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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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der sich, mager, wie er war, dicht beim Feuer wärmte. Es mochte sich als klug erweisen, diesen Mann so weit wie möglich vom wahren Zweck der Operation fernzuhalten. Es war wichtig, dass Vitellius das Verdienst für die Bergung der Schriftrollen allein für sich beanspruchen konnte. Außerdem mochten sich in dieser Situation auch noch andere Gelegenheiten ergeben, und er wollte nicht, dass ein weiterer Beauftragter Narcissus’ ihm über die Schulter schaute. Da war natürlich auch noch Centurio Macro, aber Vitellius betrachtete den älteren Offizier nicht als ernst zu nehmende Gefahr. Macro war argloser, als ihm guttat. Es mochte kein Fehler sein, die beiden zu trennen. Dann würde also Cato derjenige sein, der nach Ravenna zurückkehrte.
    »Centurio Cato!«
    Cato nahm Haltung an. »Jawohl, Herr?«
    »Bei Tagesanbruch segelst du mit Albinus und der Sparta nach Ravenna zurück. Die zum Schiff gehörige Centurie von Marineinfanteristen bleibt hier zurück, damit ihr bei der Rückfahrt weitere Männer mitnehmen könnt. Ihr holt den Rest der Flotte, zusammen mit den Marineinfanteristen, zusätzlichen Vorräten und der Ersatzausrüstung. Ich lasse meinen Sekretär deine Vollmacht ausstellen, in meinem Namen zu handeln.«
    »Jawohl, Herr.«
    »Meine Herren! Das ist alles. Centurio Macro übernimmt die erste Wache. Die anderen können sich schlafen legen, bis sie an der Reihe sind. Wegtreten!«
    Als die um das Feuer versammelten Offiziere sich steifbeinig erhoben und zu den Lagerfeuern ihrer Einheiten davonstapften, blieb Cato zurück. Er nickte Macro zu, und dieser gesellte sich widerstrebend zu seinem Freund, als dieser an den Präfekten herantrat.
    »Was wollt ihr?«, fuhr Vitellius sie an. »Beeilt euch. Ich bin müde.«
    Macro nickte. »Ich nehme an, dass jeder in der Flotte müde ist, Herr.«
    Vitellius beachtete ihn nicht und konzentrierte sich allein auf Cato. »Was willst du?«
    »Warum schickst du mich zurück, um Verstärkung zu holen? Ich wäre doch gewiss hier von größerem Nutzen, Herr? In Anbetracht unserer Befehle von Narcissus.«
    »Ich muss eine Eilbotschaft an den Kaiserlichen Sekretär schicken«, erklärte Vitellius schlicht. »Ich muss berichten, was vorgefallen ist. Narcissus wird über die Lage Bescheid wissen wollen. Ich brauche dich, um sicherzugehen, dass das Schreiben nach Ravenna gelangt und nach Rom weitergeschickt wird.«
    »Und warum gerade mich?«
    »Dir kann ich vertrauen. Diese anderen«, Vitellius zeigte auf die Offiziere, die sich in der Dunkelheit zerstreuten, »sind dem Kaiser vielleicht nicht so treu ergeben. Ich muss sichergehen, dass die Nachricht auch wirklich zu Narcissus gelangt. Deswegen ist meine Wahl auf dich gefallen. Was Macro hier angeht, nun, ich muss meine besten Offiziere für das bereithalten, was dieser Bastard Telemachos uns entgegenwirft.«
    Cato sah den Präfekten mit einem kalten, bitteren Blick an. Dann salutierte er.
    »Darf ich wegtreten, Herr?«
    »Natürlich.« Vitellius erwiderte den militärischen Gruß nicht, nickte aber in Richtung der Zeltreihen von Catos Centurie. »Du wirst im Augenblick nicht gebraucht. Schlaf jetzt erst einmal. Ich habe den Bericht vor Tagesanbruch fertig, wenn die Sparta die Segel setzt.« Er wandte sich an Macro. »Du gehst jetzt besser mit deinen Männern auf Wache.«
    Als die beiden Centurionen durchs Lager davongingen, blickte Cato sich um, um sicherzugehen, dass sie außer Hörweite waren.
    »Pass auf dich auf, während ich weg bin.«
    Macro runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich traue ihm nicht.«
    »Soll das etwas Neues sein? Kein Mensch, der bei Verstand ist, würde diesem Drecksack trauen. Was führt er deiner Meinung nach im Schilde?«
    Cato schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aus irgendeinem Grund trennt er uns. Eines wissen wir jedenfalls sicher, es hat nichts damit zu tun, dass er diese Botschaft zuverlässig zustellen will. Pass also einfach auf dich auf, hörst du?«
    Macro nickte. »Du klingst genau wie meine Mutter!«
    Cato warf ihm einen Blick zu. »Möchtest du, dass ich in Ravenna mal in deinem Namen bei deiner Mutter vorbeischaue?«
    Sobald er es gesagt hatte, wünschte Cato, er hätte sein dummes Mundwerk gehalten. Erinnerungen an die verheerende Begegnung im Tanzenden Delfin überfielen ihn.
    »Nein. Lass das sein«, antwortete Macro ruhig. »Rede nicht wieder von ihr.«
    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, und dann wechselte Cato das Thema.

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