Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Bitte versprich du mir, auf dich achtzugeben.“
„Ach, Jason. Mir war klar, dass irgendwann der Abschied naht. Doch dass er so plötzlich erfolgt, dagegen habe ich mich nicht gewappnet.“ Die Tränen flossen in kleinen Rinnsalen durch die Furchen im Gesicht von Jasons Oma und glitzerten in der Morgensonne. „Ich wünsche dir, dass du auf Tandoran ein ganz anderes, intensiveres Leben kennenlernen wirst. Ich freue mich jetzt schon auf deine Geschichten von dort. Bitte mach dir keine Sorgen um mich. Ich ...“, Marga holte schluchzend Luft. „Ich bin dankbar für die Zeit, die mir mit dir und deiner Mutter vergönnt war.“
Jason drückte sie noch einmal fester. Doch schließlich schob Marga ihn von sich, hielt ihn an den Schultern und sah ihn lächelnd an. „Jason Lazar, geh nun in ein neues Leben. Möge alles Glück mit dir sein, meine besten Wünsche begleiten dich. Ich werde immer an dich denken.“
Für einen Moment verharrten sie schweigend, dann streichelte Jason seiner Oma ein letztes Mal über den Kopf und stieg in den Wagen. Die anderen hatten sich bereits angeschnallt. Michel ließ den Motor an und öffnete das Fenster. Klare Morgenluft wehte in den muffigen Innenraum.
„Alles Gute, Frau Lazar. Und keine Bange, ich bringe Ihre kostbare Fracht sicher zum Flughafen“, verabschiedete sich Michel.
Mit einem Winken wendete er das Taxi und fuhr los. Marga setzte sich in das Auto ihrer Freundin. Gemeinsam brachen sie in die entgegengesetzte Richtung auf. Niemand dachte an Allandos Flasche mit Goldwasser, die er auf der Bank in der Küche vergessen hatte.
***
Jason hatte sich nach vorne gesetzt, Meister Allando und Callum nach hinten. Jasons Rucksack stand zwischen seinen Beinen. Ihm war leicht übel und im Rucksack befand sich für den Notfall eine Plastiktüte.
Nachdem sie Sanguinet verlassen hatten, begann Meister Allando sich umzusehen. Im Wagen wurde kein Wort gesprochen. Auch an Michel konnte man eine gespannte Aufmerksamkeit beobachten.
Die Strecke verlief wie mit dem Lineal gezogen geradeaus. Michel beschleunigte auf 120 Kilometer pro Stunde und schaute abwechselnd nach vorn und in einen der drei Rückspiegel. Dadurch wäre es fast zum Unglück gekommen.
Während Michel wieder einmal seine Nase gen Innenspiegel hob, sprang ein Hirsch mit einem weiten Satz aus dem neben der Straße verlaufenden Graben. Mitten auf dem Asphalt verharrte er regungslos.
Jason sah das Tier als Erster und war wie versteinert aufgrund der Absurdität, die sich abspielte. Der Rehbock schien geradezu auf das Auto gelauert zu haben und hopste in selbstmörderischer Absicht mit einem Sprung genau in eine Position, um das Taxi zu stoppen. Als wäre er ein Verkehrspolizist und kein waldbewohnender, normalerweise extrem scheuer Vierbeiner. Michel starrte weiterhin konzentriert in den Rückspiegel.
„Aufpassen!“, schrie Jason und klammerte sich mit seiner Hand an den Innengriff der Beifahrertür. Michel erkannte die Gefahr und riss innerhalb von Sekundenbruchteilen das Steuer herum.
Jason sah eigentlich schon, dass der Hirschbock auf seiner Seite in das Taxi einschlug. Doch Michel zirkelte den Kotflügel haarscharf am Kopf des stur verharrenden Tieres vorbei. Dank Antiblockiersystem konnte er dabei sogar mit aller Kraft in die Bremse steigen. Alle wurden nach vorne in die Gurte geworfen.
Leider war die Straße nicht sonderlich breit.
Das Taxi holperte mit zwei Rädern auf den tiefer liegenden Randstreifen. Der Wagen neigte sich bei immer noch beachtlicher Geschwindigkeit nach links. Callum rutschte auf der Rückbank trotz Gurt gegen Meister Allando und quetschte ihn gegen die linke Wagentür.
Michel schrie ein lang gezogenes „Aaahh“ heraus. Aber da er ein geübter Fahrer war, geriet er nicht in Panik. Seine Lenkbewegungen blieben zaghaft, um einen Überschlag durch abrupten Richtungswechsel zu vermeiden. Doch das Seitengras war durch den morgendlichen Tau nass, das Taxi reagierte nicht auf die Bewegungen des Lenkrads. Auch die Bremse schien ihren Dienst eingestellt zu haben. Mit unveränderter Geschwindigkeit rasten sie halb schräg stehend durch den Graben.
Jason dachte, Michel wäre in Starre verfallen. Er lenkte kaum, der Wagen bremste nicht, und sie donnerten auf einen mannshohen Hinkelstein zu, der quer über dem Seitenstreifen lag. Er musste etwas tun. Mit beherztem Griff packte er das Steuerrad und wollte auf die Straße zurücklenken.
Ihr Chauffeur hielt eisern dagegen und schrie: „Idiot. Du bringst
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