Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
gemeinsamen Anstrengungen auch mit den Hinterläufen zurück auf den Felsen und glitschte vorwärts an Jason vorbei. Dieser bekam den Knauf des Sattels zu fassen und zog sich auf den Pferderücken. Gorum raste weiter und sprang mit einem gewaltigen Satz an das rettende Ufer. Rhodon und Seron folgten.
Hinter den Flüchtenden kletterten die beiden Alligatoren auf das Felsplateau. Mittlerweile hatten einige Soldaten ihre Bögen im Anschlag. Die ersten Pfeile schossen auf die Echsen zu. Sie prallten wirkungslos an den harten Reptilienschuppen ab. Dennoch verharrten die beiden Untiere und fauchten in Richtung der Schützen.
Doch sie besaßen stärkere Waffen als Pfeile. Voller Begeisterung sah Jason, wie einer der Teidora in die Luft flog und mit dem Rücken im Fluss landete. Nickala stand mit ausgebreiteten Armen am Uferrand und peilte soeben hoch konzentriert den zweiten Alligator an. Ein weiterer Pfeilhagel traf die unschlüssig verharrende Echse. Endlich durchschlug ein Pfeil den Körperpanzer. Noch einmal riss sie drohend ihr Maul auf und ließ sich rückwärts in die dunkelgrünen Fluten gleiten. Unter Wasser trieb sie davon.
***
Am ganzen Leib zitternd erreichte Jason die Gruppe der Soldaten, welche sich in sichere Entfernung vom Fluss zurückgezogen hatten.
„Das hättest du nicht tun dürfen - das war lebensmüde. Das Schicksal von Tandoran hängt von dir ab!“ Noch nie hatte Jason seinen Lehrer so wütend erlebt. Callum baute sich vor ihm auf und wirkte fast, als wollte er ihn schlagen.
Hustend und keuchend konnte Jason nichts zu seiner Verteidigung hervorbringen. Er musste so handeln, sein ganzes Wesen hatte ihn zurück in den Fluss getrieben. Entschuldigend hob er die Hände.
Rhodon klopfte ihm anerkennend auf die Schultern: „Gewagt, aber tapfer! Gut, dass du es geschafft hast!“
Callum ignorierte die Worte des Zwerges: „Wir riskieren hier alle unser Leben für die Prophezeiung und du scheinst dich einfach umbringen zu wollen.“ Noch einmal fixierte er Jason voller Zorn, wendete sich ab und besah sich die Hinterläufe von Gorum. Der Hengst zitterte an allen Beinen.
„Es tut mir leid, Callum. Ich habe gehandelt, ohne nachzudenken.“ Jasons Blick suchte Shalyna. Soeben glitt Dur hinter ihr aus dem Sattel und legte sich ermattet auf den Boden. Sie stieg aus dem Sattel und kam herüber.
„Das war unglaublich dumm von dir Jason“, schleuderte sie Jason entgegen.
Oh nein, nicht auch sie. Jason blickte betreten auf seine Stiefel.
„Aber auch gleichzeitig unglaublich mutig.“ Shalyna trat vor ihn. „Ich verdanke dir mein Leben und stehe tief in deiner Schuld. Am liebsten würde ich dir jetzt um den Hals fallen. Aber dann kippst du ja immer um.“ Dabei strahlte sie ihn begeistert an.
Freude durchströmte Jason von den Füßen bis zum Kopf. Seine Kopfhaut kribbelte, als ob Ameisen darunter ein Tanzfest abhielten. Abermals merkte er, wie er vom Kinn bis zur Stirn errötete.
Callum kam hinter Gorum hervor und knuffte Jason in die Seite. „Trotz meiner Sorge muss ich zugeben, dass das eben eine richtige Heldentat war. Aber eigentlich sind wir hier alle mitgekommen, um dich zu schützen, Jason. Vergiss das bitte in Zukunft nicht!“ Sein Lehrer konnte bereits wieder verkniffen grinsen.
„Ich versprech´s.“ Jason war froh, dass die Lobhuldigung damit beendet war, und ging rüber zu Nickala, um sich bei ihr für die Rettung von Gorum zu bedanken. Callum wendete sich an die mit gezogenen Bogen am Ufer stehenden Soldaten. „Wir ziehen weiter.“ Winkend deutete er auf den in den Wald eintauchenden Pfad. „Alle aufsitzen und weg hier. Rast erst bei der nächsten Lichtung.“
Noch einmal warf Jason einen Blick zurück auf den Fluss. Das war knapp gewesen.
Baleshu hasti-balâdîni
Indem man Konzentration auf die Kräfte eines Tieres richtet, erlangt man die Kräfte des betreffenden Tieres.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 3, Sutre 24
5.3 Raventa
Ihre Pause währte nur kurz. Einige Streiter hatten sich schmerzhafte Prellungen bei der panischen Flucht aus dem Wasser zugezogen. Die Limarten linderten die größten Schmerzen und besprachen das weitere Vorgehen mit Hauptmann Meilon.
Nickala hatte sich zurückgezogen und war im Geist den kommenden Weg entlanggereist. Auch wenn die astrale Sphäre, welche sie auf ihren Geistreisen durchwanderte, nicht vollkommen deckungsgleich mit der realen Welt verlief, zeigte sie sich nach ihrer Geistreise zuversichtlich, dass auf der nächsten Etappe
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