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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Maria als Königin und in Begleitung eines Kardinals und eines Bischofs. Würde Gardiner Maria zur Macht verhelfen?
    Laut sagte ich: »Lady Maria, ich glaubte Euch in Hudson House, weit fort auf dem Land.«
    »Cromwell meinte, es wäre das Beste für mich, nach London zurückzukehren«, erwiderte sie. »Der Lordsiegelbewahrer lässt mich schärfer denn je überwachen. Er liest noch immer jeden Brief, den ich schreibe oder empfange.« Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen in die fernste Ecke des Raums, als suchte sie dort nach Spionen.
    »Hier seid Ihr geschützt«, bemerkte Gardiner beschwichtigend. »Im Winchester-Palast habt Ihr nichts zu fürchten. Norfolk und ich sind die treuesten Diener des Königs.«
    Gardiner ein treuer Untertan? Der Mann, der mich gezwungen hatte, mein Kloster nach einer geheimnisvollen Reliquie zu durchsuchen, die die vom König gewollte Reformation des Glaubens aufhalten sollte? Zutiefst erbittert musste ich einsehen, dass ich wohl niemals in die Abgründe von Täuschung und Verstellung vordringen und begreifen würde, wem der Bischof wirklich diente: dem König, Lady Maria, dem Papst oder nur sich selbst.
    »Ich weiß nicht, warum Cromwell mich gerade jetzt in der Nähe des Hofes wissen möchte«, sagte Lady Maria. »Er hat mirkeinen Grund genannt, und ich weiß aus Erfahrung, dass Fragen zwecklos ist.«
    »Der Grund müssen die Verhaftungen von heute Abend sein«, meinte Norfolk. »Cromwell wünschte Euch in Reichweite, Lady Maria, für den Fall, dass es im Volk zu Unruhen kommen sollte. Auf dem Land, fürchtet er, könnten sich die Unzufriedenen um Euch scharen.«
    »Habt Ihr denn Anzeichen solcher Unzufriedenheit bemerkt, Thomas?«, fragte Gardiner.
    Norfolk schüttelte den Kopf. »London ist dem König ergeben. Niemals würde man sich hier gegen ihn erheben. Courtenay und Pole haben keinerlei Unterstützung.«
    Ich rief zornig: »Es war nie eine Erhebung geplant. Diese Männer sind absolut loyal.« Ich wandte mich an Norfolk. »Was soll Sir Godfrey Pole denn Cromwell überhaupt mitgeteilt haben? Dudley hat gesagt, er habe seine Aussage ohne Zwang gemacht. Ist das wahr?«
    Norfolk, der rastlos auf und ab gegangen war, blieb abrupt stehen und sagte voller Geringschätzung: »Godfrey wurde in den Tower gebracht und immer wieder verhört. Von Männern, die sich auf dieses Handwerk verstehen. So lange bis sein Widerstand gebrochen war. Danach hat er versucht, Hand an sich zu legen. Wie ich hörte, wollte er sich erstechen, aber das Messer war so stumpf, dass es diesem Narren kaum Schaden angetan hat.«
    Ich bekreuzigte mich ebenso wie Lady Maria, deren Augen sich mit Tränen füllten.
    Gardiner tätschelte fürsorglich den Arm der Prinzessin. »Lassen wir die traurigen Einzelheiten dieser Angelegenheit ruhen.«
    Doch genau das wollte ich nicht. »Vergebt mir, Lady Maria, aber ich kann das noch immer nicht glauben.« Ich tat so, als sähe ich Gardiners eisigen Blick nicht. »Ich bin bereit, bei meinem Leben zu schwören, dass Henry Courtenay sich niemals gegen den König verschworen hat. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Baron Montague oder Sir Edward Neville sich eines solchen Verrats schuldig gemacht haben.«
    Lady Maria tupfte sich die Augen und sah Norfolk an. »Nun? Womit wurden die Haftbefehle begründet?«
    »Ich habe nur Gerüchte gehört – die wahren Gründe kennen nur Cromwell und der König.« Norfolks Gesicht hatte sich verfinstert. Sein Ärger darüber, dass Cromwell ihn nicht ins Vertrauen gezogen hatte, war offenkundig. »Montagues schwerstes Verbrechen ist natürlich, dass Kardinal Pole sein Bruder ist. Der andere Bruder, der im Tower, konnte dem Vernehmen nach von nicht viel mehr berichten als von allgemeiner Unzufriedenheit. Montague soll einmal erklärt haben, dem König dienten nur Schurken und Ketzer. Und Courtenay hat sich angeblich über die Veränderungen der Glaubenslehre beschwert, die der König befürwortet hat.«
    »Das ist alles?«, rief ich fassungslos.
    Gardiner sagte: »Laut einem kürzlich beschlossenen Gesetz gilt als Hochverräter, wer böswillig wünscht oder arglistig plant oder versucht, sei es in Wort oder Schrift, der Person des Königs Schaden zuzufügen. In diese Schublade passt natürlich so ziemlich alles, wenn man es entsprechend hinbiegt.«
    Lady Maria drehte eine lange rote Locke, die sich aus ihrer spanischen Haube gelöst hatte, um den Finger. »Meine armen Freunde«, sagte sie. »Diese guten Menschen. Gerade die Poles hat meine

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