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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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haben.«
    »Worauf du einen lassen kannst«, antwortete Cato.

KAPITEL 10
    A m nächsten Tag nahm die Kolonne den Aufstieg in bergigeres Gelände in Angriff. Die Straße, die sich durch Schluchten und über steile Berghänge schlängelte, war von Kiefern gesäumt. Die Marineinfanteristen mussten die Wagen schieben, wenn die Steigung zu steil für die Maultiere wurde. Es folgten Stunden mühsamer Schinderei, in denen man sich die Straße hinaufquälte und hölzerne Keile unter die Räder getrieben werden mussten, wann immer man eine Pause einlegte. Mittags hatten sie die Schneefallgrenze erreicht, und Schneematsch und später Eis machten den Aufstieg noch weit beschwerlicher und gefährlicher. Die Zweige der Bäume waren mit Kristallen überzogen, und als sie noch höher kamen, gab es Schneeverwehungen, die die Rekruten wegräumen mussten.
    Die Müdigkeit und Unzufriedenheit in den Gesichtern der Männer munterte Macro von Stunde zu Stunde mehr auf. Er war sich jetzt sicher, dass er die Wette gewinnen würde. Noch ein paar Tage lang diese Schinderei, und er hätte seine Schäfchen im Trockenen. Nun ja, vielleicht doch nicht so ganz im Trockenen, dachte er in sich hineinlächelnd. Sobald Cato ihm seinen Gewinn ausbezahlt hatte, würde er sich nach allen Regeln der Kunst betrinken. Fast hatte er Mitleid mit seinem Freund, der die Wette so überstürzt angenommen hatte. Nun ja, eines Tages würde der Junge dazulernen …
    Als die Nacht hereinbrach, ließ Minucius auf einer baumfreien Fläche an einem ebenen Straßenabschnitt haltmachen. Vor ihnen verschwand die Straße hinter der Felswand eines Bergs, der hinter dem von Minucius gewählten Lagerplatz aufragte. Die Wagen rumpelten von der Straße herunter, und die Marineinfanteristen warfen sich neben ihnen in den Schnee.
    »WasmachtihrWeiberda,verdammtnochmal«,brüllteMinuciussiean.»AufdieBeine!BautdieZelteauf.Versuchtmal,ohneSchutzzuschlafen,dannistdieHälftevoneuchbismorgenfrüherfroren.Undjetztbewegteuch!«
    Die Männer rappelten sich auf und schleppten sich zum Ausrüstungswagen, wo die Optios ihnen Zelte, Abspannleinen, Holzpflöcke und Holzhämmer ausgaben. Es begann zu schneien, dicke weiße Flocken, die aus der Dunkelheit herabwirbelten und das Lärmen der mit den ledernen Zeltbahnen kämpfenden Männer dämpften. Anschließend mühten sie sich ab, die Pflöcke tief genug in den gefrorenen Boden zu treiben, um die Zelte stabil zu halten. Es war schon lange nach Einbruch der Dunkelheit, als die Zelte schließlich in Standardreihen standen und die Männer hineinkriechen konnten. Sie schützten sich mit ihren Decken und mit Kiefernzweigen, die sie von den in der Nähe stehenden Bäumen geschnitten und zur Isolation auf den gefrorenen Boden gelegt hatten, vor der Kälte. Rundum fiel leise der Schnee, und man hörte das Zeltleder dröhnend flattern.
    Sie hatten keine Zeit gehabt, ein Feuer zu entfachen, deshalb wurden die Rationen kalt ausgegeben. Die Rekruten kauerten unter ihren Decken und kauten harten Zwieback und Streifen von getrocknetem Schaffleisch.
    Im Zelt der Centurionen beendete Minucius seine Mahlzeit und raffte den Umhang enger um die Schultern.
    Cato blickte überrascht auf. »Du gehst bei diesem Wetter nach draußen?«
    »Natürlich, junger Mann. Ich muss die Wachen für die Nacht aufstellen.«
    »Die Wachen?« Cato schüttelte den Kopf. »Wir werden ja wohl kaum von einem Rudel Bergziegen angegriffen.«
    »Nicht von Ziegen. Aber von Räubern. Die Leute in diesen Bergen sind ein ziemlich gesetzesloser Haufen. Es soll sogar ein paar versteckte Siedlungen geben, in denen Nachkommen der Sklaven von Spartacus’ Armee leben.«
    »Aber das glaubst du doch nicht ernsthaft?«
    »So wird gemunkelt. Ich persönlich halte das für Unsinn. Jedenfalls muss ich Wachen aufstellen. Ich mache die Männer besser mal mit dem Gedanken vertraut.«
    Minucius schnürte die Riemen der Zeltklappe auf, und die anderen beiden Centurionen kniffen die Augen zusammen, als ein eiskalter Windstoß ins Zelt fegte, die Zeltwände blähte und an den Nähten zerrte. Macro krabbelte hin und bemühte sich, die Pflöcke wieder in ihre Löcher zu treiben.
    »Wozu das Ganze?«, brummte Cato. »Er kommt doch sowieso gleich wieder zurück.«
    »Na ja, wieso sollen wir uns die Eier abfrieren, während wir auf ihn warten?«
    Cato zuckte mit den Schultern und zog die Decke enger um seine schmalen Schultern. Er bezweifelte, dass er in dieser Nacht Schlaf finden würde. Es war einfach zu

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