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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Fleck auf der Wolle.
    Der Offizier der Torwache hatte gesehen, was sich da am Kai zusammenbraute, und als die Kolonne von Rekruten näher kam, strömte ein Kommando Marineinfanteristen aus dem Eingang des Marinestützpunkts und warf sich in die Menge, um Minucius und seinen Leuten den Weg frei zu machen. Der Geschosshagel verstärkte sich noch, da die Städter nun die letzte Gelegenheit nutzten, sich an den Männern auszutoben, die sie für den Verlust ihres Lebensunterhalts verantwortlich machten. Macro und Cato bedeckten ihre Köpfe und duckten sich hinter die Seitenbretter des Wagens.
    »Was für ein beschissenes Willkommen«, knurrte Macro. »Dieser Auftrag wird ja ständig besser. Womit wir wohl als Nächstes rechnen müssen?«
    Cato erwiderte nichts. Er blickte angestrengt auf das Meer, und zum ersten Mal wurde ihm klar, wie viel Angst er vor diesem Element hatte. Nicht nur war er ein schlechter Schwimmer, er hatte auch bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen er tatsächlich auf dem Wasser gewesen war, unter heftiger Seekrankheit gelitten. Und nun war es ihm bestimmt, die voraussehbare Zukunft auf dem, oder schlimmer noch, im Meer zu verbringen. Schon bei dem Gedanken daran wurde ihm schlecht.
    Als die Wagen am Ende der Kolonne in den Marinestützpunkt eingefahren waren, zogen sich die Marineinfanteristen nach drinnen zurück und verriegelten rasch das Tor. Der Offizier der Wache, auch ein Centurio, kam zu Minucius’ Wagen und grinste breit.
    »Ein schönes Willkommen zu Hause, hm?«
    »Großartig«, knurrte Minucius, griff nach seiner Feldflasche und spülte sich den Mund aus. Er spie das Wasser zur Seite. »Varro, was beim Hades ist denn passiert, seit ich in Rom war? Dieser Piratenunsinn scheint ganz Umbria verrückt gemacht zu haben.«
    Das Lächeln des Wachoffiziers verschwand. »Dann hast du also noch nichts gehört?«
    »Was gehört?«
    »Die sind vor ein paar Tagen in der Nähe einer Veteranenkolonie bei Lissus gelandet. Sie haben sie geplündert und alle Menschen abgeschlachtet. Frauen und Kinder wurden mit dem Schwert niedergemetzelt und alle Männer aufgespießt. Sie haben die Kolonie bis auf die Grundfesten niedergebrannt.«
    Minucius starrte ihn an. »Lissus? Da kenne ich ein paar Leute … «
    »Du kanntest sie. Jetzt nicht mehr.«
    »Verdammt … « Minucius ließ sich auf die Kutschbank sinken. Der Wachoffizier streckte die Hand aus und drückte ihn leicht am Arm. Dann wandte er sich den anderen Centurionen zu.
    »Seid ihr Macro und Cato?«
    Sie nickten.
    »Ihr sollt mit mir mitkommen. Der Präfekt hat mir den Befehl erteilt, euch gleich nach eurer Ankunft zu ihm zu führen.«
    »Nur einen Augenblick noch«, sagte Cato. Er stieg vom Wagen herunter und trabte zu dem Fahrzeug, auf dem Anobarbus fuhr.
    Der Kaufmann setzte sich auf und wischte sich Schlamm vom Umhang. Er blickte zu Cato hinunter. »Wirklich eine nette Stadt, dieses Ravenna.«
    Cato streckte ihm die Hand hin. »Der Präfekt schickt nach uns. Ich sage erst mal auf Wiedersehen. Sende uns eine Nachricht, wenn du weißt, wo du unterkommst.«
    »Das mache ich.« Anobarbus umfasste seine Hand. »Und der Wein geht auf mich.«
    Cato nickte zu seiner Geldtruhe hinunter. »Du kannst es dir ja leisten.«
    Der Kaufmann warf Cato ein sonderbares Lächeln zu und nickte dann. »Ich schulde dir und Macro mein Leben. Das werde ich euch nie vergessen.«
    »Ich werde dich beim Wort nehmen.« Cato zwinkerte und eilte zu Macro und Varro zurück, der ungeduldig mit seinem Rebstock wedelte.
    Der Wachoffizier wandte sich um und machte sich auf den Weg zu einem großen Gebäude mit Portikus, das auf den Marinestützpunkt hinausblickte.
    »Gut gemacht«, zischte Macro. »Jetzt hast du sie auch noch auf dieser Seite des Tors gegen uns aufgebracht.«
    »Vielleicht, aber für uns springt dabei ein ordentlicher Schluck Wein heraus.« Cato wies mit dem Daumen auf den Wagen des Kaufmanns zurück. »Und zwar auf Rechnung unseres Freundes.«
    »Das klingt schon besser.« Während des ganzen Wegs über den Exerzierplatz spielte ein zufriedenes Lächeln um seine Lippen.
    Das Büro des Präfekten war eindrucksvoll – ein langer Raum, der auf die obere Ebene des Portikus hinausführte. Diese bot Zugang zu allen Büros im zweiten Stock des Flottenhauptquartiers. Der Blick aus dem Büro des Präfekten ging auf die Ankerplätze des Marinehafens hinaus, auf die Unterkünfte der Marinesoldaten und das Durcheinander von Läden und Werkstätten dahinter. Zu einer Seite des

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