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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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hatte. Und als der Death Pass im Frühjahr passierbar wurde, kamen die Frauen und Kinder des Stammes nach und zogen in die leeren Cottages, während die Männer mordend und plündernd weiter in das Tiefland zogen. Jenes erste Dorf wurde, natürlich, in Actonston umbenannt.
    Erinnert ihre Namen und lobet sie täglich:
Acton und Aelred, die Kumpanen,
Beorn und Baluch, Merrick und Mabry,
Aelric und Asgarn, Garlok und Gabra …
    Nachdem er das Lied zu Ende rezitiert hatte, gingen sie eine Weile schweigend vor sich hin. Ash hielt den Blick auf die Straße gerichtet, da er nicht wollte, dass sie ihm ansah, in welchen Aufruhr ihn das Lied versetzte.
    »Demnach hat sich an einem Tag die ganze Welt verändert,« sagte Martine schließlich.
    Er nickte. »An einem Tag und während ein paar hundert Jahren. Es dauerte lange Zeit, bis die Landnahme beendet war. Actons Leuten folgten weitere Stämme über die Berge, und die Domänen waren groß. Sie brauchten lange, bis sie jede Siedlung ausgemerzt hatten.«

    »Ja«, sagte sie. »Länger, als man meinen sollte.«
    Die Berge rückten ihnen nun immer näher. Elva lebte in einem Dorf an den Ausläufern des Gebirges, hatte Martine gesagt. Zuerst wanderten sie durch Ackerland, Land, das sogar schon besiedelt gewesen war, bevor Acton kam. Doch je weiter sie sich von Turvite entfernten, desto häufiger stie ßen sie auf Flecken nicht urbar gemachten Landes - Wald, Sumpf oder Heide.
    Nach zwei Wochen auf der Wanderschaft lag noch ein ganzer Tagesmarsch vor ihnen, bis sie vor Einbruch der Nacht das nächste Dorf erreichen würden. Am Abend bildete ihr Atem Wölkchen in der kühlen Luft. Obwohl er den größten Teil seines Lebens auf der Wanderschaft verbracht hatte, wirkten manche Teile des Landes auf Ash fremd; Moore, in denen der Wind durch den Stechginster fegte, oder Gegenden, wo Granit aus dem Gras herausragte, das so kurz geschoren aussah, als hätten hier schon tausend Jahre lang Schafe geweidet, aber nirgends waren Schafe zu sehen, und der Granit nahm niemals Wärme von der Sonne an, ganz gleich, wie heiß es sein mochte. Dann wieder kamen sie durch Pinienwäldchen, in denen die Sonne niemals auf ihren Pfad hinabdrang, nicht einmal mittags.
    Am fünfzehnten Tag erreichten sie spät in der Dämmerung ein Dorf, das in den Ausläufern des Gebirges lag. Als sie über einen Höhenrücken hinabschritten, sahen sie, dass in den Cottages gerade die Lichter entzündet wurden. Einen Gasthof gab es nicht, aber ein über einer Cottagetür hängender Busch zeigte ihnen, wo Ale gebraut wurde, sodass sie dorthin gingen und anklopften.
    »Kommt nur herein«, erklang die Stimme eines Mannes.
    »Gesegnet sei dieser Ort«, sagte Martine, als die beiden eintraten.
    Es war eine Schänke, wie man sie in jedem Dorf finden
konnte. Es gab ein paar Tische mit Bänken, ein paar Stühle neben dem Feuer für die alten Männer, eine Reihe von an die Wand gelehnten Fässern sowie ein Regal mit im Schein des Feuers glänzenden Humpen. Ash merkte, wie sich seine Stimmung aufhellte, und das erst recht, als der Brauer lächelnd auf sie zukam. Es war das erste Lächeln, das ihnen ein Gastwirt schenkte, seit sie Turvite verlassen hatten. Er war ein breitschultriger, kräftig wirkender, allerdings nicht großer Mann, mit weit auseinanderstehenden, blauen Augen und Lachfalten um die Augenwinkel.
    »Wanderer, also?«, fragte er. »Sänger, Geschichtenerzähler?« Seine Stimme klang hoffnungsvoll, war die Stimme von jemand, der Geschichten liebte und sich nach Unterhaltung sehnte. Es war ihm anzusehen, warum er Brauer geworden war; er fand großen Gefallen an Gesellschaft und den Erzählungen am Feuer.
    Als Martine ihren Beutel hoch hielt, machte er ein langes Gesicht.
    »Steinedeuter«, sagte er. »Nun ja, willkommen seid ihr trotzdem. Ich bin Fiske. Kommt, setzt euch ans Feuer.«
    Fiske brachte ihnen Erbsensuppe, gegrillte Forelle, Grüngemüse, Möhren und gebackene Pastinaken. Das Essen war gut, und hungrig aßen sie es auf. Fiske setzte sich zu ihnen und aß mit ihnen, während er sie nach Neuigkeiten von der Wanderschaft befragte. Über die Nachbardörfer konnten sie ihm einiges erzählen, aber er interessierte sich nicht für Neuigkeiten aus Turvite, sondern winkte geringschätzig ab.
    »Ausländer«, sagte er und fragte stattdessen nach dem Pferderennen in der Stadt, durch die sie gerade gekommen waren. Er hatte eine Wette platziert und war hocherfreut, als sie ihm sagten, dass sein Pferd gewonnen hatte. »Ha!

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