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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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organisieren, und beobachteten mit wachsendem Entsetzen, wie die kaiserlichen Galeeren sich näherten. Die meisten Piratenbesatzungen, die die Überlegenheit des Gegners sahen, wandten sich zum Strand und flohen. Ein kleiner Teil der Piratenkommandanten fasste sich rasch genug, um einen Ausbruch zu versuchen. In dem verzweifelten Bemühen, die Bucht zu verlassen, bevor die Falle zuschnappte, befahlen sie ihren erschöpften Besatzungen, zu den Riemen zu greifen. Vespasian zeigte sie einem seiner rangniedrigeren Tribunen.
    »Gib dem zweiten Biremengeschwader den Befehl, die Verfolgung aufzunehmen. Kein einziges Schiff soll entkommen.«
    »Jawohl, Herr.«
    Während sechs Biremen abdrehten, um den Piraten den Weg abzuschneiden, schwenkte der Rest der Flotte zum Strand hinüber, nun nur noch von den Riemen angetrieben, da die Segel geborgen wurden. Von Macros verbliebenen Soldaten wehten raue Jubelrufe herüber, und einige von Vespasians Männern erwiderten die Begrüßung. Aber die meisten hielten den Blick auf den näher kommenden Strand geheftet und bereiteten sich auf den bevorstehenden Angriff vor. Die Piraten, die am Strand zurückgeblieben waren, waren ausgeruht und zum Kampf bereit. Ihre Anführer ließen sie hastig Aufstellung nehmen, um die Römer gleich bei der Landung anzugreifen.
    Das flache Wasser zwischen den beiden Truppen war mit Fliehenden gefüllt, aber nur wenige hatten den Kampfgeist, sich an die Seite ihrer zum Widerstand bereiten Kameraden zu stellen. Die meisten rannten zwischen den Lücken in deren Reihen hindurch und verschwanden in dem Durcheinander von Hütten oberhalb des Strands, um dann den Schutz des Waldes zu suchen, der den Hang dahinter bedeckte. Andere rannten über den schmalen Dammweg in die Sicherheit der Festung. Immer wieder warfen sie besorgte Blicke auf die Römer, während sie auf die Zugbrücke zustürzten, die über den Festungsgraben zum schwer befestigten Torhaus führte. Von ihren Kameraden auf den Festungsmauern winkten einige sie heran, aber die meisten standen bewegungslos da und beobachteten das Drama in der Bucht. Ihnen war vollkommen klar, was für ein Desaster sich da vor ihren Augen abspielte.
    Rund um das Flaggschiff schossen die Katapulte der Flotte Ravennas krachend auf alle feindlichen Galeeren, die auch nur Anzeichen von Widerstand erkennen ließen. Vespasian hatte den leichteren Schiffen der Flotte die Aufgabe übertragen, sich der Fahrzeuge zu bemächtigen, die sich noch auf dem Ankerplatz befanden. Unterdessen hielten die restlichen Galeeren auf den Strand zu.
    »Marineinfanteristen nach achtern!«, ertönte ein Befehl vom Heck des Flaggschiffs, das sofort über die Decks der anderen römischen Schiffe weitergegeben wurde. Sie hatten eine solche Landung oft genug geübt und drängten sich rasch unmittelbar vor dem Achterdeck zusammen. So verschob sich der Schwerpunkt eines jeden Fahrzeugs, und der Bug kam hoch, bereit, auf den Strand aufzulaufen. Matrosen und Marineinfanteristen stellten sich breitbeinig hin, um beim Aufsetzen nicht umgerissen zu werden. Die Bucht fiel sanft ins Wasser ab, und so lief nur eine leichte Erschütterung durch das Flaggschiff, als der Kiel auf den Sand traf und noch ein kleines Stück weiterglitt, bevor er mit einem Ruck zum Halt kam.
    »Marineinfanteristen vor! Laufplanken ausbringen!«
    Vespasian schaute vom Turm auf die nach vorn trabenden Marineinfanteristen. Er erblickte Vitellius unter ihnen und winkte ihm kurz zu.
    »Viel Glück, Tribun! Ich verlasse mich auf dich! Leite den Angriff gut!«
    Vitellius starrte wütend zurück, salutierte steif und drängte sich dorthin vor, wo die Matrosen die Laufplanken über die leichte Brandung zu beiden Seiten des Bugs hinweg ausbrachten. Sobald sie die Taljen losließen, fiel das untere Ende der Laufplanken platschend ins Wasser.
    »Los! Vorwärts mit euch!«, brüllte der Centurio, der die Marineinfanteristen der Quinquireme befehligte, und die Ersten von ihnen schwangen sich hoch und rannten die abschüssigen Holzrampen ins hüfttiefe Wasser hinunter. Dabei hielten sie die Schilde hoch, damit diese sich nicht voll Wasser saugten und zu schwer und unhandlich wurden. Der Rest folgte ihnen in einem steten Strom ins Meer und stapfte tropfnass zum Strand hinauf. Vitellius riss sich zusammen, als er an der Reihe war, und rannte die Rampe hinunter. Dabei hätte er beinahe das Gleichgewicht verloren und taumelte gegen den Marineinfanteristen vor ihm. Dieser fiel kopfüber ins Wasser, und

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