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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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der nie die Ruhe verlor.
    Die letzten Meter musste Katie ihm Hilfestellung leisten, und als sie endlich oben ankamen, klebte Roberts Blick bereits wieder an seiner Uhr. »Es passt«, rief er ihnen entgegen.
    »Was passt?« Katie holte keuchend Luft.
    »Die Strecke vom Bootshaus bis hierher. Es gilt natürlich zu berücksichtigen, dass das Eis und die Felsen einige Meter gekostet haben.«
    Katie wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Redest du von deiner Formel, Robert? Verrätst du uns endlich, worum es da geht? Und was du vorhast?«
    Robert hob geradezu zerknirscht die Schultern. »Ich muss es doch selbst erst verstehen. Aber ich glaube, dass alles miteinander verknüpft ist. Wir müssen das System begreifen, dann begreifen wir auch das Besondere.«
    Langsam kapierte Katie, weshalb Julia manchmal von Robert genervt war.
    »Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten in der Ebene ist eine Gerade«, dozierte er nun weiter.
    Katie nahm das Rauschen irgendwo links von ihr wahr, aber sie achtete nicht darauf. »Was für eine weltbewegende mathematische Erkenntnis«, spottete sie.
    »Das nicht. Aber es gibt hier keine geraden Wege, weil der See gekrümmt ist, wenn er nicht sogar …«, Robert blinzelte, »kreisrund ist.«
    »Es handelt sich doch um einen Kratersee, oder? Die sind immer rund.«
    »Robert weiß, was er tut«, mischte sich David ein. Sein Gesicht hatte wieder ein bisschen Farbe bekommen. »Ich vertraue ihm.«
    »Mein Problem ist nun mal, dass ich niemandem außer mir selbst vertraue. Sorry, Robert das ist nicht persönlich gemeint.«
    David verlagerte sein Gewicht auf das gesunde Bein. »Hört ihr das auch?«, fragte er nervös. »Dieses Rauschen, was ist das?«
    Katie lauschte. Von hier bis zu ihrem persönlichen El Dorado, dem Black Dream, war es nicht weit. Zehn Minuten zu Fuß, höchstens. Sie war den Sommer ständig hier gewesen.
    Aber dieses Geräusch – es war ihr nie aufgefallen.
    Sie sah sich um. Von der Spitze des Solomonfelsens hatte man einen direkten Blick hinüber zum College. In der klaren Luft konnte man die historische Front und die riesige Glasfassade vor dem Eingang deutlich erkennen.
    Katie setzte sich in Bewegung und lief hinüber zu dem Pfad, der hinter dem Solomonfelsen entlang durch den Wald zum Black Dream führte. Hier war das Rauschen schon viel deutlicher, es schwoll zu einem tiefen Orgelton an, als ob mächtige Wellen gegen die Felsen schlugen. Nein, das war das falsche Bild. Eher ein Prasseln, wie von einem heftigen Hagelschauer.
    Benjamin hatte einen Wasserfall gefilmt. Sie hatte die Aufnahme gesehen, und wenn es nicht der an der Brücke gewesen war – dann … dann waren sie auf der richtigen Spur?
    »Kommt mit«, schrie sie und rannte den Weg weiter.
    Mit einem Blick zurück erkannte sie, dass nur David ihr folgte. Aber sie konnte ihm nicht zurufen, was mit Robert war, denn das Prasseln wurde zunehmend lauter und ging in ein Tosen über, das jede Verständigung unmöglich machte.
    Keine Chance, dass sie das früher überhört haben könnte.
    Sie ließen den Solomonfelsen und den Black Dream hinter sich. Der Pfad ging ein Stück geradeaus, fiel leicht ab und machte dann eine Biegung nach links. Er führte an einer Felsenlandschaft entlang, deren Erhebungen zu zerklüftet waren, als dass sie Katie jemals gereizt hätten. Schließlich endete der Pfad auf halber Höhe zum Ufer.
    Katie wandte sich der Wand zu und nun sah sie, woher das Geräusch kam.
    Das Wasser brach sich etwa sechs Meter über ihr mit voller Wucht den Weg aus dem Gestein. Als ob der Stein der Gewalt des Wassers nicht länger hatte standhalten können. Es rauschte in einem weiten Bogen und mit ohrenbetäubendem Lärm nach unten in den Lake Mirror. Tropfen flogen durch die Luft. Innerhalb von Sekunden war Katie völlig durchnässt, aber sie konnte nicht den Blick von dem Spektakel vor ihr lösen. Denn das Wasser, das in weitem Bogen in den Lake Mirror stürzte, war nicht blau, nicht grau oder grün – nein, es war von einem hellen, fast rötlichen Braun und … es war von winzigen Steinen durchsetzt, was dieses prasselnde Geräusch verursachte.
    Katie starrte hinunter auf die aufgewühlte Oberfläche des Sees. Sie dachte an den Wasserfall an der Brücke, an die Wand aus Eiszapfen. Die milden Temperaturen der letzten Tage hatten es nicht geschafft, sie vollständig zu schmelzen. Doch hier kam das Wasser direkt aus dem Felsen. Als hätten nicht den ganzen Winter über im Tal Temperaturen von bis minus

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