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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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eindringlich.
    »Hi … Hier?«, sagte Halley und schaute sich dabei nervös um.
    »Vertraue uns«, sagte sie und wandte sich mit fragendem Blick Ash zu. Dieser nickte. »Mein Freund hier wird ihn bitten zu reden, aber du musst darauf vorbereitet sein, dass er sich nicht so anhört wie dein Vater. Er wird sich …
harsch anhören.« Sie hielt ihren Blick auf Halleys Augen gerichtet, bis dieser nickte. Daraufhin nickte sie ihrerseits Ash zu.
    Ash schaute den Geist an. »Rede«, sagte er.
    »Verbrenne sie, verbrenne sie!«, sagte der Geist hastig, als befürchte er, der Zauber werde nur kurz anhalten.
    Die krächzende Grabesstimme ließ Halley zusammenzucken. Er schaute sich wie wild im Raum um, machte eine beschwörende Geste der Abwehr und wich in eine Ecke in der Nähe des Feuers zurück. »Das ist nicht mein Va … Vater! Es ist ein Dämon. Er will uns alle töten!«
    »Nein«, sagte Ash, dem es leidtat, dass es der junge Mann mit der Angst zu tun bekam. »Alle Toten sprechen mit dieser Stimme. Hab keine Angst. Dir wird nichts geschehen.«
    Halley beruhigte sich ein wenig, kam jedoch nicht aus seiner Ecke hervor.
    »Was verbrennen?«, fragte Martine den Geist geduldig.
    »Die Steine, die Steine, reinige sie, verbrenne den Beutel …«, sagte der Geist.
    Erneut zuckte Halley zusammen und schaute sich nach der Quelle der Stimme um.
    »Ach so.« Martine wandte sich Halley zu. »Dein Vater war Steinedeuter?« Sowohl Halley als auch der Geist nickten. »Er ist plötzlich gestorben?«
    »Sein He … Herz.«
    »Und du hast seinen Beutel mit den Steinen geerbt. Du hast sie benutzt.«
    Wieder nickten die beiden, es war eine identische Geste, die sie als Vater und Sohn auswies, obwohl sich die Gesichtszüge der beiden stark unterschieden.
    »Gib mir den Beutel, Halley.« Martines Stimme klang sehr sanft.

    Wortlos trat er an einen Schrank gegenüber der Tür und holte den Beutel des Steinedeuters heraus, einen Beutel aus dunkelblauem Leder mit einem roten Durchziehband. Er reichte ihn Martine, die sich eine Falte ihres Wappenrocks um die Hand geschlungen hatte.
    Sie ging an das Feuer und warf den Beutel hinein. »Feuer befreie dich, Feuer sei mit dir, Feuer leuchte dir deinen Weg«, sagte sie und lächelte dabei den Geist an.
    Protestierend trat Halley an das Feuer, als wolle er diesem den Beutel entreißen. Ash begriff zwar nicht, was hier vorging, vertraute aber Martine und hielt Halley zurück, bis der Lederbeutel loderte und verbrannte. Der Geruch des verbrannten Leders zwang sie alle, flach zu atmen. Als sich der Beutel auflöste, fielen die Steine heraus und lagen nun mitten in dem Holz, wobei ihre Runen sich weiß glühend von der dunklen Feuerstelle aus Granit abhoben. Die Formen schienen seinen Blick anzuziehen, wie es das Licht in Martines Haar getan hatte. Er schaute weg.
    »Ein Steinedeuter legt ein Stück seiner Seele in seine Steine und den Beutel«, sagte Martine. »Das hat nichts mit Zauber zu tun. Es ist bloß so, dass die beiden im Laufe der Jahre durch die Handhabung und die Konzentration und das fortwährende Tragen des Beutels zusammenwachsen. Dies umso mehr, je stärker der Deuter ist. Wenn der Deuter stirbt, müssen Beutel und Steine mit Feuer gereinigt werden, um die Verbindung zu trennen, damit der Geist weiterziehen kann. Unwissentlich hast du deinen Vater von seiner Reise abgehalten.«
    Halley entspannte sich in Ashs Griff, und dieser wurde sich bewusst, dass er instinktiv wie eine Schutzwache reagiert und den anderen mit einem Ringergriff festgehalten hatte.
    Als der Lederbeutel schließlich von den Flammen verzehrt
worden war, verblasste der Geist allmählich, gestikulierte dabei jedoch dringlich gegenüber Ash.
    »Rede«, sagt Ash wieder.
    Die Stimme des Todes klang rauer denn je, aber dieses Mal hörte Halley aufmerksam zu.
    »Ich stehe in deiner Schuld, daher vergelte ich es auf die einzige Art, in der ich es kann … Der Weg, den du eingeschlagen hast, führt dich zu den Toten.«
    Ash erschauderte, war von plötzlicher Sorge erfüllt, doch Martine zog lediglich die Stirn in Falten. Dann durchquerte der Geist das Zimmer und machte Anstalten, den Kopf seines Sohnes zu liebkosen. Er beugte sich herunter für diese Geste voller Liebe und Trauer, die verblasste, bevor er sie vollenden konnte. Ash spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, und warf einen Blick auf Martine. Deren Augen waren dunkel, aber nicht feucht glänzend. Er fragte sich, was geschehen musste, damit sie weinte oder

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