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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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hinterlassen hatte.
    Katie was here .
    Von ihrem Standpunkt aus konnte Katie nicht erkennen, wo der Wasserfall entsprang, aber das war ihr egal. Sie brauchte das jetzt.
    Natürlich würde sie danach endgültig nass sein, doch sowohl Jacke wie Schuhe waren wasserdicht. Das Schlimmste war vermutlich die Kälte. Vor allem für die Finger. Und sie hatte keine Handschuhe, keinen Helm, kein Seil.
    Es gäbe auch die Möglichkeit, zum Solomonfelsen zurückzukehren, den Weg über den Wald zu gehen und den Einstieg zum Wasserfall von oben zu suchen. Das wäre einfacher, völlig ungefährlich, aber – Katie grinste innerlich – einfach keine Herausforderung.
    Auf den ersten Blick sah sie in den Felsstrukturen die kletterbare Linie. Sie trat vor und krallte sich mit der linken Hand in den kalten Stein, der sich merkwürdig weich und schwammig anfühlte.
    Dann machte sie den ersten Zug.
    Es war Monate her, dass sie frei geklettert war – ohne Seil und Sicherung. Aber sie ging schließlich nicht ins Fitnesscenter, um abzunehmen. Sie ging dorthin, weil sie es für ihr Überleben brauchte – ihr psychisches Überleben.
    Sie hatte nichts verlernt.
    Nichts vergessen.
    Nur den Ablauf der Bewegungen schrecklich vermisst.
    Der Fels empfing sie wie ein alter, richtig guter Freund. Ihre Finger fanden die Spalten und Rinnen und mit jedem Zug wurde sie ruhiger.
    Die Anspannung, die sie in ihren Klauen hielt, seit ihre Mutter angerufen hatte, fiel von ihr ab. Der Geruch nach Wald, Stein, Schnee veränderte sie. Es war wie ein Reset. Ein Kaltstart, der sie emotional auf Normalnull zurückbrachte.
    Katie kletterte in sicherer Entfernung parallel zum Wasserfall. Tückisch war nur der Wassernebel, der herüberschwebte und das Gestein feucht und rutschig machte. Dazu kam eine Art rötlicher Staub, der an ihren Fingern kleben blieb. Ständig hatte sie das Gefühl, sich die Hände sauber wischen zu wollen. In so einem Gestein war sie noch nie geklettert. Es fühlte sich irgendwie weich und klebrig an und dennoch fest.
    Aber sie kam erstaunlich schnell voran und fast bedauerte sie es, als sie mit einem kurzen Blick feststellte, dass sie den Ursprung des Wasserfalls fast erreicht hatte. Nun änderte sie ihre Route und kletterte diagonal zur Wand, direkt auf den Wasserfall zu.
    An einem Felsüberhang, der für einen Moment die herabstürzenden Wassermassen verbarg, hielt sie inne. Von hier aus hatte man einen direkten Blick hinunter auf den See. Die Oberfläche am Ufer war aufgewühlt, von Eis oder Eisschollen keine Spur mehr. Stattdessen trieben Schaumkronen und diese seltsamen Papierfetzen auf die Mitte des Sees zu, als würden sie magisch vom Mittelpunkt des Lake Mirror angezogen.
    Vorsichtig schob Katie sich vor an den äußersten Rand des Vorsprungs, um die letzten Meter zum Wasserfall zu überwinden. Noch immer konnte man nicht genau erkennen, wo er entsprang. Aber sie sah etwas, das ihr von unten gar nicht aufgefallen war. Die Wand wies hier reliefartige Gesteinsformen auf. Sie traten aus dem Felsen hervor wie Figuren – nein, wie unzählige in den Felsen gemeißelte Totempfähle.
    Aber Schönheit der Natur war für Katie ein schwammiger Begriff. Sie betrachtete ihre Umgebung stets aus dem Blickwinkel der Sportlerin. Und als Sportlerin genoss sie jetzt die letzen Meter zum Wasserfall in vollen Zügen.
    Gott, wie gut das Gefühl von Freiheit nach dem langen, harten Winter tat! Was für ein Triumph, die Höhe zu spüren! Der Nebel aus Wasser, der sich über ihr Gesicht legte, fühlte sich an wie Tau, wie Seide. Pures Adrenalin, das ihre Gehirnzellen so richtig in Schwung brachte. Und die Synapsen in ihrem Gehirn schickten nur positive Nachrichten. Sie hatte nichts verlernt. Nur noch wenige Wochen, ein Monat oder zwei, dann würde sie jeden Morgen hier oben verbringen. Erschöpft, aber losgelöst von allem, was das Tal an Bedrückung und Schrecken bereithielt.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie seit gut einer Viertelstunde nicht mehr an David und Robert gedacht hatte – und vor allem an Benjamin. Vielleicht war er auch hier gewesen und hatte dasselbe empfunden?
    Endlich hatte sie den Wasserfall direkt vor sich. Wie ein breites, regelmäßiges Band fiel er über die Felskante in einer Ausdehnung von zwei, drei Metern in einem steilen Bogen zum See ab und jetzt wusste Katie auch, was mit ihm nicht stimmte.
    Der Wasserfall wirkte einfach nicht natürlich. Vielmehr erinnerte er an die künstlichen Wasserfälle, wie sie in diesen

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