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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Vitellius watete rasch um ihn herum zum Strand, während der Mann sich triefend nass und wütend aufrappelte.
    Weitere Schiffe setzten zu beiden Seiten des Flaggschiffs auf und entließen ihre Marineinfanteristen. Die Centurionen formierten ihre Männer hastig in Reihen, sobald sie auf dem Strand ankamen. Ein kleines Stück dahinter stießen die Piraten ihr Kriegsgeschrei immer lauter heraus. Die Männer schlugen klappernd mit ihren Waffen gegen die Schilde, und Einzelne unter ihnen sprangen mit trotzigen Gesten und wilde Beleidigungen brüllend vor. Von den fernen Mauern der Festung ertönte der Klang eines mächtigen Horns. Der tiefe, kräftige Ton schallte laut in die Bucht hinaus und hallte ringsum von den Bergen wider. Lautes Jubelgebrüll stieg aus den Reihen der Piraten auf, und sie wälzten sich ungleichmäßig vorwärts, legten Tempo zu und stürmten schließlich über den Strand auf die römischen Reihen zu. Den Bogenschützen und Katapultmannschaften auf den römischen Schiffen blieb nur Zeit für eine einzige Salve. Dann schleuderten die Marineinfanteristen ihre Speere, rissen ihre Schwerter aus der Scheide und kehrten den Feinden einen Schildwall entgegen. Dutzende von Piraten wurden von Geschossen getroffen und stürzten Sand aufwirbelnd zu Boden. Ihre Kameraden wichen ihnen aus oder sprangen über sie hinweg und würdigten sie bei ihrem Angriff auf die römischen Reihen kaum eines Blicks.
    Der weiche Sand raubte dem Angriff viel von seiner Wucht, und die beiden Seiten trafen entlang der Strandlinie in vielen Einzelduellen und kleinen Geplänkeln zusammen. Vespasian beobachtete den Kampf anfangs mit Zweifel und Unsicherheit, denn so fühlte er sich immer bei der ersten Feindberührung, wenn man noch nicht sagen konnte, wer im Vorteil war. Aber bald war klar, dass die Piraten den Marineinfanteristen sowohl zahlenmäßig als auch in ihrer Kampfkraft unterlegen waren. Sie wurden langsam über den Sandstrand und den Kiesstrand dahinter zurückgetrieben und ließen ein blutiges Treibgut aus Toten und Verwundeten hinter sich zurück. Als die Frontlinie die Hütten erreichte, machten die Ersten unter den hinteren Piraten kehrt und rannten davon. Manche warfen bei der Flucht Schilde und Waffen weg. Ihre Anführer versuchten, ihnen in den Weg zu treten und sie mit Hieben der flachen Schwertklinge in den Kampf zurückzutreiben. Als das nichts half, erschlugen sie diese Männer als Warnung für die anderen. Doch sobald der Feind zwischen die Hütten zurückgeworfen wurde, brach der letzte Zusammenhalt seiner Reihen zusammen, und die Piraten stürzten in wilder Flucht in den Schutz der bewaldeten Berghänge hinauf. Die Marineinfanteristen lösten sich aus ihrer Formation und nahmen die Verfolgung auf. Sie holten die langsameren unter den Piraten ein und erschlugen sie ohne Gnade. Nachdem sie der Verfolgung einmal müde waren und genug getötet hatten, machten die Soldaten die ersten Gefangenen, und kleine Gruppen von Piraten wurden zum Strand zurückgeführt und dort unter Bewachung gestellt.
    Nur einer Handvoll von Feinden an jener Flanke, die der Festung am nächsten war, gelang es, sich in geschlossener Formation über den Dammweg in den Schutz der Mauern zurückzuziehen. Dabei wurden sie bis zuletzt von den Marineinfanteristen verfolgt. Eine Bireme des zweiten Geschwaders versuchte, in die Nähe des Dammwegs zu kommen und ihr Katapult auf den Feind auszurichten, geriet aber unter den Beschuss der Artillerie entlang der Festungsmauer. Als das erste Brandgeschoss den Bug in einem leuchtenden Aufbersten von Flammen und Funken traf, führte der Trierarch sein Schiff rasch außer Reichweite. Unter Vespasians Augen streckten Pfeile und Schleudergeschosse von den Festungsmauern die ersten Marineinfanteristen nieder, doch im Eifer des Gefechts rannten sie weiter und verfolgten die Piraten bis zum Verteidigungsgraben. Erst da bemerkten sie die Gefahr und zogen sich mit erhobenen Schilden entlang des Dammwegs zurück. Der letzte Pirat rannte über die Zugbrücke in die Festung, die Tore wurden geschlossen, und gleich darauf stieg die Zugbrücke langsam hoch, bis sie beinahe senkrecht vor dem Tor verharrte.
    Dann war die Schlacht also vorbei, entschied Vespasian. Nach der Beseitigung der letzten noch in der Bucht verstreuten Piraten blieb nur noch die Belagerung der Festung. Telemachos und die Überreste seiner Männer saßen auf dem Felsen hinter jener Mauer in der Falle. Sie hatten sämtliche Schiffe verloren, sodass

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