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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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darauf verwettet, dass sie frei bleiben würde, wenn Thegan erst einmal die Lake Domain eingenommen hatte. Doch da es nach wie vor eine freie Stadt war, befanden sich Thegans Leute dort genauso in Sicherheit wie sie selbst und konnten sie daher im Auge behalten.
    Die zweite Möglichkeit, den See zu überqueren, bestand darin, ihn zu durchschwimmen. Es war ein- oder zweimal
vorgekommen, aus zur Schau gestelltem Mut heraus, aus Geldgier oder schierer Verzweiflung. Aber für jeden, der es geschafft hatte, waren zwanzig andere bei dem Versuch ums Leben gekommen. Das Schlimmste daran war, dass niemand wusste, warum. Der See wirkte ungefährlich - war man erst einmal aus dem Schilfgürtel an seinen Ufern heraus, hatte man eine ruhige, leuchtende Wasseroberfläche vor sich. Natürlich war die Strömung des Sees stark, aber den Fluss selbst hatten auch bereits Männer durchschwommen.
    Bramble hatte jedoch die Geschichten gehört, nach denen sich Schwimmer voller Hoffnung und in bester körperlicher Verfassung daran gemacht hatten, ihn zu durchqueren, und dann auf halbem Weg einfach aufgehört hatten, sich zu bewegen, und verschwunden waren. Hinuntergesaugt, hinuntergezogen, wer wusste es? Die einheimischen Götter sagten dazu bloß, es gebe in dem See keine Wassergeister, was als solches beunruhigend war, da doch jedermann wusste, dass es im Fluss Sharp, der den See speiste, nur so von ihnen wimmelte. Was also hielt sie fern? Etwas Gefährlicheres noch als Wassergeister? Bramble schauderte bei dem Gedanken. Schwimmen war ein Risiko, das sie nicht eingehen würde.
    Womit die dritte Möglichkeit blieb, nämlich den See mit Hilfe der Seebewohner zu überqueren. Und zu diesen musste sie ja ohnehin, um Sorns Nachricht zu übermitteln.
    Von den Seebewohnern war Bramble schon immer fasziniert gewesen. Als kleines Mädchen hatte sie ihren Großvater bedrängt, ihr alle Wanderergeschichten über diese zu erzählen. Es war das gleiche Volk, das schon zu Actons Zeiten am See gelebt hatte: weder Invasion noch Landnahme hatten sie verdrängt. Wenn sie bedroht wurden - und das war immer wieder einmal der Fall gewesen -, verschwanden sie einfach auf die verborgenen Inseln in den riesigen Schilffeldern,
welche das nordwestliche Ufer des Sees bedeckten. Und jeder, der ihnen nachstellte, verschwand ebenfalls.
    An den Ufern des Flusses aufgebaute Lagerstätten oder Städte gingen in Flammen auf. Bauernhöfe wurde überflutet, als sich das Gewässer des Sees auf rätselhafte Weise über trockene Felder ergoss. Fischer, die an die Küste gespült wurden und noch lebten, erzählten von Monstern aus der Tiefe. Und jeder Versuch, eine Brücke zu bauen, scheiterte spektakulär, gewöhnlich in Flammen und mit einer Menge Geschrei. Die Bewohner hielten den See für lebendig, eine Art Wesen, das nicht von Brücken in Ketten gelegt werden wollte.
    Baluch hatte mit ihnen über die freie Stadt und die Fähre verhandelt. Die Fährmänner stammten alle aus zwei Familien. Als die Stadt gegründet wurde, waren ihre Vorfahren von den Seebewohnern ins Schilf geholt und ein paar Tage später wieder zurückgebracht worden. Sie weigerten sich, darüber zu sprechen, was sie gesehen hatten, sprachen in der Folge jedoch von dem See als »Sie«. Während der Pubertät wurden Jungen wie Mädchen dieser Familien nach wie vor von den Seebewohnern ins Schilf geholt, und sie kehrten nach wie vor schweigend über das dort Gesehene zurück.
    Um die Seebewohner zu finden, würde Bramble weiter nach Westen und Norden reisen müssen. Oder sie konnte den See um Hilfe bitten …
    Schachtelhalm, Schilfrohr, Pfahlrohr, Vogelknöterich … An den Rändern des Sees wuchsen ein Dutzend verschiedene Schilfarten. Bramble schaute durch die härter werdenden herbstlichen Stiele auf den kalten Schlamm darunter. Angenehm würde es nicht werden. Sie überlegte, ob sie sich die Stiefel ausziehen sollte, aber in ihrem Wald bei Wooding hatte sie einmal ein Schilffeld durchqueren wollen,
um zu einem Wasserlauf zu gelangen, und sich dabei die Füße böse zerschnitten. Also stellte sie ihre Stiefelsohlen fest auf den glucksenden Morast und bahnte sich einen Weg durch das Schilf.
    Sie war bis zur Hüfte im Wasser und lief blau vor Kälte an, als sie endlich offenes Wasser erreichte. Sie holte tief und hastig Luft, rieb sich die Arme und sprang auf und ab, um ihr Blut in Bewegung zu halten. Fast hätte sie dabei einen Stiefel verloren.
    »Oh, verdammt!«, sagte sie. Dann musste sie lachen. Hätte

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