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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Sein Vater war sehr fromm gewesen, seine Mutter weniger.
    »Sie kümmern sich nicht besonders um Menschen«, hatte Swallow einmal gesagt, als Ashs Vater eine Gabe für die Götter außerhalb von Carlion vorbereitete.
    Rowan hatte mit den Schultern gezuckt. »Aber sie sind da und verdienen unsere Verehrung.«
    »Mag sein.«
    Als Kind hatte sich Ash eingebildet, die Götter reden zu hören, doch ihre Stimmen waren so leise, dass er sie kaum vernehmen konnte. Das war vor Turvite und dem schwarzen Stein unter der Eiche gewesen. Während er Martine über das mit Tau getränkte Feld folgte, fragte er sich, was er jetzt wohl hören würde.
    Als sie dem Fels näher kamen, spürte er, dass sich ihm die Nackenhaare sträubten. Die Götter waren hier.
    »Sie sind immer hier«, sagte Elva zu ihm, als gebe sie ihm eine direkte Antwort auf seinen Gedanken.
    Ihre Augen, farblos im grauen Licht, blickten abwesend. Elva ließ sich ungeschickt neben dem Fels nieder und legte eine Hand auf ihn. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und richtete ihn wieder auf.
    Ihre Stimme, die hoch und ein wenig dünn gewesen war, war jetzt tief und bestimmt. »Wir warnen euch«, sagte die Stimme. Es waren die Götter.
    Die Götter sprachen durch Elva.
    Martine wurde blass. Offensichtlich hatte sie es jedoch schon einmal erlebt und damit gerechnet. »Wovor?«, wollte sie wissen.
    »Dort ist Böses«, sagten die Götter. »Menschliches Böses. Großes.«
    »Das Erwecken der Toten?«

    »Die Mauer zwischen Lebenden und Toten kann nicht durchbrochen werden, ohne dass die beiden Seiten Schaden erleiden. Ihr müsst es verhindern.«
    »Wir? Warum wir ?«, rief Ash.
    Elvas blicklose Augen wandten sich ihm zu. »Sie wird es euch sagen.«
    »Elva?«, fragte Martine.
    »Die Quelle der Geheimnisse.«
    »Müssen wir zur Quelle der Geheimnisse gehen?«, fragte Ash.
    »Sobald das Tauwetter einsetzt.«
    »Warum nicht sofort?«, wollte er wissen.
    Doch Elvas Kopf war wieder zurückgefallen, und als sie die Augen aufmachte, waren es wieder die ihren.
    »So ein Mist«, sagte sie mit ruhiger Stimme, als sei sie lediglich ein wenig verärgert. »Ich wollte erfahren, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.«
    »Was?«, sagte Ash.
    »Ich dachte, vielleicht bleiben sie noch ein bisschen länger, sodass ich sie wegen des Babys fragen kann.«
    Ash war sprachlos. Die ganze Welt schwebte in Gefahr, und Elva wollte den Göttern Fragen wegen eines Babys stellen.
    Martine war amüsiert. »Elva kann weder die Zukunft noch die Vergangenheit ändern, Ash«, sagte sie. »Sie ist es gewohnt, nur ein Instrument zu sein, ein Sprachrohr der Götter. Und sie wollte das mit dem Baby unbedingt erfahren.«
    Er schüttelte den Kopf. Das war eben der Unterschied zwischen Männern und Frauen. Er wollte handeln , sofort etwas unternehmen. Die Frauen schienen mehr an der bevorstehenden Geburt interessiert zu sein als am Schicksal der Welt.

    Als sie zum Bauernhof zurückgekehrt waren, erzählten sie Mabry und seinen Schwestern die Geschichte der Geister und was die Götter gesagt hatten.
    Stumm lauschten sie ihren Worten. Schließlich nickte Mabry. »Wir sagen lieber der Dorfsprecherin Bescheid«, meinte er, »damit sie alle warnen kann.«
    Das war alles.
    Dann widmeten sich Drema und Gytha wieder ruhig ihren Aufgaben.
    Im Laufe der nächsten Wochen, während der Winter im Tal einsetzte, beunruhigte es Ash immer mehr, dass die anderen nicht über das sprechen wollten, was geschehen würde.
    »Sie haben uns gesagt, wir sollen warten«, sagte Martine. »Das ist schwer. Aber sich den Göttern zu widersetzen hat noch nie etwas Gutes bewirkt.«
    Nur Mabry sprach mit Ash darüber, wenn dieser ihm bei Arbeiten auf dem Hof half. Doch er stellte Ash dann lediglich Fragen über die Geister und wozu diese in der Lage waren. Ash stellte fest, dass die Hälfte ihrer Arbeit nicht aus normalen Bauernhoftätigkeiten bestand, sondern aus Mabrys Vorbereitungen, falls die Geister kamen.
    »Durch geschlossene Türen können sie nicht kommen, sagtest du?«, fragte er Ash und machte sich daran, diese auszubessern und an den Fenstern schwere Sturmläden anzubringen. Andere im Dorf taten das Gleiche, jedoch nicht alle. Viele Dörfler meinten immer noch, Elva bringe Unglück, und wollten weder mit ihr noch mit ihrer Familie etwas zu tun haben.
    »Sie hatten bloß Bronzewaffen, sagtest du?«, fragte Mabry und schärfte seine Stahlmesser, die Sensen und seine Axt. Wo immer er war, hatte er stets mindestens eine Waffe zur

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