Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Richtung der obersten Richterin.
Esmer al Tandora blickte jeden der Ratsmitglieder für einige Sekunden in die Augen und erhob dann ihre klare und reine Stimme: „Ehrwürdiger Rat, geschätzter Großmeister Allando, Ihr habt recht. Die Meldungen unserer Spione in den Nordlanden werden immer seltener. Die meisten von ihnen wurden enttarnt und fielen Mandratans Rache zum Opfer. Andere schweigen aus Angst. Doch das, was wir zuletzt hörten, gibt Anlass zu großer Sorge. Ich bitte den obersten Berater Draman, dem Lichtrat einen Überblick über die neuesten Nachrichten zu geben.“
Alle Blicke richteten sich auf den Mann, der sich von einer der Seitenbänke aufrichtete. Imarin Draman war seit 20 Jahren der führende Ratgeber des Richterhauses und dem versammelten Gremium vertraut. Man schätzte seine analytischen Fähigkeiten, die jeweilige Lage realistisch und ungeschönt zu beurteilen. Wie immer musste Allando schmunzeln, als Dramans lange Kette mit dem runden Ornament fast am Boden baumelte, als er sich vor der obersten Richterin verbeugte.
„Verehrter Rat. Mandratan dan Wadust, der dunkle Kaiser, hat, wie wir alle wissen, seit dem letzten Krieg sein Heer vom Grunde her neu aufgebaut. Die Schätzungen der Spione in den Nordlanden zur Heeresgröße stiegen von Jahr zu Jahr. Soweit war die Lage beängstigend, aber wir konnten mit einer entsprechenden Aufrüstung unseres Heeres und der verstärkten Ausbildung von Kampflimarten ein Gegengewicht schaffen. Anlass des jetzigen, unangekündigten Besuches sind zweierlei Sorgen.“
Draman blickte einen Moment schweigend zur obersten Richterin, die ihn mit einem Nicken zum Weiterreden aufforderte.
„Zum einen lässt Mandratan Truppen seiner verbündeten Länder der Nordstaaten in Saranam zusammenziehen. Große Heeresteile lagern mittlerweile vor den Toren der Festung. Dies kann nur auf einen nahe bevorstehenden Angriff hinweisen. Wir schätzen, dass uns noch einige Wochen, bestenfalls wenige Monate bleiben.“
Sorgenvoll ließ Draman seinen Blick auf Meister Allando ruhen, der das Gefühl hatte, sein Magen ziehe sich zu einer kleinen Murmel zusammen. Nun war es also soweit. Davor hatten sie sich jahrelang gefürchtet. Nervöses Stimmengewirr erfüllte den Raum. Allando besann sich und sorgte mit einem Schlag seines aus Eichenholz bestehenden Limartenstabes auf den Fußboden für Stille.
Dankbar nickte ihm Imarin Draman zu. Der Berater fingerte am goldenen Ornament seiner Halskette, das in auffälligem Kontrast zu seiner roten Tunika und der schwarzen Hose funkelte. „Die zweite bedrohliche Neuigkeit ist ... verwirrender. Uns erreichte ein hastig hingeschriebener Bericht, der zur Hälfte von Wasser durchtränkt war. Darin heißt es, dass dem dunklen Kaiser mehrere Dutzend riesiger Echsen als Kampftiere zur Verfügung ständen. Wir vermuten, dass es sich dabei um Sarkoten handelt.“
Allando bemerkte, wie die Ratsmeister Diestelbart und Tradan ihre Münder vor Verblüffung aufrissen. Auch für ihn war diese Nachricht ein Schock. Wie sollte dies möglich sein? Nie waren solche Tiere im Krieg eingesetzt worden.
In den gigantischen Urwäldern auf Tandoran gab es viele Wesen von beeindruckender Körpergröße und alles zerschmetternden Kräften. Die Sarkoten nahmen in mehreren Punkten eine herausragende Stellung unter ihnen ein. Doppelt so groß wie ein Elefant, von braungrünen, gepanzerten Schuppen umgeben, lebten die friedlichen Vegetarier tief in den Wäldern der Malandren. Diese Bergkette, welche die Südlande von den Nordlanden trennte, beheimatete praktisch keine Menschen. Von daher hörte man fast nie Berichte über diese Riesenechsen. Es war nur ein Zeugnis bekannt, bei dem Sarkoten ihre Herde verteidigen mussten, und das lag zudem lange zurück. Mir ihren mannslangen Hörnern richteten sie bei dieser zufälligen Beobachtung verheerende Schäden unter den angreifenden Garonen an, die sich vernichtend geschlagen zurückziehen mussten. Bisher ließen sich die Sarkoten niemals zähmen, geschweige denn für irgendwelche kriegerischen Dienste verwenden.
Diese Ungetüme könnten ungeheure Zerstörungen anrichten, wenn sie sich in eine Schlacht stürzen würden. Allando mochte gar nicht an die Folgen denken. Was wäre, wenn ihre Soldaten schon beim Anblick dieser Monster vom Schlachtfeld fliehen würden?
„Wie soll diesem Teufel das gelungen sein? Wie will er die Tiere ruhig halten oder gar für seine Zwecke gezielt einsetzen?“ Die Stimme von Ratsmeisterin Ruben
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