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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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handelseinig geworden – oder wahrscheinlicher noch mit Narcissus. Der hat einen Beauftragten mit Gold losgeschickt, und dieser hat sich nach dem Erwerb der Schriftrollen, die die Sibyllinischen Prophezeiungen vervollständigen würden, auch auf den Rückweg nach Rom gemacht. Endlich würden die Herrscher Roms wissen, was die Zukunft für das Imperium bereithält, und könnten ihre Pläne danach ausrichten. Vorausgesetzt, dass die Prophezeiungen halten, was sie versprechen.«
    »Und was, wenn sie falsch sind?«, fragte Macro.
    Cato zuckte mit den Schultern. »Das spielt keine Rolle. Narcissus muss nur durchblicken lassen, dass er die Schriftrollen in seinem Besitz hat, und die meisten seiner Feinde werden nicht mehr wagen, etwas gegen ihn zu unternehmen, da sie befürchten, dass er ihre Absichten bereits kennt. Das ist ein recht nützliches politisches Instrument. Fast schon selbst ein Schatz … Nur dass die Schriftrollen nie in Rom eingetroffen sind. Kurz vor Ravenna wurde das Schiff, mit dem Narcissus’ Beauftragter unterwegs war, von Telemachos und seinen Piraten gekapert. Als es Telemachos dämmerte, was er da in die Hände bekommen hatte, war ihm klar, dass er für die Schriftrollen eine riesige Summe fordern konnte. Besser noch, wenn er weitere Parteien auf die Existenz der Schriftrollen hinwies, konnte er sie an den Höchstbietenden verkaufen. Der Kaiser und Narcissus werden nicht die Einzigen sein, die hinter den Rollen her sind. Es wird auch noch andere geben, wie etwa unsere Freunde in Rom, die Liberatoren. Telemachos hat die Parteien also gegeneinander ausgespielt und den Preis nach oben getrieben. Nur ist er dann zu gierig geworden, und Narcissus hat beschlossen, dass er die Schriftrollen um jeden Preis zurückbekommen muss. Daher hat er uns und die Flotte Ravennas mit dem Befehl losgeschickt, alles daranzusetzen, die Bedrohung durch die Piraten zu beseitigen.«
    »Und die Schriftrollen zurückzuholen.« Macro nickte. »Bei dieser ganzen Angelegenheit geht es also um die Schriftrollen?«
    »Nicht nur. Der Kaiser hätte sich ohnehin irgendwann mit Telemachos und seinen Leuten befassen müssen. Aber ein Feldzug gegen die Piraten ist ein ausreichend guter Deckmantel für die eigentliche Operation der Bergung der Schriftrollen. Das einzige Problem dabei ist, dass der Kaiserliche Sekretär diesen Aspekt der Dinge geheim halten musste, um seine Rivalen nicht auf die Existenz der Schriftrollen und ihren gegenwärtigen Verbleib aufmerksam zu machen.«
    »Ich verstehe. Aber wenn das so ein großes Geheimnis ist, wieso weißt dann du darüber Bescheid?«
    Cato wurde rot. »Ich habe Vitellius’ Bericht gelesen. Den Bericht, den er nach Rom zurückgeschickt hat.«
    Macro starrte ihn entsetzt an. » Was hast du getan?«
    »Na ja, es gab ein Unwetter. Das Siegel ist nass geworden und gebrochen. Ich habe ihm nicht getraut, daher habe ich den Bericht gelesen … «
    Ein solcher Protokollbruch war eine äußerst ernste Sache. Ein Legionär konnte auf der Stelle wegen weit geringerer Vergehen hingerichtet werden. Macro schluckte nervös. »Dann erzähl schon weiter. Was stand darin?«
    »Da du unseren Freund Vitellius ja kennst, wird es dich nicht überraschen, dass er über die Seeschlacht und die Lage, in der er uns zurückgelassen hat, faustdick gelogen hat. Er hat versucht, mir die Schuld an den erlittenen Verlusten in die Schuhe zu schieben.«
    »Dir?«
    »Warum auch nicht? Er musste sich entlasten. Und wenn ich einmal aus dem Weg geräumt wäre, würden nur noch du und er über die Schriftrollen Bescheid wissen. Wenn dir dann etwas zugestoßen wäre, hätte er irgendeine Geschichte erfinden und die Schriftrollen für sich behalten können.«
    »Warum sollte er das denn tun?«
    »Um sie weiterzuverkaufen. Oder besser noch, um sie in seinem eigenen Sinne zu verwenden. Du weißt doch, wie ehrgeizig er ist.«
    »Das weiß ich allerdings«, erwiderte Macro nachdrücklich. »Der Bastard.«
    »Jedenfalls«, fuhr Cato lächelnd fort, »habe ich den Bericht mit ein paar Änderungen versehen, bevor ich ihn nach Rom geschickt habe.«
    Macro war verblüfft, und bei dem, was Cato ihm gerade erzählt hatte, wurde ihm ganz schlecht. »Du hast ihn geändert?«
    »Das musste ich.« Cato zuckte mit den Schultern. »Andernfalls wäre ich ein toter Mann gewesen. Daher habe ich ihn einfach so abgeändert, dass die Wahrheit darin stand.«
    Macro konnte sich nun endlich einen Reim auf alles machen. »Darum haben sie also Vespasian

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