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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zurückgewinnen, die du durch den Verrat an deinem Volk besudelt hast.«
    »Das ist nicht nötig!« Minucius wollte sich in Bewegung setzen, doch einer der Piraten trat drohend auf ihn zu, und der Centurio hob die Hand, um zu zeigen, dass er dem Piratenkommandanten nichts Böses wollte. »Telemachos, am Fuß der Klippe liegt ein Boot versteckt. Es ist groß genug, um dich, deinen Sohn und zwei oder drei weitere Männer oder ein paar Wertgegenstände zu transportieren.« Er schaute bedeutungsvoll auf die Truhen, die um den Tisch herum lagen und in denen die Schätze schimmerten. »Man kann das Boot vom Meer her oder oben von der Klippe herab nicht sehen. Wir können uns hier versteckt halten, die Dunkelheit abwarten und mit einigen deiner Schätze aus der Bucht entkommen. Dann kannst du irgendwo anders neu anfangen.«
    Minucius klang verzweifelt, und Telemachos blickte ihn voller Mitleid und Abscheu an. »So weit ist es noch nicht. Erst einmal werde ich eure Marineinfanteristen bekämpfen, sobald der Erste die Nase über das streckt, was von unseren Mauern noch übrig ist. Dieses Boot wird meine letzte Zuflucht sein. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir uns dorthin flüchten und einen Teil der Beute mitnehmen.« Telemachos wandte sich dem Tribun zu: »Bist du deshalb gekommen? Wegen meiner Reichtümer?«
    »Er ist wegen der Schriftrollen hier«, unterbrach Minucius ihn und zeigte auf den Kasten auf dem Tisch. »In dieser Truhe. Mehr wollte er nicht.«
    »Zweifellos«, antwortete Telemachos ruhig und betrachtete den Tribun erneut. »Für wen arbeitest du nun? Den Beauftragten der Liberatoren habe ich bereits getroffen. Arbeitest du also für den Kaiser? Oder für dich selbst?«
    Vitellius richtete sich steif auf. »Ich diene Kaiser Claudius! Ich bin der Beauftragte seines Vertrauens. Wenn mir irgendetwas zustößt, wird der Kaiser euch zur Strecke bringen und wie Hunde töten, das kann ich euch versichern!«
    »Bestimmt würde er ein schönes Lösegeld für dich zahlen«, überlegte Telemachos.
    Verzweiflung legte sich auf die Züge des Tribuns. »Darauf kannst du dich verlassen!«
    »Dann haben wir ja vielleicht noch eine Verwendung für dich … « Telemachos kratzte sich am Kinn und wollte gerade noch etwas sagen, als in der Festung ein lautes Hornsignal ertönte.
    Minucius spitzte die Ohren, als weitere Töne erklangen. Diese waren jedoch ferner und leiser, und mit einem ängstlichen Beben erkannte er sie. »Das sind römische Hörner! Sie beginnen mit dem Angriff!«
    Telemachos rief seinen Männern ein paar Befehle zu. Sofort steckten zwei der Piraten ihre Waffen in die Scheide, beugten sich über Vitellius und fesselten ihn ans Bett.
    »Was wirst du mit ihm tun, Vater?«, fragte Ajax auf Griechisch.
    »Ich bin mir nicht sicher. Er könnte sich noch als nützlich erweisen.«
    Ajax ergriff seinen Vater am Arm und fuhr fort: »Falls wir diesen Angriff überleben, möchte ich gerne derjenige sein, der ihn tötet.«
    »Der ihn tötet? Eine wertvolle Geisel töten?«
    »Vater, er hat mich gefoltert. Er hat mich gedemütigt. Er hat mich gezwungen, ihm von den Schriftrollen zu berichten. Ich will Rache … «, bat Ajax.
    »Später. Wir müssen zu den Mauern. Komm! Du auch, Minucius. Sollten die Römer in die Festung durchbrechen, kommen wir hierher zurück, holen einen ordentlichen Teil des Goldes und klettern zu deinem Boot hinunter.«
    Telemachos eilte aus dem Raum. Ajax folgte ihm. Nur Minucius blieb allein mit den Leichen von Vitellius’ Leibwächtern zurück. Er warf einen letzten Blick auf den Schatz und schüttelte traurig den Kopf. »Ach, Portia … In was hab ich mich da nur hineingeritten?«
    Dann hob Minucius mit einem wütenden Knurren sein Schwert auf und folgte den Piraten.

KAPITEL 42
    W as meinst du damit, dass der Gefangene wegist?«, fragte Vespasian.
    Der Stabsoffizier schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Herr. Er ist nicht da. Und Centurio Minucius auch nicht. Die Wächter fehlen ebenfalls.«
    »Alle sind verschwunden?«
    »Jawohl, Herr«, antwortete der Tribun hilflos.
    Vespasian starrte ihn wütend an und explodierte dann. »Das ist unmöglich! Was zum Teufel ist hier los? Verdammt! Ich schaue selbst nach.«
    Er stürmte aus dem Hauptquartierszelt ins vormorgendliche Dämmerlicht und marschierte durchs Lager zu den Schiffen, die auf den Strand gezogen worden waren. Bei der Trireme war eine kleine Zuschauerschar am Strand versammelt und beobachtete das Treiben an Deck, wo Dutzende von

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