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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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flüchtigen Blick auf die hingekritzelten Hieroglyphen. »Ja und? Benjamin hat sie vermutlich irgendwo abgeschrieben. Wahrscheinlich war er bereits in Trance und dabei sind ihm Fehler unterlaufen.«
    »Das dachte ich zunächst auch, aber … dann hab ich ein bisschen recherchiert. Und ich bin auf ein paar Dinge gestoßen.« Robert schaute sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. »Ich glaube, ich hätte ihn ernster nehmen müssen. Wenn ich die Sache nicht gleich so abgetan hätte …« Katie hörte die Verzweiflung in Roberts Stimme und seufzte. Jetzt sich umzudrehen und weiterzuschlafen, wäre vermutlich ziemlich grausam. Und Tatsache war auch: Robert war der Einzige von all den Strebern hier, der die Intelligenz eines Superhirns hatte, aber neben diesem unglaublichen Verstand besaß er auch so etwas wie emotionale Kompetenz. Andere in seiner Liga waren oft Inselbegabungen – oder besser Hybridzüchtungen. Sie waren spezialisiert auf die Lösung komplexer Probleme, aber hatten die Sensibilität eines Donuts.
    »Gib mir mal meinen Bademantel und dann dreh dich um. Ich philosophiere im nackten Zustand nur ungern über Mathematik.«
    Robert wandte ihr seinen schmalen Rücken zu und Katie wurde das Herz schwer, als sie bemerkte, wie er immer noch zitterte. »Auf dem Schaukelstuhl liegt eine Decke. Obwohl ich nicht verstehen kann, wie eine Formel jemanden so in Angst und Schrecken versetzen kann.«
    Katie bewies ihrer Meinung nach wirklich Einfühlungsvermögen, als sie Robert erlaubte, auf ihrem Bett zu sitzen. Aber er war Julias kleiner Bruder und Julia war so etwas wie ihre einzige Vertraute am Grace. Auch wenn sich ihr Verhältnis seit Weihnachten und der heiligen Allianz mit Chris merklich abgekühlt hatte.
    »Okay«, sagte sie nun von ihrem Schaukelstuhl aus, »dann fang an.«
    »Sein Name ist Dave Yellad.«
    Offensichtlich dachte Robert, sie wüsste, wovon er sprach.
    »Wessen Name?«
    »Der Mann, der diese Formel Ende des 19. Jahrhunderts aufgestellt hat.«
    »19. Jahrhundert?« Für Katie war diese Zeit so weit entfernt wie der Urknall.
    »Er war Kartograf, Geologe und Abenteurer.«
    »Klingt schon spannender.«
    »Yellad wurde 1880 in Edinburgh als Sohn einer reichen adligen Familie geboren. Sein eigentlicher Name war John Graham Duke of Dunbar. Er studierte an der Universität St. Andrews.«
    Katie pfiff durch die Zähne. »Nobel, nobel.«
    Robert ließ sich nicht beirren. »Er reiste 1899 bis 1904 auf den Spuren von Alexander Humboldt nach Südamerika. Aber er war zunächst nicht besonders interessiert an der Wissenschaft, sondern er wollte Gold finden.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«, erkundigte sie sich.
    Robert zog die Beine an und saß nun im Schneidersitz vor ihr. Er schien sich ein bisschen zu entspannen und so langsam gewöhnte sich Katie auch an seinen Pyjama, der ihm eigentlich zu klein war. Seine Beine stachen hervor. Sie waren überraschend muskulös und behaart. Klar, Robert feierte in Kürze seinen achtzehnten Geburtstag, aber diesen kindlichen Ausdruck würde er vielleicht nie loswerden. Es lag vermutlich an den ebenmäßigen Gesichtszügen, die er mit Julia gemeinsam hatte, und diesen feinen, glatten braunen Haaren.
    »Nach seiner Rückkehr nach Europa zog Yellad sich auf seinen Familienbesitz zurück. Seine Interessen waren wie gesagt Kartografie, Geologie, Chemie, Physik, Mathematik.«
    »Okay, das beweist eine gewisse krankhafte Fantasie.«
    Robert sah sie streng an. »Die Leute damals waren viel gebildeter als wir heute. Die haben sich nicht einfach auf ein Thema spezialisiert. Das waren noch wirkliche Naturforscher.«
    »Ist nicht meine Schuld, wenn es heute nur noch Fachidioten gibt«, konterte Katie. »Und was ist das nun für eine Formel?«
    Robert zog wieder seinen Zettel hervor. »Yellad, der eigentlich einen guten Ruf hatte, machte sich damit zum Hohn- und Spottgespräch der damaligen Fachwelt. Jeder Dummkopf sieht sofort, was mit der Formel nicht stimmt.«
    Katie gab ein sarkastisches »Ach ja?« von sich, aber Robert ließ sich nicht beirren. »Die Tatsache jedenfalls, dass sie unvollständig ist, ist nicht so interessant. Vielmehr müssen wir uns die Frage stellen, warum das so ist.« Er betrachtete gedankenverloren seine Fingernägel. »Ich weiß nicht genau, wie ich es dir erklären soll … aber ich denke, dahinter steht eine Absicht.«
    Katie winkte ab. »Vielleicht hat Yellad auch einfach nur die Lust verloren, die Formel zu Ende zu schreiben?«
    Robert

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