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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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nach wurde das Volk des alten Bluts entweder ausgerottet oder vertrieben und stob in alle Richtungen auseinander. Viele wurden Wanderer.
    Ash erinnerte sich daran, dass sein Vater ihm die Geschichte dieser Länder beigebracht hatte, während sie diese durchwanderten. »Ich sage Volk des alten Bluts«, hatte sein Vater erklärt, »weil wir nie einen Namen für uns hatten, jedenfalls keinen, der auf alle passte. Wir waren keine Nation, bloß eine Ansammlung von Dörfern und Städten, jede unabhängig, aber mit den anderen im Frieden stehend - meistens jedenfalls. Mein Vater hat mir gesagt, dass wir uns zuerst als Turviter oder Plessaner betrachteten und erst danach, vage, eine Verbindung zwischen uns und denjenigen sahen, die aus anderen Städten stammten. Das war einer der Gründe, warum Acton so erfolgreich war - es war unmöglich, die Männer der Städte gemeinsam zum Kampf zu bewegen. Die Städte fielen, eine nach der anderen, an die blonden Krieger.«
    Dieser letzte Satz, fiel Ash ein, stammte aus einer der langen, in der alten Sprache gehaltenen Balladen der Wanderer. Gelernt hatte er diese und viele andere Balladen wie sein Vater auch, nämlich durch mündliche Überlieferung. Das Volk des alten Bluts hatte keine Tradition des Schreibens, außer den Runen, die jedoch zu mächtig waren, als dass sie für etwas anderes als zum Steinedeuten genutzt worden wären.

    »Erzähl mir noch eine Geschichtsballade«, sagte Martine.
    Ash verzog das Gesicht. »Sie sind alle deprimierend«, sagte er. »Es geht immer um Tod und Enthauptung und Dörfer, die dem Schwert übereignet wurden.«
    »Es muss doch auch unbeschwerte Lieder geben! Etwas, was nicht mit dem Tod zu tun hat. Wandererlieder. Ich weiß, dass es welche …«
    »Oh, es gibt jede Menge darüber, wie wunderschön alles war, bevor Acton kam. Wenn man den Liedern Glauben schenkt, war unsere Kultur vielgestaltig und auserlesen - unsere Kunsthandwerker stellten die wunderschönsten Gegenstände her, alles Gute wurde geteilt, niemand litt Hunger, unsere Poeten sangen Lieder von solcher Schönheit, dass niemand sie trockenen Auges anhören konnte …«
    Martines Mundwinkel zuckten. »Du glaubst ihnen nicht?«
    »Na ja … Es gibt da ein paar Lieder aus der Zeit, die überlebt haben. Es sind gute Lieder - deshalb haben sie überlebt, und ein paar davon sind wunderschön.« Er legte eine Pause ein, während der er sich erinnerte, wie sich die Stimme seiner Mutter zur Melodie von Falling Water erhoben hatte. »Ja, absolut schön. Aber es sind schließlich menschliche Lieder, keine Lieder von Wassergeistern, deren Lieder so wunderschön sind, dass sie einem die Seele rauben können. Mir scheint …«, sagte er und gab dabei einer lange zurückgehaltenen Überzeugung, von der er nicht einmal gewusst hatte, plötzlich freien Raum, »mir scheint, dass alte Menschen immer behaupten, in der Vergangenheit sei alles besser gewesen. Vielleicht war es das ja auch, aber was spielt das heute für eine Rolle?«
    Martine dachte einen Augenblick darüber nach. »Vielleicht gibt es uns etwas, wonach wir streben können?«

    »Vielleicht. Und vielleicht gibt es uns einen Vorwand, nach nichts zu streben.«
    Sie nickte. »Wahrscheinlich. Sehr wahrscheinlich.«
    Sie verbrachten eine Nacht an einer Lagerstätte in einem Kiefernwäldchen in der Nähe des Pfads und gelangten am Ende des folgenden Tag an die Furt.

Saker
    Die Lichtung wurde von verkrüppelten Kiefern umringt, die so zerzaust waren wie die Rabennester in ihren Wipfeln. Es war anders als die meisten Plätze der Götter, die in aller Regel wunderschön, friedlich und üppig waren. Dies hier war bloß eine kümmerliche Lichtung mitten in einem gro ßen Kiefernwäldchen, deren braunes Wintergras den ersten Schneefall erwartete und die ein paar Kaninchenbauten an ihren Rändern aufwies, weit weg von den schwarzen Felsen in ihrer Mitte.
    Diese Felsen hatten allesamt die gleiche Form, waren sogar im Sommer kalt und unterschieden sich lediglich in der Größe. Die Götter, so hieß es, hatten sie alle zur gleichen Zeit auf die Erde geworfen, bei der Geburt des Lebens. Manche meinten, die Steine hätten das erste Leben gebracht oder seien das, was vom Schweiß der Götter übrig geblieben war, nachdem diese sich mit der Erschaffung der lebendigen Welt abgemüht hatten. Ganz gleich, wie sie entstanden waren, sie gehörten, überall, den Göttern.
    Saker kniete sich vor den Felsen und verneigte sich. Dabei wartete er auf das Prickeln unter

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