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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Kaninchen herumpickten, geschah nichts. Als sie in das Tal gelangten, wurde es dunkel, und als die Sonne urplötzlich ganz erlosch, wuchs sein Unbehagen.
    Nur das klagende Geräusch des durch die Felsen wehenden Winds folgte ihnen; nur das Rauschen des Flusses
erwartete sie. Die Furt befand sich zwar an einem breiten und daher ruhigen Flussabschnitt, gefährlich war sie trotzdem, da lediglich eine Abfolge von Trittsteinen die beiden Ufer des reißenden Stroms miteinander verband. Ash ging als Erster hinüber, wobei er jeden Fels prüfte, um sicherzugehen, dass er sein Gewicht tragen würde, und auf dem glatten, abgetragenen Granit große Vorsicht walten ließ. Er war schon fast auf der anderen Seite, als er die Wassernixe sah, die zwischen dem letzten Felsen und dem Ufer lag und böse lächelnd zu ihm aufschaute.
    »Pass auf, Ash!«, rief Martine ihm im gleichen Moment zu.
    »Ich sehe sie«, sagte er und zögerte.
    Auf dem Land konnte ihm die Wassernixe nichts anhaben. In der Luft zerschmolz ihr Fleisch zu Rauch. Doch falls Ash strauchelte und ins Wasser fiel oder auch nur einen Moment das Gleichgewicht verlor und seinen Fuß hineintauchte, konnte sie ihn nach unten ziehen. Kein Mensch wusste, was mit denen geschah, die von den Wassergeistern gepackt wurden, da sich von ihnen noch nie eine Spur hatte finden lassen.
    Aber als er diese langen, klauenartigen Hände und die scharfen Zähne betrachtete, mit denen die Wassernixe ihn anlächelte, kam ihm eine gute Idee. Denn plötzlich erinnerte er sich lebhaft an Doronits Stimme, mit der diese zu ihm gesagt hatte: »Pfeife.« Und nun war es, als stünde er wieder auf den Klippen vor Turvite, als die Windgeister versucht hatten, ihn zu Tode zu stürzen.
    Er verdrängte den Gedanken. Wenn er sich während seiner Bewegungen an diesen Augenblick erinnerte, würde er stürzen, das wusste er. Er schluckte heftig und trat dann auf den letzten Felsen. Dann sprang er, mit aller Sicherheit, die er aufbringen konnte, zum Ufer hinüber. Dennoch geriet er
ins Straucheln, sei es aus Angst, sei es aus Ungeschicklichkeit, fiel aber nach vorn und landete auf dem sicheren Ufer. Hinter ihm lachte ihn der Wassergeist aus.
    Noch bevor er sich aufgerappelt hatte, stand Martine sicher neben ihm. Sie war mühelos gelandet und beugte sich nun zu ihm hinunter. Peinlich berührt und wütend auf sich selbst, wies er ihre Hand zurück.
    »Nichts passiert«, sagte sie belustigt.
    Murrend wandte er sich um und sah, wie die Wassernixe davonschwamm. Sie bewegte sich wie ein Delfin, geschmeidig und mit kräftigen Bewegungen. Doch sie konnte nie vor Freude aus dem Wasser springen, dachte er und verspürte einen kurzen Hauch von Mitleid. Dann schauderte er vor Erleichterung.
    Der Weg vor ihnen stieg steil an und führte durch ein weiteres spitzes Felsenlabyrinth. Doch hinaufzugehen, auf den Himmel zu, und mochte es ein in der Dämmerung liegender Himmel sein, fühlte sich für Ash an, als erwache er an einem schönen Morgen in den Ferien. Oben auf dem Felsgrat legten sie eine Pause ein und schauten zurück. Der Fluss spritzte und schäumte um die Felsen an der Furt. Er wirkte bedrohlich, und Ash lief erneut ein Schauder über den Rücken.
    Auf der anderen Seite des Felsgrats war die Landschaft ganz anders. Sie waren nun in das kargere, rauere Land des Nordens gelangt. Dennoch war es eine Art Land, das sie beide gut kannten. Von dem Felsgrat aus konnten sie sehen, wie sich der Weg über viele Meilen hinab in ein lang gezogenes, breites und flaches Tal schlängelte, bis er einen Wasserlauf erreichte, einen Nebenfluss des Sharp. Auf der anderen Seite des Wasserlaufs waren dunkle Flecken, und Ash begriff, dass die dunklen Formen, die er für Felsen gehalten hatte, in Wirklichkeit Cottages waren. Sie waren wesentlich
weiter entfernt, als es ausgesehen hatte, und Ash erinnerte sich daran, dass Entfernungen in diesem weiten Land häufig täuschten.
    »Das ist Spritford. Wir werden irgendwann morgen dort ankommen«, sagte Martine. »Lass uns nach einem Platz für die Nacht suchen.«
    Keinem von beiden war danach zumute, wegen Wasser zum Fluss zurückzukehren, sodass sie so lange suchten, bis sie ein kleines Becken in den Felsen fanden, wo genug Wasser war, dass sie sich Tee machen konnten.
    »Wenn wir es abkochen, wird es gut sein«, sagte Ash.
    Die Felsen boten ausreichend Schutz, um eine Nacht im Herbst nicht allzu ungemütlich werden zu lassen, auch wenn der Boden ihnen Druckstellen an den Hüften verursachte.

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