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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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hyperexklusiven Lifestyle-Wellness-Landschaften installiert wurden, die sich auch Bäderlandschaften nannten und die ultimative – wenn auch künstliche – Entspannung versprachen.
    Die Erklärung – es handele sich einfach nur um Schmelzwasser – konnte sie nicht glauben. Dafür führte er zu viel Wasser mit sich. Und der Felsen war an dieser Stelle im Gegensatz zu vorher extrem glatt geschliffen.
    Sie legte den Kopf in den Nacken, aber das Felsband über ihr versperrte den Blick auf den Ursprung des Wassers.
    Katie wärmte ihre Finger mit ihrem warmen Atem und setzte den rechten Fuß auf eine schmale Kante, die für das ungeübte Auge kaum sichtbar schien. Sie presste sich mit dem ganzen Körper an den Felsen. Ihre Arme ruderten in der Luft. Noch konnte sie nicht erkennen, wo die Kletterlinie oberhalb weiterging. Sie musste sich auf ihren Instinkt und ihren natürlichen Spürsinn verlassen. Sie musste daran glauben. Nein – nicht glauben. Sie wusste es aus Erfahrung: Kein Felsen war zu hundert Prozent glatt. Das widerspräche den Gesetzen der Natur. Jedes Gestein wies Unregelmäßigkeiten, Unebenheiten, Vorsprünge auf, seien sie auch noch so unmerklich, winzig, minimal.
    Deswegen war Katie auch prinzipiell misstrauisch gegenüber Roberts Theorien. Er suchte nach Gesetzmäßigkeiten, Mustern, Formeln, aber all dies widersprach den natürlichen Gegebenheiten.
    Sie streckte die Hand aus und tastete das Gestein über ihr ab. Ihre Finger rutschten auf der glatten, feuchten Oberfläche ab. Ihre Lungen brannten und sie hörte ihren Atem als ein stechendes und leises Röcheln. Weshalb sie dazu überging, durch die Nase zu atmen.
    Und da war sie, die Spalte im Felsen. Nicht mehr als ein haarfeiner, kaum wahrnehmbarer Riss im Gestein, an den Katie sich klammerte und … nach oben zog.
    Ein heftiger Wasserschwall traf ihren Kopf. Vor Schreck wich sie zurück. Ihre Finger lockerten sich.
    Festhalten!
    Halt dich einfach fest.
    Ihre vor Kälte und Anstrengung tauben Fingerspitzen krallten sich in die Ritze. Ihre Füße suchten nach Halt. Erneut zog sie sich nach oben.
    Diesmal war sie auf den Schlag des Wassers vorbereitet. Sie kniff die Augen zusammen und schaffte es, den Kopf über die Felskante zu schieben. Ihr rechtes Bein schwang nach oben und nach einer Schreckenssekunde fand sie Halt, sodass sie das linke nachziehen konnte.
    Es dauerte einen Moment, bis Katie ihren Triumph auskosten konnte. Erschöpft, völlig durchnässt und ausgelaugt, blieb sie auf dem Vorsprung liegen, bis sie sich endlich aufrichtete, um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen.
    Wieder traf sie ein Schwall.
    Doch sie achtete nicht auf das badewasserwarme Wasser, das an ihr herunterlief. Denn es gab noch etwas, das Katie den Atem verschlug. Und es versetzte sie in einen Alarmzustand, der sie schlagartig alle Erschöpfung vergessen ließ.

Grace Dossier
    Aufzeichnungen aus Marks Notizbuch
    30. August 1974
    Kathleen besteht darauf, dass wir draußen ein Foto zur Erinnerung machen, und holt die riesige Polaroidkamera hervor, die sie mit auf den Berg geschleppt hat.
    Nach den langen Regentagen scheint heute die Sonne. Es tut uns allen gut. Die gereizte Stimmung der letzten Tage löst sich auf.
    »Ich will den Ghost im Hintergrund sehen«, gibt Kathleen ihre Anweisungen.
    Wir versammeln uns auf dem hinteren Teil der Veranda. Eliza flechtet ihre Zöpfe neu und stellt sich dann neben mich. Ich lege ihr den Arm um die Schulter.
    Grace zieht einen Spiegel aus der Tasche und malt sich die Lippen knallrot an.
    »He, Katie«, ruft sie spöttisch. »Wo hast du eigentlich die Kamera her?«
    »Geliehen«, gibt Kathleen zurück.
    »Und was hat Mr Superman dafür verlangt?«, fragt Paul.
    »Nichts, wozu ich nicht bereit gewesen wäre«, entgegnet Kathleen schnippisch und positioniert die Kamera auf dem Holzgeländer.
    »Er spielt nur mit dir.«
    »Lass das meine Sorge sein, Paul. Ich weiß, was ich tue.« Sie beugt sich über das Sichtfenster, stellt das Objektiv ein und gibt weitere Anweisungen. »Grace, Martha und Eliza nach vorne, sonst sieht man euch nicht.«
    Eliza löst sich seufzend aus meinem Arm und stellt sich neben Martha. Paul steht direkt hinter Grace und kitzelt sie mit einem Grashalm im Nacken.
    »Hör auf«, kichert sie.
    »Ihr müsst jetzt ganz ruhig stehen bleiben. Vorsicht, es geht los. Wenn ich bei euch bin, sagt ihr alle Cheese, okay?«
    Kathleen drückt auf den Selbstauslöser, ein leises Surren ertönt.
    »Beeil dich«, schreit

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