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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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nicht du. Es muss jemand anders sein.«
    »Und warum schleichst du uns dann hinterher?«
    »Er hat dir was verraten, oder?«
    »Nein, hat er nicht. Er hat nur Schwachsinn gelabert.«
    Tom machte einen Schritt nach vorne und wollte sich an ihr vorbeidrängen, doch Katie stellte sich ihm in den Weg. Bens Lover war ein mieser Schauspieler und vermutlich war das Einzige, was echt an ihm war, der verzweifelte Ausdruck in seinem Gesicht. Aber der Rest war Show – einer von Toms großen Auftritten.
    »Lass mich vorbei.« Sein unruhiger Blick flog über ihre Schulter hinweg ins Innere der Hütte.
    »Erst wenn du uns verrätst, was du hier machst. Ich hasse es, wenn jemand mir hinterherspioniert.«
    »Aber ich muss die Wahrheit wissen.«
    »Ach ja? Das wollen wir auch.«
    »Wer ist es? Dieser O’Connor mit seinen Drogen, oder? Du kannst es mir ruhig sagen. Die beiden hängen die ganze Zeit zusammen. Ich werde es sowieso herausfinden.«
    Erst jetzt verstand Katie. Tom ging es nicht um Benjamins Zustand, sondern er war … eifersüchtig . Das war sein Problem.
    »Tom, komm runter! Wir versuchen hier, Bens Leben zu retten! Interessiert dich überhaupt, in welchen Drogenwahn er sich gebeamt hat, oder geht es dir nur darum, dass er einen anderen haben könnte? Und überhaupt, warum hast du ihn nicht einfach gefragt?«
    »Wann denn, bitte? Er war doch wie vom Erdboden verschwunden. Für drei ganze Tage!« Er machte eine kurze Pause. »Und er hat wirklich keinen anderen?«
    »Spinnst du? Das ist doch jetzt scheißegal.«
    Tom fiel irgendwie in sich zusammen. Seine Schultern schoben sich nach vorne, und wenn sie sich nicht täuschte, dann standen Tränen in seinen Augen. »Es tut mir leid. Aber … auch schon vorher … er hat sich verändert, Katie. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Seit Wochen war er so komisch.« Jetzt schluchzte er tatsächlich auf. »Ich brauche ihn doch …«
    Wenn Katie etwas nicht ausstehen konnte, dann waren es Jammerlappen, Weichlinge, Loser. Nur … sie wusste ja selbst, es gab Situationen im Leben, da vergaß man einfach, was wirklich wichtig war. Sie hatte es am eigenen Leib erfahren.
    Anstatt gleich die Polizei und den Krankenwagen zu rufen, war sie heulend hinunter zum Ufer des Potomac geklettert, hatte sich neben Sebastien gesetzt und seine Hand gehalten.
    »Zu viel Zeit ist vergangen«, hatte der Arzt gesagt, »wir waren einfach zu spät am Unfallort.«
    Also, wer war sie, über Tom zu urteilen?
    »Krieg dich wieder ein«, sagte sie nur.
    Robert und David waren aus der Hütte gekommen. »Hör zu, Tom. Wir versuchen zu rekonstruieren, wo Benjamin die Zeit vor seinem Zusammenbruch verbracht hat«, sagte Robert bedächtig. »Vielleicht kannst du uns ja dabei helfen. Wie lange ist es her, dass du ihm begegnet bist?«
    Tom wischte sich die Tränen ab. »Vor vier Tagen. Da ist er nach der Chemievorlesung zu mir gekommen und hat gesagt, er sei krank. Er würde sich hinlegen.«
    »Und da hast du zum letzten Mal mit ihm gesprochen?«
    Tom nickte. »Ich habe ihn erst heute wiedergesehen. Als sie ihn auf der … als sie ihn einfach fortgetragen haben.« Seine Stimme brach und er fuhr sich theatralisch über die Stirn. »Das war er nicht, oder? Das war nicht Ben. Sondern ein völlig anderer Mensch.«
    »Benjamin ist der faulste, bequemste Mensch, den ich kenne«, rief Katie. »Und ihr wollt mir erzählen, er ist hierher gekommen, drei Tage geblieben und hat von Bohnen aus der Dose gelebt? Das macht doch keinen Sinn.«
    »Vielleicht schon.« David stockte.
    »Ach ja? Und warum?«
    »Ihm wurde zum ersten Mal angedroht, er würde vom College fliegen, wenn er weiter die Vorlesungen schwänzt.«
    Schweigen.
    »Wann?«, fragte Katie. »Wann hat er das erfahren?«
    »Vor drei Tagen.«
    »Und warum hast du es uns nicht erzählt?«
    »Ich habe es ihm versprochen.«
    »Okay, er ist also … vielleicht … durchgedreht, weil er fürchtete, er würde vom College fliegen. Superschlau von ihm, daraufhin abzuhauen. Nicht einmal Ben ist so dumm. Und es erklärt auch nicht …« Sie brach ab.
    »Was erklärt es nicht, Katie?« David band sich den Schuh.
    »Erzähl es ihnen, Katie.« Robert sah sie auffordernd an.
    »Wovon sprichst du?« Katie ließ sich nur ungern in die Enge treiben. Auch nicht von Robert.
    »Warum hat Benjamin ausgerechnet dich gebeten, ihm zu helfen?«
    Woher wusste Robert das nun schon wieder? Woher wohl, Katie? Langsam wurde sie wirklich paranoid. Dafür gab es schließlich eine ganz normale Erklärung.

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