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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Eroberung der Trireme dort hinbringen lassen, da es der sicherste Ort war. Centurio Minucius bewacht ihn.«
    »Sehr gut.« Vespasian deutete auf den Verband um Macros Brust. »Es ist hoffentlich nichts allzu Ernstes?«
    »Ich hatte schon schlimmere Wunden, Herr.«
    »Das bezweifle ich nicht. Ich fürchte, du wirst nicht viel Zeit bekommen, dich davon zu erholen. Wir haben noch immer eine letzte Nuss zu knacken, und ich brauche deine Dienste.«
    »Ich stehe bereit, Herr.« Macro richtete sich stramm auf. »Ich werde dich nicht enttäuschen.«
    Vespasian lachte und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Wenn das Imperium nur zehn Legionen mit Offizieren wie dich und Männern wie diesen Marineinfanteristen hier hätte, wären wir durch nichts aufzuhalten.«
    Das war leicht gesagt und ziemlich billige Rhetorik, aber Vespasian kannte seine Soldaten gut genug, um zu wissen, dass Lob von oben einen unschätzbaren Wert hatte. Er war froh über diese Währung, mit der er die Männer bis zum Ende des Feldzugs bei der Stange halten konnte. Außerdem war es leicht zu sagen, weil es stimmte. Aber die Zeit für Lob war jetzt erst einmal vorbei. Es gab Arbeit, und seine Miene verhärtete sich zu ihrer üblichen professionellen Maske.
    »Falls diese Schiffe noch seetüchtig sind, sollen sie auf den Strand auflaufen. Die Verwundeten können an Bord bleiben. Lass einen Anwesenheitsappell durchführen und schicke das Ergebnis so schnell wie möglich an meinen Stab. Dann kannst du dir mit deinen Leuten Rationen ausgeben lassen, und ihr könnt bis morgen ausruhen. Ist das klar?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Gut. Noch ein Letztes. Ich brauche unseren Gefangenen. Lass ihn zu mir bringen, wenn die Schiffe auf dem Strand liegen. Ich sehe dich bei der Abendbesprechung.« Vespasian wandte sich zum Gehen.
    »Herr?«
    Vespasian blieb stehen und schaute zurück. »Was ist?«
    »Cato, Herr. Wir sollten jemanden schicken, der nach ihm Ausschau hält.«
    Vespasian nickte. »Morgen schicke ich als Erstes eine Abteilung in die Berge, um ihn zu suchen.«
    »Danke, Herr.«
    Am späten Nachmittag war die Flotte Ravennas mit dem Entladen der Ausrüstung und der Vorräte fertig. Die Marineinfanteristen und ihre Gefangenen beendeten den Bau der Verteidigungsanlagen für das Lager, die vom Landekopf bis zu dem quer über den Dammweg gezogenen Wall reichten. Die Bauteile von vier großen Onagern waren in Schussweite der Festungsmauern gebracht worden, und Waffentechniker fügten das Material bereits zusammen. Da sie wussten, wie weit die Artilleriegeschosse der Piraten während des Kampfes geflogen waren, hatten die Bauleute eine gute Vorstellung von der Reichweite der feindlichen Waffen und arbeiteten in sicherer Entfernung. Sammeltrupps waren bereits losgeschickt worden, um als Munition geeignete Steine zu suchen, und auf dem für die Katapulte planierten Untergrund wuchs der Geschosshaufen stetig.
    Vespasian war so ungeduldig, dass er gleich nach der Fertigstellung der ersten Belagerungswaffe befahl, sie vorzurollen und mit dem Beschuss des Torhauses zu beginnen. Der oberste Waffentechniker wählte fünf Steine aus, die annähernd gleich geformt waren, und erteilte den Befehl, den Onager bereit zu machen. Sechs Mann arbeiteten an den mächtigen Kurbelstangen der Winde, und das Sperrrad rumpelte stetig, bis der Wurfarm in Ladeposition war. Zwei Mann hievten einen der Steine in die Wurfschale und traten zurück. Der oberste Waffentechniker inspizierte das Ganze noch einmal und hob den Arm zum Zeichen, dass er den ersten Schuss abgeben würde. Als seine Männer fertig waren, ließ er den Arm fallen. Der Abschusshebel wurde herumgeworfen, und mit einem Krachen der Torsionsseile schnellte der Wurfarm vorwärts gegen den Prellbock und schleuderte den Stein auf die Festung zu. Vespasian und seine Stabsoffiziere verfolgten die Flugbahn mit den Augen, bis der Stein außer Sichtweite hinter der Mauer niederging. Sein dumpfer Aufprall drang an ihre Ohren, und eine dünne Staubwolke stieg über dem Torhaus auf.
    »Zwei runter!«, rief der oberste Waffentechniker, während seine Bedienungsmannschaft den Wurfarm wieder spannte. Sie ließen das Sperrrad zweimal weniger einrasten und luden einen weiteren Stein. Als das zweite Geschoss im Bogen auf die Mauer zuflog, war es schon merklich schwerer, seiner Flugbahn in der Dämmerung zu folgen. Der Stein schlug einen Meter unter der Brustwehr des Torhauses ein, und ein kleiner Steinregen fiel in den Verteidigungsgraben. Die

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