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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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überfiel Ravenna mit einem ohrenbetäubenden Hagelschauer. Die Schlossen prasselten auf die Dachziegel und sprangen vom Straßenpflaster hoch, bevor der Wind sie zu kleinen Verwehungen zusammenfegte. Selbst im relativ ruhigen Hafen umschlossen Wind und Wellen die am Kai festgemachten oder im Wasser vor Anker liegenden Schiffe. Als die Dunkelheit hereinbrach, ließen die besorgten Trierarchen ihre Besatzungen das Wasser ausschöpfen, das vom Meer in die Fahrzeuge schwappte oder das aus dem Himmel auf die Schiffe herabprasselte. Es wurden Ankerwachen aufgestellt, um sicherzugehen, dass die Anker nicht unbemerkt über den Grund schleiften, und die ängstlicheren Besatzungen brachten zusätzliche Anker aus und beteten, dass die Götter sie in dieser schrecklichen Nacht bewahren würden.
    Als sich der blasse Schimmer des Morgengrauens schwach am Horizont abzeichnete, ließ die Wut des Sturms endlich nach. Der Himmel blieb bewölkt, es regnete oder hagelte aber nicht. Der Wind legte sich und wehte nun nur noch als schwache Brise. Die Wellen verebbten zu einer ölig glatten Dünung. Die Offiziere des Marinestützpunkts kamen aus dem Schutz der Kaserne, um den Schaden abzuschätzen. Neben den Häusern lagen die zerbrochenen Reste heruntergefallener Ziegel, aber wie immer betraf der schlimmste Schaden die Schiffe. Die Innenseite der Mole war von Wrackteilen der Fahrzeuge übersät, die der Sturm an Land geworfen und gegen die Felsen gespült hatte. Hier und dort lagen die verkrümmten Leichen von Männern wie weggeworfenes Spielzeug. Eine Handvoll Schiffe waren vor Anker gekentert, und nur die Mastspitzen mit den an der Rah aufgerollten Segeln ragten noch aus dem Wasser.
    Cato und Macro spähten über den Marinehafen und zählten die Fahrzeuge, die die Nacht überstanden hatten.
    »Was haben wir verloren?«, fragte Cato.
    »Ich komme auf zwei Triremen und vier der Biremen«, antwortete Macro. »Anscheinend hatten die Seeleute mit den Enterbrücken recht. Nicht, dass Vitellius das zugeben wird. Aber vielleicht wird er nächstes Mal auf sie hören.«
    Cato wandte sich ihm mit hochgezogenen Augenbrauen zu.
    »Schon gut«, räumte Macro ein. »Vielleicht auch nicht. Das hier ist nicht gerade ein guter Anfang für sein Kommando. Meinst du, er wird ihn fortsetzen?«
    »Das muss er. Er hat denselben Auftrag wie wir. Narcissus wird keine Entschuldigungen gelten lassen.«
    Tatsächlich, sobald die Wolken sich lichteten, ertönte auf dem Marinestützpunkt das Signal zum Sammeln. Die Marineinfanteristen stürzten aus der Kaserne, stellten sich zu Schiffsmannschaften auf und warteten auf den Befehl, an Bord zu gehen. Vitellius besprach sich mit seinen hochrangigen Seeoffizieren, und die Soldaten der verloren gegangen Schiffe wurden auf die verbliebenen Fahrzeuge aufgeteilt. Als dann das letzte Signal verklang, stapften die Männer an Bord der Kriegsschiffe, die am Kai festgemacht hatten. Sobald ein Fahrzeug seine Marineinfanteristen aufgenommen hatte, legte es ab und wartete im Hafen, während sein Platz vom nächsten Schiff eingenommen wurde. Macros Schiff, eine Bireme, auf deren Bug der Name Dreizack gepinselt war, machte fest, und man brachte die Laufplanke aus.
    »Ich sehe dich auf der anderen Seite.« Er streckte Cato die Hand wie zu einem endgültigen Lebewohl hin, und Cato lächelte.
    »Es ist doch nur ein schmales Nebenmeer, Macro, nicht der Fluss Styx.«
    »Wirklich?« Macro spähte über den Hafen hinweg zum Horizont. »Von hier aus kann ich eigentlich keinen Unterschied erkennen.«
    »Ach, komm schon. Morgen Abend stehen wir schon wieder auf festem Boden.«
    »Ich dachte, du wärest derjenige, der Angst vor dem Wasser hat?«
    Cato zwang sich zum Lächeln. »Das stimmt ja auch.«
    »Ich auch … « Macro wedelte mit der Hand. »Ich schwöre dir, wenn wir das hier lebend überstehen, diene ich nie wieder auf einem Schiff.«
    »Lass uns hoffen, dass uns die Wahl bleibt.«
    Macro nickte, wandte sich dann rasch ab, marschierte zur Dreizack und trat hinter dem letzten seiner Männer vorsichtig auf die Laufplanke. Sobald seine Stiefel das Deck berührten, wurde das Brett an Bord gezogen. Die Leinen wurden von den dicken Holzpfosten am Kai losgemacht, und die Matrosen mühten sich mit langen Stangen, das Schiff ins offene Wasser hinauszuschieben. Macro, der an der Reling stand, warf einen Blick zu Cato zurück, winkte einmal und nahm dann auf dem erhöhten Achterdeck seine Position hinter dem Kapitän ein.
    Catos Bireme war eines der

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