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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Preis, Minucius?«
    »Preis?«
    »Um mich hier rauszuschaffen.«
    »Wir kommen hier nicht raus. Dafür ist es zu spät. Bald wird es hell, und es ist ausgeschlossen, dass wir rechtzeitig zur Flotte zurückgelangen. Wenn wir aber hier feststecken, hätten uns die Piraten ohnehin bald gefunden. Daher habe ich beschlossen, dass es an der Zeit war, den Dienst bei dir zu verlassen.«
    Sie hörten, wie Ajax unten im Hof Befehle brüllte, und Vitellius leckte sich nervös die Lippen und trat einen Schritt näher auf den Centurio zu. »Schau mal, wir können bestimmt zu einer Abmachung kommen.«
    Minucius trat zurück und hob das Schwert. »Halte Abstand!«
    »Hör mir doch zu! Ich kann dich reich machen, viel reicher, als du dir vorstellen kannst.«
    Schwere Schritte, die die Treppe heraufpolterten, ließen beide Männer zur Tür blicken, und Minucius schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Tribun – keine Verhandlungen. Dir ist gerade die Zeit ausgegangen.«
    Die Tür barst auf, und Ajax und mehrere Piraten fegten mit gezückten Schwertern herein. Ajax drängte Vitellius zurück und trieb ihn zur Ecke, wo er aufs Bett fiel. Dann bellte er einen Befehl, und zwei der Piraten traten herzu und übernahmen die Wache.
    Ajax wandte sich an Minucius. »Ich habe nach meinem Vater geschickt. Der kommt bald. Bis dahin lass dein Schwert fallen.«
    »Was?«
    »Lass dein Schwert fallen und stell dich dort neben den Tisch. Hände auf den Kopf, damit wir sie sehen können.«
    »Aber ich stehe auf eurer Seite. Das habe ich euch doch gesagt.«
    »Wir werden sehen. Jetzt lass das Schwert fallen.«
    Minucius schüttelte den Kopf, und Ajax stieß mit dem Finger nach ihm. »Lass es fallen! Oder meine Männer werden dich fällen.«
    Minucius verzog erbittert die Lippen. Dann warf er das Schwert Ajax vor die Füße, stürmte an einem der Piraten vorbei und marschierte zum Schreibtisch, wo er sich umdrehte und die Hände auf den Kopf legte.
    »Da! Zufrieden? Das wird Telemachos aber bestimmt nicht gefallen, wenn er sieht, wie du mich behandelt hast.«
    »Überlasse meinen Vater mir«, erwiderte Ajax mit leiser, drohender Stimme. »Und falls du lügst, werde ich dafür sorgen, dass du unter Schmerzen stirbst.«
    Auf der anderen Seite des Zimmers erklang ein Kichern. Vitellius setzte sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Zimmerecke. »Sieht so aus, als würdest du genauso in der Scheiße stecken wie ich, Centurio.«
    »Das glaube ich kaum, Tribun. Du wirst schon sehen. Sobald Telemachos hier ist.«
    »Ruhe!«, herrschte Ajax sie an. »Alle beide.«
    Sie warteten schweigend unter dem wachsamen Blick der Piraten; von draußen sickerte der graue Schimmer des heranbrechenden Tages durch den offenen Fensterladen. In der Ferne hörten sie das regelmäßige Krachen und Rumsen der römischen Onager, und aus dem Hof hallten die Geräusche des Beladens des Wagens herauf. Als sie schließlich jemanden die Treppe heraufsteigen hörten, tauchten die ersten Sonnenstrahlen den Himmel draußen bereits in rosige Glut. Schritte näherten sich durch den Korridor, und dann trat Telemachos durch die offene Tür. Er schaute sich im Raum um und heftete den Blick auf Vitellius und dann auf Minucius. Ein überraschter Ausdruck zuckte über sein Gesicht.
    »Centurio? Was machst du denn hier?«
    »Es war nicht zu vermeiden. Dein Sohn wurde gefangen genommen, und der Tribun wollte ihn benutzen, um in die Festung zu gelangen. Ich hatte die Wahl, ihm zu helfen oder getötet zu werden. Daher musste ich mitkommen. Sobald wir hier waren, habe ich deinen Sohn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit befreit und den Spieß umgedreht.« Er nickte zu den Leichen von Trebius und Silus hinüber.
    Telemachos schenkte dem Centurio einen skeptischen Blick und sah dann mit hochgezogenen Augenbrauen auf seinen Sohn. Ajax nickte.
    »Ich verstehe … Nun, du hast dir nicht gerade die beste Zeit ausgesucht, um unsere kleine Abmachung zu beenden.«
    »Die Abmachung beenden?«, fragte Minucius besorgt. »Was meinst du damit?«
    »Es dürfte dir jetzt schwerfallen, auf deine Seite zurückzukehren, ohne Misstrauen zu erregen. Und wie dir vielleicht aufgefallen ist, steht eure Flotte kurz davor, die Festung zu erstürmen. Was meinst du wohl, wie deine Leute reagieren, wenn sie dich hier unter ihren Feinden finden? Als Spion bist du für mich nicht mehr zu gebrauchen, Centurio. Aber ich werde dir nichts tun. Du kannst an der Seite meiner Männer kämpfen und vielleicht etwas von der Ehre

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