Die Prophezeiung des Adlers
übernimmt … «
»Du?« Cato starrte ihn mit offenem Mund an. »Das kann doch nicht wahr sein.«
»Doch, allerdings. Das versichere ich dir. Gewiss, ich habe keine Erfahrung mit Marineoperationen, aber da kann ich mich auf andere verlassen. Meine wirkliche Mission ist weit entscheidender, und ich brauche jede erdenkliche Kooperation von euch beiden, um sie erfolgreich durchzuführen. Ich möchte, dass das klar ist.«
Cato rieb sich die Stirn. »Du bist derjenige, von dem Narcissus uns erzählt hat.«
»In der Tat. Von jetzt an steht ihr beiden unter meinem Befehl. In eurer Rolle als zur Flotte abkommandierte Offiziere wie auch als Beauftrage von Narcissus. Ich werde euch genau beobachten. Wenn ihr mir irgendeine Veranlassung gebt, an eurer Loyalität dem Kaiser und mir gegenüber zu zweifeln, werde ich Narcissus Bericht erstatten. Und wir wissen, was das bedeutet, nicht wahr? Eine kurze Befragung durch die Verhörspezialisten des Palasts und ein hässlicher Tod im Verborgenen. Keiner wird euch vermissen, das kann ich euch versichern. Unterdessen liegt euer Leben in meinen Händen, ihr Herren. Dient mir gut, dann werdet ihr es bewahren. Ich werde als Held aus dieser Sache hervorgehen. Ihr werdet somit euer Leben retten. Freilich könnt ihr nicht alles haben, ich hingegen schon. Und eines Tages werde ich das auch. An diesem Tag solltet ihr besser auf meiner Seite stehen.«
»Das kann einfach nicht wahr sein«, brummte Macro Cato zu.
»O doch, das ist es«, gab Cato zurück, bemüht, seine Besorgnis zu verbergen. »Er meint das vollkommen ernst.«
Vitellius lächelte. »Dein junger Freund hat es begriffen, Macro. Und jetzt, da wir die Situation und einander verstehen, ist wohl die Zeit für einen kleinen Trinkspruch gekommen.« Vitellius griff nach dem Krug und füllte jeden Kelch bis zum Rand. Dann hob er seinen Kelch und lächelte sie über das glänzende Silber hinweg an. »Meine Herren, ich biete euch Partnerschaft. Wenigstens scheinen wir auf derselben Seite zu stehen.«
Er hob den Kelch und leerte ihn stetig, die Augen auf die beiden Centurionen geheftet. Als er fertig war, setzte er das Gefäß ab und blickte auf die beiden Kelche, die unberührt vor Macro und Cato standen. Er lächelte.
»Wie ihr wollt, meine Herren. Ich lasse euch eure Unverschämtheit diesmal durchgehen. Aber hört mir gut zu. Wenn ich noch einmal auch nur einen Anflug von Trotz oder Unhöflichkeit bei euch bemerke, werdet ihr dafür bezahlen.«
KAPITEL 9
D ie Kolonne versammelte sich bei Tagesanbruch im Hof. Ein Centurio, dem mehrere Optios zur Hand gingen, hatte den Auftrag erhalten, die Marineinfanteristen nach Ravenna zu führen. Diese Offiziere stürmten in die Schlafsäle der Mannschaftsdienstgrade und begannen, die Männer von ihren Schlafmatten zu zerren und ihnen Beleidigungen ins Gesicht zu schreien. Unter den Marineinfanteristen hasteten erschreckte Rekruten in die kalte Morgenluft hinaus, viele von ihnen nur halb bekleidet und zitternd. Von der groben Behandlung benommen, stolperten die Männer in Reih und Glied. Manche von ihnen mühten sich noch, in ihre Kleider zu kommen. Während die beiden Centurionen ihre Bündel für den Marsch bereit machten, musterte Macro sie kritisch.
»Nicht gerade ein eindrucksvoller Haufen, oder?«
Cato zuckte mit den Schultern. »Nicht besser oder schlechter als der Trupp, mit dem ich damals zur Zweiten Legion gestoßen bin.«
»Und du kennst dich natürlich aus.« Macro schüttelte den Kopf. »Glaub mir, Cato, ich sehe sie seit Jahren kommen und gehen, und dieser Haufen hier, das ist der Bodensatz.«
Cato wandte sich ihm zu. »Redest du da aus Erfahrung, oder sind das nur Vorurteile?«
»Beides.«Macrolächelte.»Aberwirwerdenbaldgenugsehen,werrechthat.Ichwettemitdir,dasswirvorunsererAnkunftinRavennaeinVierteldieserMännerverlieren.«
Cato betrachtete die Soldaten, die sich bei den Wagen versammelten. Die meisten der neuen Rekruten sahen tatsächlich ziemlich kläglich aus. Einige hatten nicht einmal Stiefel, und die meisten waren ausgemergelt und trugen kaum mehr als Lumpen am Leib. Sie waren, wie Macro gesagt hatte, tatsächlich der Bodensatz Roms: Männer mit wenig Hoffnung auf eine Anstellung und keiner Aussicht auf ein besseres Leben. Und jetzt hatten sie sich in einem Akt der Verzweiflung freiwillig zu den Marineinfanteristen gemeldet. Keine Legion hätte sie aufgenommen, das war sicher. Und ein beträchtlicher Anteil von ihnen würde noch vor dem Ende ihrer Ausbildung aus
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