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Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bödeker
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gab. Etliche Lehrer und ihre Schüler hatten die unzähligen Schriften durchkämmt - ohne Erfolg.
    Zudem war vorgestern der letzte Gesandte nach Sapienta zurückgekehrt und hatte auch nichts Positives zu berichten gehabt: Auch in anderen Bibliotheken des Landes gab es keine Ideen zur ersten Rätselaufgabe. Allando hatte extra Boten in alle Städte der Südlande entsendet.
    Und so wollte sich die Dankbarkeit heute Morgen nicht so richtig einstellen. Die so vertraute Niedergeschlagenheit des letzten Jahres überkam ihn wieder. Was hatte er sich auch eingebildet? Hier als großer Retter aufzutrumpfen? Vielleicht musste er einfach für den Mist büßen, den er in seinem Leben angestellt hatte.
    Jason hoffte, dass sich sein Frust durch die Morgenübungen verringern würde. Doch auch bei seinen Fortschritten als Limart war eher Stillstand angesagt. Er konnte zum Beispiel schon seit vier Wochen mithilfe von Limar einen Kieselstein bewegen, mehr ging aber auch nicht. Andere Schüler hoben mühelos kleine Felsblöcke mit ihren Kräften an.
    Allein seine Heilkünste verzeichneten erfreuliche Steigerungen. Er spürte immer eindrücklicher, woran und an welchen Stellen ein Patient erkrankt war. Obwohl er seit dem Vorfall mit dem Schnupfen nicht mehr jeden behandeln durfte, eine weitere Ansteckung hätte die Goldwasservorräte in einen kritischen Bereich getrieben. Die verbesserten Heilkräfte waren ein Lichtblick, aber Jason sah darin keinen Vorteil bei der Suche nach dem Gefäß des Lichts, seiner eigentlichen Aufgabe hier auf Tandoran.
    Nachdem er die Körper- und Meditationsübungen beendet hatte, widmete er sich dem Lehrstoff dieser Woche: der Zukunftsvorhersage. Callum sah große Chancen: „Da du bei Menschen und Tieren über ein so gutes Gespür verfügst, solltest du auch eine Sensibilität für zukünftige Entwicklungen besitzen.“
    Das Vorgehen verlief normalerweise so: Jason ließ seinen Geist völlig entspannen, meist durch die Meditation auf ein Mantra, das er in Gedanken immer leiser und leiser sprach. Das versetzte seinen Kopf am schnellsten in angenehme Stille gepaart mit hellwacher Aufmerksamkeit.
    In diesem Zustand sollte er voll konzentriert den Ablauf eines Geschehnisses von der Vergangenheit bis zum Heute verfolgen. Und dann auf eine Intuition, ein Bild oder ein Gefühl warten, das die zukünftige Entwicklung andeutet oder gar unmissverständlich zeigt. Meist nahm Jason das Wetter als Versuchsobjekt. Er rief sich im Geiste das Klima der letzten Tage bis zu dieser Stunde in Erinnerung. Betrachtete dabei jeden Tag möglichst detailliert, empfand die Wärme der Sonne oder die angenehme Brise des Windes nach. Doch obwohl er die Übung nun zum zwanzigsten Mal durchführte, spürte er nichts - gar nichts, was auf das morgige Wetter deuten könnte.
    Frustriert brach er seine Versuche ab und kickte sein Meditationskissen gegen die hintere Wand des Übungsraumes. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es noch zu früh zum Mittagessen war. Unschlüssig schaute er sich um. Mit Callum war er erst am Nachmittag verabredet, er könnte eine weitere Übung durchführen. Aber seine Lust war auf dem Tiefpunkt angelangt.
    Jason beschloss, bis zum Lunch ein Schläfchen zu halten. Dieser Gedanke erfreute ihn. Ein wenig besserer Laune suchte er sein Zimmer auf. Doch als er den Raum betrat, bekam er einen Heidenschreck.
    „Ratsmeisterin Tradan, was machen Sie denn hier?“, wollte er wissen.
    Sie stand in ihrer ganzen Körperfülle neben seinem Bett und wirkte genau so erschrocken wie er.
    Tradan fasste sich ans Herz: „Meine Güte, schleich dich bitte nicht noch einmal so an. Ich dachte, wir wären heute zur Untersuchung verabredet und ich warte schon seit zwanzig Minuten.“
    Sie hielt die Hand mit ihrem Grashandschuh in die Höhe. Mit diesem konnte sie Krankheiten, die noch nicht ausgebrochen waren, sensibler erfühlen. Seit 20 Jahren war sie nun im Lichtrat. Jason wusste, dass ihr einmal ein grober Schnitzer unterlaufen war. Ein Kind war gestorben, weil sie nicht auffindbar gewesen war. Sie hatte wohl einfach verschlafen. Seitdem neigte sie zur Depressivität, war jedenfalls meist schlecht gelaunt, wenn er sie sah. Nur bei ihrem Hobby, Figuren aus Lehm zu formen, hatte er sie lächeln gesehen.
    „Das ist nicht heute. Wir hatten morgen abgesprochen“, korrigierte Jason.
    Verdattert blickte die Ratsmeisterin ihn an. „Sicher, du hast recht. Ich habe den Tag verwechselt.“ Sie schritt eilig zur Tür. Ihr Stethoskop

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