Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Entwicklungen erfahren?“, wollte Ratsmeisterin Ruben wissen.
Allando dachte einen Moment nach und antwortete: „Besser später. Denkt an den Verräter. Ich bitte alle, Stillschweigen über diese Besprechung zu wahren. Je weniger von der Suche nach dem Gefäß des Lichts nach außen dringt, umso sicherer reisen unsere Freunde. Sonst noch Anregungen?“
Keiner meldete sich. „Gut, dann ist es beschlossen. Bereitet alles für die Expedition vor und geht früh schlafen. Im Morgengrauen brecht ihr auf.“
Die Versammlung löste sich auf. Im Hinausgehen wurde Jason von Ratsmeisterin Tradan angesprochen: „Auf der Reise musst du verstärkt darauf achten, dich nicht bei anderen Tandorianern anzustecken. Vermeide den direkten Kontakt und iss immer nur abgekochte Speisen. Es könnte sonst dein Todesurteil bedeuten. Du wirst schwächer werden, Jason. Das ging bisher jedem Menschen von der Erde so.“
***
Am nächsten Morgen trafen sich alle bei den Ställen. Die morgendlich kühle Luft war erfüllt vom Gezwitscher unzähliger Spatzen. Die letzten Gramirne verschwanden wuselnd in ihren Gängen unter den Häusern. Der Geruch von Pferd und Stall lag über den aufbruchbereiten Expeditionsteilnehmern. Zwanzig Soldaten warteten bereits auf ihren Rössern. Die Reittiere der übrigen Reisenden waren noch an ein Rondell gebunden. Seron saß abmarschbereit am anderen Ende des Hofes. Er wollte die Pferde nicht unnötig beunruhigen. Natürlich hatte er auf Jasons Frage, ob er sie begleiten würde, genickt.
Wie auf Kommando bewegten sich die Köpfe aller Soldaten nach links. Jason schaute ihnen nach und hielt den Atem an. Sein Mund klappte nach unten.
Shalyna war auf den Hof gekommen. Sie trug allerdings heute nicht ihre übliche sackähnliche Montur, sondern eine eng anliegende hellbraune Lederhose und darüber eine bauchfreie Weste, die den Blick auf einen roten Diamanten in ihrem Bauchnabel freigab. Jason sah sie zum ersten Mal mit offenen Haaren. Die goldbraunen Locken reichten geschmeidig glänzend bis zur Hüfte. Das schmucklose Kopftuch hatte sie gegen ein breites Stirnband getauscht. In Verbindung mit dem silbernen Dolch an ihrem Gürtel sah sie wie eine kampfbereite Amazone aus. Jason kamen die beiden Jungen bei den Gucklöchern am Kampfplatz in den Sinn - jetzt verstand er die Bezeichnung „heiße Braut“.
Rhodon stieß ein anerkennendes Pfeifen aus, aber Callum schaute missbilligend.
„Was ist?“, fuhr Shalyna ihn an. „Wir verlassen die Schule. Da muss ich doch wohl nicht mehr in den Lumpen herumlaufen?“
Jetzt kapierte Jason gar nichts mehr. Wenn sie selbst ihre Kleidung nicht mag, warum zog sie sich dann so an?
Callum lieferte den Ansatz einer Erklärung: „Aber wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen, und du solltest das ganz besonders berücksichtigen.“
Doch ihr jugendlicher Lehrer wollte wie üblich keinen weiteren Streit, zuckte mit den Schultern und wendete sich wieder der Karte zu, welche auf einem Karren ausgebreitet lag. Eben noch hatte er mit Meister Allando, Rhodon und Hauptmann Meilon die letzten Details besprochen. Jason trat näher heran.
„Die Küstenstraße wäre die sicherste Möglichkeit nach Raventa.“ Callum fuhr mit einem Stift die Küste entlang.
„Aber wenn wir die Route durch den Dschungel reiten, sparen wir einen ganzen Tag.“ Rhodon kreuzte mit dem Finger quer über den angedeuteten Wald.
„Das können wir nicht machen.“ Callum schüttelte energisch den Kopf. „In den letzten Jahren sind dort häufig Reisende verschwunden und nie wieder aufgetaucht.“
„Die waren alle allein unterwegs. Wir reisen mit einer kleinen Armee. Jüngchen, du bist ein Buchgelehrter, aber hier müssen wir mal etwas wagen. Ohne Risiko wirst du den dunklen Kaiser nicht besiegen!“ Rhodon blickte zu Meister Allando. „Jason bleibt nur noch wenig Zeit auf Tandoran. Wir werden am Ende vielleicht jeden Tag dringend benötigen.“
Jason wendete sich von der Streiterei ab und sah, wie Shalyna eine braune Stute aus dem Stall führte und an das Rondell band. Unsicher fingerte er am Tharidium-Gaphir an seinem Hals herum. Schließlich fasste er sich den Mut und ging zu ihr rüber.
„Ein wunderschöner Brauner. Dein Pferd?“, begann er das Gespräch.
„Ja.“ Shalyna zurrte das Zaumzeug fest. „Sie heißt Allinda.“
Jason streichelte das Tier an der Kehle. Er spürte Vertrauen und aufgeregte Erwartung von der Stute ausgehen.
„Sie mag dich. Ich kann das fühlen“, sagte er und musste
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