Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
uns noch um.“
Er löste eine Hand vom Steuer und schlug Jason nach rechts. Sofort umfasste er wieder mit beiden Händen das Lenkrad und setzte seine sachten Lenkversuche fort. Jason sah nun auch, dass Michel mit dem rechten Fuß immer noch voll auf der Bremse stand.
Das Gras unter ihnen ging in grauen Straßensplit über. Das Taxi verzögerte stärker. Kurz vor dem quer liegenden Hinkelstein gelang es Michel, den Wagen auf die Straße zurückzulenken. Er hielt an.
„Das darfst du nie wieder tun, Jason.“
Michel lehnte den Kopf auf das Steuer und atmete schwer. Callum kletterte von Meister Allandos Schoß herunter.
„Ich dachte ... Du hast gar nicht gelenkt. Ich befürchtete, du wärst in einer Art Angststarre“, erklärte sich Jason.
Michel blickte ihn ärgerlich an. „Du darfst in so einer Situation nie das Steuerrad herumreißen. Dann gerät man ins Schleudern oder der Wagen überschlägt sich. Die Kunst ist es, eben nicht panisch zu reagieren und nur kleine Lenkbewegungen zu machen.“ Er stützte seinen Kopf erneut auf den Lenker. „Ich und Angststarre. Pah.“
Jason war peinlich berührt. Fast hätte er sie ins Unglück gestürzt. „Es tut mir leid. Ich ...“
„Seht.“ Callum zeigte durch die Heckscheibe auf den regungslos verharrenden Hirsch. „Als ob er dort festgewachsen wäre.“
In diesem Moment fuhr rund 200 Meter hinter ihnen ein Auto aus dem Waldweg. Callum erkannte den Wagen sofort: der Kombi des Dicken. Mit aufgerichteter Schnauze raste das Geschoss auf das stehende Taxi zu.
„Michel, gib Gas“, brüllte Jason und starrte verzweifelt auf das heranheulende Ungetüm. Das ließ sich der Angesprochene nicht zweimal sagen. Unter aufkreischendem Motor wurden die Insassen in die Sitze gepresst, als Michel alles aus seinem Gefährt rausholte. Doch die Verfolger kamen trotzdem näher. Es würde nicht reichen, die Angreifer hatten einen zu hohen Geschwindigkeitsvorsprung. Jason konnte sehen, wie sich Aran auf dem Beifahrersitz am Armaturenbrett abstützte. Er bereitete sich auf den Aufschlag vor.
Meister Allando fingerte seinen Gaphir unter dem Hemd hervor und umschloss ihn mit der rechten Hand. Jason sah, wie der Stein grünlich aufschimmerte und der Alte sich ihren Angreifern zuwendete. Allando schloss die Augen. Im nächsten Augenblick knickte der heranrasende Wagen vorne links ein, pendelte von einer Straßenseite zur anderen und schleuderte um die eigene Achse. Mitten auf der Fahrbahn kam der Kombi quer zum Stehen.
Michel beschleunigte weiter, mittlerweile stand der Tacho bei 150. „Das nenn ich Glück. Die scheinen Probleme mit den Reifen zu haben.“ Er bog in eine lang gezogene S-Kurve ein. „So ein Zufall. Gerade als dieser Hirsch auf die Straße springt, beginnt auch die Verfolgung. Wer weiß, vielleicht hätten wir diese Verbrecher sonst gar nicht bemerkt.“
Er hatte die Kurve durchquert und ließ das Taxi noch einmal schneller werden. Mit 170 Kilometern pro Stunde rasten sie auf der schnurgeraden Piste in Richtung Mios.
Callum und Meister Allando sahen sich schweigend an. Beide nickten sich ganz leicht zu. Jason wollte zu gern wissen, wie Aran das mit dem Rehbock hinbekommen hatte. Und ob Allando den Reifen platzen ließ. Aber er schwieg, Michel durfte nicht noch tiefer mit hineingezogen werden.
Allando wendete sich nach vorn. „Ja, ungeheures Glück. Ich denke, jetzt werden wir Ruhe vor denen haben. Wachsam sollten wir trotzdem bleiben.“
Michel bestätigte mit militärischem Gruß und hielt seine Nase befehlsgetreu in Richtung Rückspiegel. Niemand sprach.
Erst mit Einfahrt in Mios entspannte Michel sich merklich in seinem Sitz. Er sagte: „Ich habe nachgedacht. Es ist kein Wunder, dass die uns dort aufgelauert haben. Es gibt nur einen Weg von Sanguinet nach Bordeaux, und der führt über diese Straße. Es war klar, dass wir hier lang fahren.“
Fragend schaute er kurz zu Callum auf dem Rücksitz. Dieser nickte. „Und unsere Verfolger wussten auch, dass wir heute früh los müssen. Von daher passt es.“
Nach einer Weile setzte Michel wieder an. „Ich weiß, es geht mich nichts an. Aber ist es erlaubt zu fragen, worauf diese Leute so scharf sind?“
Allando lächelte. Er schien sich schon eine Geschichte zurechtgelegt zu haben. „Es ist verständlich, dass Sie neugierig sind. Alles darf ich Ihnen nicht verraten. Nur so viel: Wir sind Archäologen und haben bei Frau Lazar einen wertvollen Fund abgeholt, der ohne unser Wissen seit Jahren bei ihr im Haus
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