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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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zwanzig Grad geherrscht.
    Und es handelte sich nicht etwa um eine Art Schmelzwasser-Rinnsal, was eine Erklärung gewesen wäre. Nein, der Wasserfall musste eine Breite von mindestens drei Metern einnehmen.
    David rief ihr etwas zu. Sie schüttelte den Kopf und deutete auf ihre Ohren.
    Er beugte sich zu ihr hinüber und schrie ihr zu: »Was ist das dort unten?«
    »Was meinst du?«
    »Siehst du das nicht?« Er deutete auf den See unter sich.
    David hatte recht. Jetzt entdeckte sie es ebenfalls. Sie versuchte, es zu fokussieren. Etwas Weißes, Längliches blitzte auf.
    »Sieht aus wie Papier«, schrie David.
    Papier?
    Die Aufnahmen auf der Kamera. Die weißen Flecken – sie hatten sie schon gestern an Fetzen aus Papier erinnert. Aber das war nicht das, was sie am meisten irritierte.
    »Etwas stimmt mit dem Wasserfall nicht«, brüllte sie.
    Bei dem Lärm war eine Unterhaltung kaum möglich.
    »Was?« David sah sie verständnislos an.
    Sie deutete die Wand nach oben und kniff die Augen zusammen.
    David zuckte mit den Schultern. »Ich versteh kein Wort! Ich geh zurück und sehe nach, wo Robert bleibt, okay?«
    Eine Weile stand Katie nur da. Die Hand über den Augen, um sich vor der grellen Sonne zu schützen, versuchte sie, etwas zu erkennen. Die Strahlen trafen den Stein, das Wasser, das in riesigen Kaskaden nach unten stürzte. Und dahinter, hinter dem breiten Vorhang aus Wasser, glaubte sie, etwas aufblitzen zu sehen. Schimmerndes Gestein? Metall?
    Katie rührte sich nicht von der Stelle. Ein Gedanke setzte sich langsam in ihr fest und verdichtete sich zu einer dieser Ideen, die ihr Vater stets als überspannt, verrückt, exzentrisch bezeichnet hatte. Als Drama des hochbegabten Kindes, das verzweifelt nach Anerkennung sucht.
    Wenn diese Theorie stimmte, von wem hatte sie dann diese Sucht nach ständiger Bewunderung geerbt? Eitelkeit war doch sein Markenzeichen. Dafür kroch er schließlich jedem Politiker, und sei er noch so korrupt, in den Arsch. Er lebte nur nach dem Prinzip – Hauptsache oben schwimmen.
    Scheiß drauf!
    Hör auf abzuschweifen, Katie. Konzentriere dich lieber.
    Die Papierfetzen im Wasser und das seltsame Glitzern in der Wand – beides hatte sie auch auf Bens Filmaufnahmen entdeckt.
    Du kannst ihn nicht einfach im Stich lassen, hatte David gesagt .
    Worte, auf die Katie nun mal allergisch reagierte. Und der Vorwurf traf sie umso schwerer, nachdem Sebastien aufgewacht war. Sie musste sich dagegen wehren. Wie in Star Wars Schutzschilder aktivieren. Aber nicht … um sich vor der negativen Energie der anderen zu verteidigen, nein – sie musste eher die anderen vor Katie West schützen. Besonders Sebastien.
    Sie würde ihn anrufen, das war ihr die ganze Zeit klar gewesen. Aber jetzt wusste sie auch endlich, was sie ihm sagen sollte. Sie musste ihn davon überzeugen, dass sie sein Scheiß-Albtraum war.
    Erneut starrte sie nach oben. Wieder blitzte es hinter der rötlich braunen Wasserwand metallisch auf. Nein, sie täuschte sich nicht. Etwas war seltsam, ungewöhnlich, eigenartig.
    Außerdem – sie hatte sowieso nichts Besseres vor.

Grace Dossier
    Grace Morgan (Variation zu »White Rabbit«
von Jefferson Airplane)
    Die Pillen, die deine Mutter dir gibt,
    die machen überhaupt nichts,
    machen überhaupt nichts.
    Aber wenn du größer werden willst,
    Geh und frag Alice.
    Geh und frag Alice.

    Und wenn du weißt, dass du fallen wirst,
    dass du fallen wirst.
    Sag, eine Wasserpfeife rauchende Raupe
    hat dich gerufen.
    Wie Alice.
    Wie Alice.

    Und wenn Männer auf dem Schachbrett
    sagen, wohin du gehen sollst.
    Wohin du gehen sollst,
    nimm die Pille, die dich größer werden lässt.
    Und geh und folge Alice.
    Folge Alice.

    Kann keine Gitarre mehr spielen. Meine rechte Hand – irgendetwas ist mit ihr nicht in Ordnung.

Kapitel 14
    Immer wieder wehte ein kaum spürbarer Wind ihr einen Schwall Tropfen ins Gesicht und Katie war überrascht, wie warm das Wasser war, das von oben herunterkam.
    Gab es hier eventuell unterirdische heiße Quellen wie im Kootenay National Park? Sie hatte einmal mit ihren Eltern in Radium Hot Springs vierzehn Tage verbracht. Wassertemperaturen von siebenundfünfzig Grad herrschten dort. Es hatte ihr nicht über die tödliche Langeweile hinweggeholfen, dass schon die Indianer ihre Leidenschaft für den natürlichen Whirlpool in Felsmalereien verewigt hatten.
    Bei Felsmalereien musste Katie auch immer an die Nachricht denken, die jemand ihr in dem Tunnel unterhalb des Ghost

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