Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
knallgelben Frucht verdient, deren Bäume zahlreich an den Ausläufern dieses Dschungels gediehen. Entsprechend gut wusste er über den Wald Bescheid. Er beschattete seine Augen, indem er die Hand flach an die Stirn hielt und meinte: „Der Fluss hat sich durch das Gewitter verbreitert. Die Brücke scheint schon vor langer Zeit eingestürzt, seht, dort finden sich noch einige Überreste.“ Er wies mit dem Finger auf zwei gemauerte Brückenpfosten in der Mitte des tosenden Flusses.
Meilon nickte. „Das Wasser zerschellt regelrecht an den Felsen, das Durchreiten wird riskant.“ Er betrachtete sorgenvoll die ungestümen Strudel.
„Ein Paradies für Rafter“, murmelte Jason vor sich hin.
Shalyna hörte ihn trotz des rauschenden Wassers. „Was bitte schön sind Rafter?“, fragte sie deutlich lauter.
„Verrückte Schlauchbootfahrer, die mit Freude die gefährlichsten Flüsse zwischen engen Felsen hinabrasen. Hier hätten sie ihren Spaß.“
„Wir müssen da durch.“ Callum schrie fast zu Rhodon. „Meinst du, wir schaffen das?“
Rhodon blickte nach rechts und links. Soweit das Auge reichte, war keine bessere Flussquerung zu entdecken. Die ehemaligen Brückenbauer hatten schon die schmalste Stelle genutzt. „Müssen wir wohl. Wir binden die Reiter aneinander, so sichern wir uns gegenseitig.“
Dur und Meilon nickten zustimmend. Niemand von ihnen, nicht einmal der Wolf, erkannte die lauernde Gefahr im Schilf am Uferrand. Vielleicht hätte sich Dur ihrer erinnern müssen, schließlich waren in früheren Zeiten des Öfteren Menschen diesen Bestien zum Opfer gefallen.
***
Vorsichtig trieb Rhodon seinen Hengst zu ersten, unsicheren Schritten in den Fluss hinein. Das Tier ängstigte sich vor den reißenden Wellen. Aber der Untergrund bot mit seinem felsigen Gestein einen festen Tritt für die Pferdehufe. Seron hatte es bewiesen, er stand schon an der gegenüberliegenden Uferseite.
Langsam verschwand der Pferdekörper in dem kraftvoll fließenden Wasser. Callum, Jason und Nickala ritten direkt hinter dem Zwerg, dann folgten die übrigen Soldaten. Shalyna lag an zweitletzter Stelle, Dur bildete das Schlusslicht.
So schnell es die Fluten zuließen, durchquerte Rhodon den Fluss. Mehrfach mussten die Pferde größere Felsbrocken im Wasser überwinden. Der Oberkörper von Gorum glitt dabei aus dem Wasser heraus, schlitterte unsicher über den nackten Fels und tauchte auf der anderen Seite wieder komplett ein.
Schließlich erreichte Rhodon das gegenüberliegende Ufer, Callum und Jason folgten ihm dichtauf. Sofort lösten sie ihre Seile und drehten sich zum Rest der Gruppe um. Shalyna war bereits bis zur Mitte des Flusses gekommen.
In diesem Moment strauchelte das Pferd von Dur. Hilflos paddelte es in einer Untiefe und wurde gnadenlos von der Wucht des Flusses mitgerissen. Nickala fasste sich entsetzt an den Mund. Verzweifelt klammerte sich Dur an das Sicherungsseil. Immer wieder tauchte sein Kopf in den tosenden Wassern unter. Zentimeter für Zentimeter zog er sich zu Shalyna heran, die durch den Zug von Dur selbst fast aus dem Sattel gezerrt wurde.
Jason hielt den Atem an und blickte starr vor Furcht zwischen dem kämpfenden Dur und Callum hin und her. Doch der Limart sah keine Möglichkeit des Eingreifens.
Schließlich schaffte es Dur, sich unter offenkundig großer Anstrengung hinter Shalyna auf den Rücken von Allinda zu ziehen. Der kräftige Rappen von Dur hatte sich mittlerweile mit beiden Vorderläufen über einen herausragenden Felsen geklammert. Doch die Wellen zehrten weiter unerbittlich an ihm.
„Können wir dem Tier nicht helfen?“ Jason blickte Hilfe suchend zu dem inzwischen an Land angekommenen Meilon.
„Ich weiß nicht, wie. Die Strömung ... Oh Gott.“ Callum und Meilon rissen entsetzt ihre Münder auf und zeigten zur gleichen Zeit auf das gegenüberliegende Ufer.
Ein riesiges Krokodil wand sich aus dem Schilf und schwamm direkt auf das um sein Überleben kämpfende Pferd zu. Es war doppelt so groß wie der Riesenalligator, den Jason als 15-Jähriger im Zoo von Paris gesehen hatte. Scheinbar unbeeindruckt von den tosenden Fluten glitt der massige, gelbbraune Reptilienkörper durchs Wasser und erreichte in Windeseile den Hengst von Dur. Der Alligator riss sein kolossales Maul auf und ließ die unterarmlangen Reißzähne in der Sonne aufblitzen. Dann schloss sich das Gebiss um den Bauch des angststarren Pferdes. Blutfontänen spritzen in hohem Bogen aus der aufgerissenen Haut. Sofort zog
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