Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
sich bemühen, nicht immer auf den roten Diamanten in Shalynas Bauchnabel zu starren.
„Das spür ich auch ohne deine Zauberkräfte. Aber danke.“ Mit diesen Worten schwang sie sich in den Sattel, kickte Allinda leicht in den Bauch und ritt zu den wartenden Soldaten. Sofort bildete sich eine Traube um sie.
Na toll, Miss Freundlichkeit wie sie leibt und lebt . Trotzig zuckte er mit den Schultern. Mir soll‘s egal sein .
„Jason.“ Ratsmeister Faibanus kam über den Hof geeilt. „Ich habe noch etwas für dich.“ Er zog aus einem Korb ein Kettenhemd, das aus lauter winzigen Gaphirsteinen bestand. „Ein Sinithhemd, in das spezielle Gaphire eingewebt sind. Dadurch kannst du hier auf Tandoran vom dunklen Kaiser nicht mehr geortet werden. Trage es immer und du bist auch vor Pfeilen und anderen Angriffen geschützt.“
Jason zog den Schutz unter seinem Hemd an. „Passt perfekt. Und leicht wie ein Unterhemd. Tausend Dank, Meister Faibanus.“ Jason verbeugte sich knapp. Der muskulöse Ratsmeister und Lehrer für Körper, Atem und Gesundheit wünschte ihm viel Glück und verabschiedete sich dann von allen anderen Mitreisenden. Er schien sie um ihr Abenteuer zu beneiden.
Callum war bereits aufgesessen und ritt an ihm vorbei. „Verlass dich lieber nicht zu sehr auf das Sinithhemd, Jason. Wir müssen jederzeit wachsam bleiben.“
***
Ethan lag am Boden und probierte einige Körperstellungen aus. Er suchte die Position, welche bei den Wärtern am meisten Mitleid erregen würde. Sein Magen knurrte vernehmlich. Zwei Tage hatte er sein Essen zurückgehen lassen, um heute glaubwürdig zu erscheinen. Er fand, dass die Lage direkt vor seiner Pritsche am plausibelsten wirken würde. So hatte es den Anschein, als wäre er entkräftet von seiner Liege gefallen. Dann zog er die basketballgroße Goldfaust, die mit seinem Fuß verbunden war, hoch zum Bauch und umschloss sie mit beiden Armen. Dabei übte er ein erbärmliches Stöhnen. Zufrieden mit dem Ergebnis verstummte er und lauschte auf das Kommen des Wärters.
Gestern musste er bei seinem täglichen Rundgang im Hof mit ansehen, wie der dunkle Kaiser drei Diebe auf einmal tötete. Der gebündelte Limarstrahl aus der Handpyramide hinterließ nur verkohlte, qualmende Aschehaufen. Jedes Mal schüttelte es ihn vor Entsetzen, wenn er das begeisterte Strahlen in den Augen von Mandratan während der Bestrafung sah. Sein Bruder nutzte die Lehren des Mansil, um seinen niedersten Trieben freien Lauf zu lassen.
Nach zehn Minuten lag er noch immer am Boden seiner Zelle. „Ausgerechnet heute verspätest du dich.“ Ethan knurrte einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Wie er so auf den Fliesen aus Naturstein verharrte, musste er an eine Übernachtung in einem Hochgebirgskloster im Himalaja denken. Dort hatte er seine Luftmatratze auf genau demselben Steinboden ausgebreitet. Wie ewig war das jetzt her. Shambala hatte er auf seiner Suche in den Bergen nie gefunden, dafür war ihm Franka in diesem Kloster in sein Herz gelaufen. Und das war so unendlich viel wertvoller gewesen.
Er überlegte, ob er nicht lieber auf der Pritsche warten und erst, sobald an der Tür etwas zu hören war, seine Stellung am Boden wieder einnehmen sollte. Das wäre bequemer als dieser steinharte Zellenboden. Doch das Risiko, bei dieser Aktion verdächtige Geräusche zu machen, schien ihm zu groß. Mehrere Tage hatte er sein Entkommen geplant und vorbereitet, das wollte er nun nicht für ein bisschen Komfort aufs Spiel setzen.
Sein Bruder hatte sich seit seinem letzten Besuch nicht mehr in den Kerkerräumen sehen lassen. Ethan schöpfte daraus die Hoffnung, dass Jason noch am Leben war. Diese Zuversicht hatte seinen Lebenswillen wieder entflammt und das erste Mal seit Jahren dachte er an Flucht. Und prompt hatte sich ein günstiger Umstand ergeben.
Schritte näherten sich der Kerkertür. Sofort begann er mit einem dumpfen Stöhnen. Nur nicht übertreiben, ansonsten wirkt es unglaubwürdig . Vurup öffnete die schwere Eisentür schwungvoll und rauschte hinein. Er keuchte, schien sich beeilt zu haben.
„Hoch mit dir. Wir sind spät dran.“
Ethan blickte zu dem Wärter auf und erweckte dabei einen erbärmlichen Eindruck, wie er hoffte. Dabei sah er, dass dessen Narbenstreifen im Gesicht aufgrund seiner Hast rot hervortraten. Ein kurzes Aufwallen von Mitleid für den dicklichen Aufseher überkam ihm. Die Narben in seinem Gesicht stammten von früheren Schlägen seines Vaters, wie er ihm eines Nachts einmal
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