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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Mutter von allen englischen Familien am meisten geliebt, und Sir Edward Neville gehört zu den sanftmütigsten Menschen, die ich kenne. Gertrude Courtenay hat mehr für mich getan, als jede andere Dame bei Hof überhaupt gewagt hätte, und Henry ist die Güte selbst.«
    »In ihrer aller Adern fließt königliches Blut, Lady Maria«, sagte Gardiner. »Sie sind eine Bedrohung für das Haus Tudor. Wie mir der französische Botschafter erst heute berichtete, soll der König gesagt haben, er habe Montague und die restliche Familie Pole schon lange vernichten wollen, da sie dem Haus York angehören.«
    Das entsprach beinahe Wort für Wort dem, was Montague am Abend zu mir gesagt hatte. Ich biss die Zähne aufeinander, ummeine Erregung zu zügeln, während Gardiner mich aufmerksam musterte.
    »Solange Kaiser Karl und der französische König gegen England stehen«, erklärte Gardiner, »kann der König an seinem Hof keine Nörgler dulden. Sonst könnte sich ja, sollte es zu Invasion und Krieg kommen, eine Gruppe abtrünniger Edler mit Kaiser Karl verbünden.«
    Lady Maria schien plötzlich sehr weit entfernt. Mit ihren dunkelroten Haaren, den blauen Augen und der weißen Haut hatte sie rein äußerlich nichts von einer Spanierin an sich. Da wirkte ich mit meinen schwarzen Haaren und dem dunklen Teint weit fremdartiger. Doch in diesem Moment, da sie so fern und unzugänglich erschien, war sie ganz die Enkelin von Königin Isabella von Kastilien und König Ferdinand von Aragón. Was würde geschehen, wenn der Kaiser, ihr Cousin, beschloss, England zu erobern? Ich wusste, dass genau das Gertrudes großer Traum war. Sollte sie so weit gegangen sein, mit der Prinzessin über diesen Traum zu sprechen?
    Norfolk räusperte sich. »Lady Maria, auch ich habe diese Männer zu meinen Freunden gezählt, doch es ist nicht zu leugnen, dass ihr Sturz Eurer Sicherheit dienen würde.«
    »Sagt so etwas nicht«, gebot sie ihm in plötzlich sehr gebieterischem Ton. »Niemals würde ich mir die Opferung guter christlicher Männer wünschen, nur damit ich nachts ruhiger schlafen kann.«
    Sie sank plötzlich in ihrem Sessel zusammen. »Ach, Ihr ahnt nicht, was es bedeutet, die Ursache von so viel Kummer und Leid zu sein«, klagte sie. »Niemand konnte sich das je vorstellen außer meiner Mutter. Für sie sind Menschen zu Märtyrern geworden. Eher ließen sie sich zum Richtblock führen, als dass sie sie im Stich gelassen hätten. Warum muss es auch mir jetzt so ergehen?« Tränen liefen der Prinzessin über die verhärmten Wangen.
    Gardiner erklärte, Lady Maria habe für einen Abend genug ertragen. Norfolk ging hinaus, um ihren Leuten zu befehlen, sich zum Aufbruch bereitzumachen.
    Wieder breitete sie die Arme aus, um sich von mir zu verabschieden. »Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, Joanna. Bitte, bitte seid von heute an vorsichtiger.«
    Ich löste mich behutsam von ihr. »Vergebt mir, Lady Maria, aber ich kann Euch nicht folgen«, sagte ich. »Vorsichtiger? Wieso?«
    Sie seufzte. »Es war nicht klug von Euch, so lange Wochen mit Gertrude Courtenay zu verbringen. Ich liebe sie von Herzen, doch sie neigt dazu, sich von unbesonnener Leidenschaft beherrschen zu lassen. Ich muss gestehen, es hat mich überrascht zu hören, dass Ihr so enge Gefährtinnen geworden seid. Ich glaubte Euch glücklich und zufrieden in Eurem Häuschen in Dartford.«
    »Aber habt denn nicht Ihr Gertrude nach Dartford gesandt, um mich zu suchen und nach London mitzunehmen?«, fragte ich erstaunt. »So hat sie es mir berichtet.«
    Lady Maria war noch erstaunter als ich. »Warum hätte ich das tun sollen? Ich habe das letzte Jahr über mit Gertrude in Briefwechsel gestanden, gewiss, aber nie habe ich in diesen Schreiben andere meiner Freunde erwähnt. Es wäre höchst unklug gewesen, das zu tun.«
    Mir blieb keine Gelegenheit, mehr dazu zu sagen, da in diesem Moment Norfolk mit dem Gefolge der Prinzessin erschien. Sie sah mich noch einmal an und sagte voll Inbrunst: »Joanna, wir müssen auf Gott den Allmächtigen, unseren Schöpfer und Erlöser, vertrauen. Betet zur Heiligen Jungfrau um die Sicherheit unserer geliebten Freunde.«
    Ich gelobte ihr, das zu tun, dann ging sie.
    Die Männer, die draußen gewartet hatten, stürmten ungeduldig ins Zimmer. Der ältere der beiden Priester übergab dem Bischof eins von mehreren Schriftstücken.
    »Es würde mich interessieren«, bemerkte Gardiner in nachdenklichem Ton, während er das überreichte Schriftstück

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