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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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einfach.«
    »Vielleicht. Aber du hast es getan, während der Präfekt im Lager auf seinem Arsch gesessen hat. Darum geht es doch.«
    »Na ja, jemand musste etwas unternehmen, Herr.«
    »Sei doch kein solcher Dummkopf«, entgegnete Vespasian scharf. »Entschuldige dich nicht, Cato. Soweit ich es beurteilen kann, bist du so ungefähr der Einzige, der hier etwas Nützliches zustande gebracht hat. Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?«
    »Nun, Herr, möglicherweise haben wir entdeckt, von wo aus die Piraten operieren.«
    Vespasian blieb stehen und starrte ihn an. »Und das sagst du mir jetzt?«
    »Einer der Gefangenen, die wir kürzlich gemacht haben, ist Telemachos’ Sohn. Der Präfekt hat ihn heute Nachmittag einem Verhörspezialisten übergeben. Daraufhin hat der Gefangene uns einen Ort genannt.«
    »Glaubst du, dass er die Wahrheit sagt?«
    Cato zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Herr. Er ist ein mutiger Mann. Vielleicht lügt er, um seinem Vater und dessen Männern Zeit zu erkaufen. Andererseits hat der Verhörspezialist seine Sache sehr gut gemacht, und der Gefangene ist richtig zusammengebrochen.«
    Vespasian sah den Centurio aufmerksam an. »Hat er irgendetwas über die Schriftrollen gesagt?«
    Cato spürte, wie sein Herz schneller schlug, und beschloss im gleichen Augenblick, es zu riskieren. Er bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Schriftrollen, Herr? Die Sibyllinischen Schriftrollen?«
    Vespasian schwieg einen Augenblick und erwiderte dann: »Du weißt also Bescheid? Mir hat man gesagt, dass nur der Präfekt informiert worden ist.«
    Cato dachte rasch nach. »Der Kaiserliche Sekretär hat uns darüber aufgeklärt, als er uns den Auftrag erteilt hat.«
    »Uns? Du sagst also, dass Centurio Macro ebenfalls über sie Bescheid weiß?«
    »Jawohl, Herr.« Es fehlte die Zeit, sich etwas anderes auszudenken, und Cato hoffte inständig, dass er seinen Freund nicht in Gefahr gebracht hatte.
    »Hmm, verstehe … Besser ihr seid vorsichtig, alle beide. Kenntnis von den Schriftrollen zu haben ist eine gefährliche Sache.«
    »Aber Herr, es ist doch nicht so, als wüsste niemand über sie Bescheid oder als hätte keiner eine Ahnung, was sie enthalten. Die Priester im Jupitertempel ziehen sie doch schon seit Jahrhunderten zurate.«
    »Die ersten drei Bücher, richtig. Aber stell dir doch nur vor, wie viel glücklicher sie sein werden, wenn sie die übrigen drei in die Hände bekommen und das ganze Bild vor Augen haben.« Vespasian drehte sich um, um in Richtung Rom übers Meer zu schauen. Er klang sehnsüchtig, als er weitersprach. »Ich könnte mir vorstellen, dass eine ganze Menge Leute alles dafür geben würden, die fehlenden Schriftrollen zu besitzen … «
    Cato schwirrte noch immer der Kopf von all dem, was aus Vespasians Mitteilung folgte. Die anderen drei Sibyllinischen Schriftrollen? Das war doch unmöglich. Sie waren vernichtet worden, vom Orakel verbrannt. Zumindest hieß es so. Aber falls sie noch existierten, wären sie eine mächtige Waffe für jeden ehrgeizigen Mann in Rom, der darauf aus war, den Aberglauben des Pöbels auszunutzen. Für einen Mann wie Vitellius oder … Ein Schauder lief Cato den Rücken hinunter, als er Vespasian betrachtete. In diesem Augenblick wandte der Senator sich dem Centurio wieder zu, und ganz kurz kam es Cato so vor, als hätte er eine Andeutung von Mitleid in Vespasians Gesicht entdeckt. Dann wurde die Miene des Senators wieder hart.
    »Nun, Narcissus muss seine Gründe gehabt haben, euch einzuweihen. So oder so wirst du begreifen, wie wichtig die Schriftrollen sind. Und warum wir nicht zulassen können, dass sie in unbefugte Hände fallen, geschweige denn in die der Feinde des Kaisers.«
    Cato nickte.
    »Nun gut.« Vespasian blickte sich nach den rundum aufragenden Bergen und dem dunklen Wald um, der sich die Hänge hinaufzog. Dann drehte er sich um, schaute zum Lager und heftete den Blick auf einen Wachtposten, der bei seinem Patrouillengang an dem Befestigungswall entlang nervös über die Palisade spähte. Vespasian schüttelte den Kopf. »Ich habe genug gesehen. Es ist Zeit zu handeln.«
    Vitellius blickte den Senator entsetzt an. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Doch«, erwiderte Vespasian fest. »Mittels der Autorität, die Kaiser Claudius, der Senat und das römische Volk mir verliehen haben, entbinde ich dich hiermit deines Kommandos und übernehme deinen Rang und die Befehlsgewalt als Präfekt der Flotte

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