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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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besucht?«
    »Vielleicht.« Laecus fuhr sich mit der Hand durch den kurz geschnittenen Bart. »Woher soll ich das wissen? Hier kommen so viele Leute durch.«
    »Weißt du, wo er wohnt?«
    Laecus nickte. »Verdammt vornehm. Er ist Gast im Haus von Rufius Pollo, einem der Ratsvorsitzenden.«
    »Den kenne ich.« Cato lächelte schmallippig. »Wir sind uns schon begegnet. Anscheinend hat unser Freund Anobarbus einige nützliche Kontakte vor Ort. Wo wohnt dieser Rufius Pollo?«
    Laecus machte eine unbestimmte Handbewegung. »Drüben beim Pumpenhaus.«
    »Genau. Du kannst mich dort hinführen. Hoch mit dir.«
    Laecus sah Cato an und schüttelte den Kopf. »Nicht, bevor ich ausgetrunken habe.«
    Cato nickte zu dem leeren Weinkrug hinüber. »Das hast du schon. Los, komm. Auf geht’s!«
    Laecus rührte sich nicht. Er starrte Cato kurz in die Augen und meinte dann verächtlich: »Na gut. Was bekomme ich dafür?«
    »Einen weiteren Krug und das befriedigende Wissen, dass du dem Kaiser treu gedient hast«, meinte Cato lächelnd und zeigte dann mit dem Daumen zur Tür. »Gehen wir.«
    Es war kurz vor Mitternacht, als sie vor der Tür des Ratsvorsitzenden ankamen. In der Stadt war es still geworden, und sie waren nur einer Handvoll Passanten begegnet, die durch das dunkle Straßengewirr Ravennas hasteten. Als sie das wohlhabendere Stadtviertel erreichten, in dessen zentralem Pumpenhaus der Wasserdruck so hoch war, dass Springbrunnen liefen, hatten die schmalen Gassen sich zu breiteren Straßen geweitet. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Männer auf eine Patrouille der Wache stießen, aber nachdem Cato sich mit seinem Rang zu erkennen gegeben hatte, ließen die Soldaten sie passieren und stapften in der Mitte der Straße weiter. Ihre Stiefelnägel hallten von den hohen Wänden wider und warnten alle Verbrecher im Umkreis rechtzeitig, die Beine in die Hand zu nehmen.
    Rufius Pollos Heim zeigte das übliche zurückgenommene Äußere eines wohlhabenden römischen Stadthauses. Zu beiden Seiten einer massiv beschlagenen Holztür erstreckten sich schlichte, verputzte Mauern. Das leise Geräusch von Stimmen wehte über diese herüber, und zwischen dem gedämpften Geplauder und hellem Gelächter waren die sanften Töne einer Flöte zu hören.
    »Da sind wir«, brummte Laecus. »Jetzt gib mir das Geld. Der Preis eines Weinkrugs, hast du gesagt.« Er rechnete es rasch durch, verdoppelte den Betrag und streckte die Hand aus. »Sechs Sesterzen sollten genügen.«
    Cato schob die Hand weg. »Erst, wenn wir unser Geschäft erledigt haben.«
    Er trat zur Tür und pochte zweimal mit dem Eisenklopfer. Gleich darauf ging der Guckschlitz des Wächters rasselnd auf, und ein Augenpaar betrachtete sie prüfend aus dem Inneren.
    »Was habt ihr hier so spät in der Nacht zu suchen?« Bevor Cato etwas erwidern konnte, warf der Mann einen Blick auf ihre Kleidung und fuhr im selben Atemzug fort: »Verschwindet von hier, sonst rufe ich die Wache.«
    »Besser nicht«, entgegnete Cato. »Das wäre nur peinlich für deinen Herrn. Sag Rufius Pollo, dass der stellvertretende Kommandant des Marinestützpunkts ihn sehen möchte.«
    Der Türhüter warf einen erneuten Blick auf Cato, diesmal noch prüfender. »Stellvertretender Kommandant? Eher wohl der stellvertretende kleine Trommler. Macht, dass ihr hier wegkommt.«
    CatodonnertemitderFaustgegendenRanddesGuckschlitzes,sodassderTürhüterzusammenfuhr.»IchbinCenturioMarcusLiciniusCato,ranghöchsteranwesenderOffizierderFlotteRavennas.IchverlangeRufiusPollozusehen,imNamendesKaisers!Undzwarsofort!«
    Der Türhüter schaute kurz zu ihm zurück und knurrte dann: »Warte dort.« Er schloss den Guckschlitz und ließ Cato und Laecus vor der Tür stehen. Cato war diese Missachtung seiner Autorität peinlich, und zunächst weigerte er sich, sich umzudrehen und dem Blick des Anwerbers zu begegnen, da er befürchtete, dass dieser seine Belustigung über Catos Anmaßung nicht verhehlen würde. Stattdessen wandte Cato sich ab und blickte zum Himmel hinauf. Die meisten Wolken hatten sich verzogen, und die pechschwarze Tiefe war mit winzigen, glitzernden Sternen übersät.
    »Morgen dürfte gutes Wetter sein«, meinte Cato beiläufig. »Ein ruhiger Tag für die Überfahrt.«
    »Vielleicht.« Laecus spie in den Rinnstein. »Vielleicht aber auch nicht. In dieser Jahreszeit ändert sich das Wetter von einem Augenblick zum nächsten.«
    »Wirklich?« Cato warf einen Blick auf seinen Begleiter. »Ein sehr beruhigender Gedanke am

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