kurz gewesen und Katie fröstelte. Hier unten im Computer Department gab es keine Fenster. Keine Sonne, die den Raum aufheizte, und die Heizung war offenbar gerade erst angesprungen. In den Heizkörpern gurgelte und zischte es.
    Julia, die Katie um sechs Uhr morgens aus ihrem Zimmer geholt hatte, hatte nicht übertrieben.
    Robert war noch immer im Schlafanzug und seine Füße waren nackt. Er musste gleich, nachdem sie sich in der Nacht getrennt hatten, hier heruntergekommen sein. Und er sah furchtbar aus. Die Augen waren rot und gegen die Blässe seines Gesichts waren die Wände im Computer Department dunkel.
    Julia hatte eine Decke aus ihrem Zimmer mitgebracht und legte sie Robert über die Beine. Katie zog einen Stuhl heran und setzte sich.
    Robert wirkte tatsächlich, als sei er in Trance verfallen oder von Kräften gesteuert, die außerhalb seines Bewusstseins lagen. Und wie er nun mit dem Zeigefinger auf die ENTER-Taste einschlug – konnte man auch von einem Rausch sprechen. Er tippte wie besessen und wieder dachte Katie, dass sie noch nie in ihrem Leben jemanden so fanatisch hatte arbeiten sehen.
    »Ich hasse es, wenn er so ist«, murmelte Julia. »Was zum Teufel ist in ihn gefahren? Ich hab ihn gefragt, aber er hat immer nur von dir gesprochen.«
    »Er wird einen Grund haben«, erwiderte Katie. »Lass mich mit ihm reden.«
    Piep.
    Piep.
    Piep.
    Robert schickte drei Nachrichten gleichzeitig ab.
    Katie setzte sich neben Robert auf einen Stuhl am Arbeitsplatz. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, und beschloss, erst einmal den Mund zu halten. Es gab schließlich nichts Schlimmeres als Leute, die den Zielen, die man sich gesetzt hatte, im Weg standen.
    Sie versuchte herauszufinden, mit wem genau er korrespondierte. Offenbar mit mehreren Leuten gleichzeitig und natürlich nicht über die üblichen sozialen Netzwerke. Vermutlich hatte Robert jede Menge Freunde im Netz, die wie er Tag und Nacht vor dem Rechner hockten und über unlösbaren Problemen brüteten.
    Katie sah sie quasi vor sich.
    Chipstüten, Cola aus der Dose, dicke Brillen, fettige Haare – alles Typen, die dafür sorgten, dass Wikileaks immer Nachschub an geheimen Informationen hatte.
    Der Bildschirm vor Robert war ständig in Bewegung. Katie konnte kaum etwas erkennen.
    Endlich sah er auf und rieb sich die Augen.
    »Konnte dir jemand weiterhelfen?«, fragte Katie vorsichtig.
    »Nicht alle glauben, dass Yellad ein Spinner war. Und es gab auch schon zu seinen Lebzeiten Spekulationen, dass er ermordet worden ist.«
    Der nächste Piepton ertönte.
    Robert klickte sich in ein anderes Fenster, doch als Katie sich vorbeugte, um den Text zu lesen, schloss er die Nachricht.
    »Was ist? Erst hältst du mich die halbe Nacht wach und dann hast du plötzlich Geheimnisse vor mir?«
    Robert sah sich in dem Raum um, der zahlreiche Computerarbeitsplätze bereithielt.
    Es war Samstagmorgen. Außer Katie und Julia war niemand hier unten.
    »Es ist unfassbar«, flüsterte er, griff nach dem Bleistift neben der Tastatur und begann, auf einem Blatt herumzukritzeln.
    »Ja, es ist unfassbar, und zwar das, was du hier treibst«, fauchte Julia. »Lass endlich den Scheiß.«
    Katie legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Er will Ben helfen«, erklärte sie. Dann wandte sie sich an Robert. »Diese Yellad-Geschichte ist etwas, in das du dich verrannt hast, Robert. Wenn es dir wirklich um Ben geht, wäre es besser, wenn wir versuchen würden, die Bilder der Kamera irgendwie zu rekonstruieren.«
    »Vergiss es, die sind weg«, murmelte Robert. Er nahm den Blick nicht vom Bildschirm. Ein weiterer Piepton. »Dreißig Minuten. Dann weiß ich mehr.«
    Als Katie das CD verließ, hörte sie die Tastatur klappern, als handele es sich um eine Schreibmaschine aus der Zeit der Dinosaurier. Dann wieder dieser Piepton und Robert, der murmelte: »Unfassbar.«

Grace Dossier
    Auszug aus Dave Yellads Reiseerinnerungen
    Nacht.
    Vollmond.
    Erreiche nach gut fünf Stunden Fußmarsch ein Geflecht von tiefen Schluchten und Mauern mit Türmchen, die an Ruinen einer alten Stadt erinnern. Eine atemberaubende steinerne Vielfalt an Formen und Farben, die ihresgleichen auf der Welt sucht. Die Vielfarbigkeit des Gesteins reicht von leuchtendem Weiß bis hin zu tiefem Rot, von Gelb bis Braun.
    Die Alten

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