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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sollen. Aber dein Körper wurde gerettet?«
    »Ja«, sagte Bramble. »Mein Pferd hat mich gerettet.«
    Dieses Mal schaute der Steinedeuter sie mitleidig an. »Das habe ich noch nie gehört, dass das Schicksal von jemandem durchkreuzt wurde.«
    »Die Liebe durchkreuzt jedes Schicksal«, sagte Bramble.
    »Die Liebe eines Pferds?«, entgegnete der Steinedeuter. »Nun, vielleicht, möglich ist das schon … Wie immer es auch geschehen sein mag, Körper und Verstand sind lebendig, der Geist ist - noch nicht gegangen, aber auch nicht wirklich hier. Bereit dazu, wiedergeboren zu werden, aber nicht dazu imstande, weil er noch mit dem Körper verbunden ist.«
    »Wie ein Geist, der noch nicht zur Ruhe gekommen, sondern Wiedergänger geworden ist?«
    »Vielleicht. Vielleicht, ja. Schon möglich.«
    »Ich habe noch eine Frage.«
    »Natürlich«, sagte er. »Was du tun sollst, oder?«
    Sie nickte.
    Erneut legten sie die Hände ineinander. Mit seiner freien rechten Hand hob er die Steine vom Teppich auf und warf sie abermals. Bramble konzentrierte sich auf die Steine, während diese fielen, als könne sie ihre Botschaft verändern. Deutungssteine waren immer natürlich, nie von Menschenhand geformt, und sie trugen alle möglichen Felsfarben. Diese fünf hier bildeten auf dem dunklen Teppich ein Muster aus Ocker, Grau, Braun und Schwarz.
    Erneut das Symbol für Schicksal, erkannte sie. Auch den Stein für Wiedergeburt kannte sie. Die anderen waren ihr fremd.
    »Liebe«, sagte der Steinedeuter und berührte den ockerfarbenen leicht. »Ausdauer durch Erprobung. Und dann der leere Stein, was heißt, dass alles möglich ist.«
    »Was bedeuten sie?
    Abermals legte er den Kopf zur Seite. Dann zuckte er mit den Achseln. »Ich kann dir nur sagen, was man sieht. Schicksal, Wiedergeburt, Ausdauer … Es gibt einen Weg für dich hindurch, aber das ist keiner, den die Steine ohne Weiteres beschreiben könnten.«

    »Und in der Zwischenzeit bin ich tot?«
    »Nicht wirklich tot. Von deinem Geist losgelöst, der deine Verbindung zur Welt der Lebenden darstellt.«
    Losgelöst , dachte Bramble. Ja, so kam sie sich vor. Losgelöst und empfindungslos. Selbst diese Deutung hier, so schrecklich sie sein mochte, löste in ihr lediglich ein leichtes Gefühl von Schock und Verzweiflung aus, wie ein Echo.
    »Ausdauer«, sagte sie.
    »Ja«, meinte der Steinedeuter. »Du musst Ausdauer beweisen.« Eine Bezahlung nahm er nicht an. »Nicht für eine solche Nachricht«, sagte er, und dabei spiegelten sich seine veränderlichen Augen auf den grünen Wänden und erinnerten Bramble an den Wald, der ihr Ziel war. »Denk daran, dass Liebe ein Bestandteil der Deutung war.«
    Während sie östlich von Carlion an der Küste entlang ritt, empfand Bramble fast so etwas wie Ruhe. Das Schlimmste kannte sie. Nun musste sie es lediglich aushalten. Irgendwann würde ihr Körper sterben, wie jeder Körper zu seiner Zeit, dann würde ihr Geist frei sein, um wiedergeboren zu werden. Möglicherweise würde sie sehr lange ausharren müssen. Falls dem so war, war sie im Wald besser aufgehoben. Umgeben von seinem vielfältigen Leben, würde es leichter sein, den Tod zu ertragen. Sie änderte die Richtung des Rotschimmels und drängte ihn zu einem leichten Galopp.

Maryroses Geschichte
    Bevor ihr geboren wurdet und nachdem die Sonne zum ersten Mal aufging, gab es ein Mädchen. Es war ein junges, wildes Mädchen. Ein Mädchen, wie es sie in jedem Dorf und in jeder Stadt gibt, seit die Welt erschaffen wurde. Es ist das Mädchen, dessen erstes Wort »Nein!« lautet, das Mädchen, das seinen Eltern und Schwestern wegläuft und sich mit Hunden im Staub wälzt, das Jungen mit Steinen bewirft und die Töpfe, die es waschen soll, zerbricht. Es ist das Mädchen, das ein unter Koliken leidendes Baby oder ein erschrecktes Kaninchen trösten kann, ein Mädchen, dessen Großvater es mit Kopfschütteln betrachtet, ihm jedoch unter dem Tisch Honigkuchen zusteckt. Ein mit Blumen bekränztes Mädchen mit nackten Füßen und großen Augen, das Mädchen mit Namen Bramble, die Interessante.
    Nun, dies ist eine Geschichte über mich, ihre Schwester Maryrose, die zu Hause bleiben und die Ziegen melken musste, während Bramble durch die Berghänge streifte. Die das Schnittholz ruhig hielt, damit unser Vater, der Tischler, es zusägen konnte, während Bramble auf die Suche nach wildem Honig ging. Die den Webstuhl für unsere Mutter, die Weberin, einfädelte, während Bramble durch den kühlen, grünen

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