Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
einen Aufstrich, der ihn an Marmelade erinnerte. Ein köstlicher Geschmack nach süßer Frucht breitete sich in seinem Mund aus. „Himmlisch. Besser sogar als die Konfitüre von Oma. Woraus ist das gemacht?“
Callum antwortete ihm: „Trimafrucht. Wächst nur hier in den Südlanden. Sehr energievoll und dabei äußerst lecker. Für mich schon zu süß.“
Nach der Stärkung verließen sie die Höhle durch den gegenüberliegenden Durchgang. Es war früher Morgen und Jason konnte seinen ersten Blick auf Tandoran werfen. Allerdings lag alles noch im nebligen Dämmerschleier. Die Sicht reichte nur bis zu einem Birkenwald, durch den sich ein gewundener Pfad entfernte. Die Luft war angenehm warm und erfüllt vom vielstimmigen Gezirpe der Vögel. Jason nahm ihm völlig unbekannte Melodien wahr und verharrte einen Moment, um dem Gesang zu lauschen.
Neben der Höhle standen einige Pferde, locker vertäut an einem krumm gewachsenen Holzbalken. „Komm rüber, Jason. Wir haben ein Pferd für dich mitgebracht. Reiten dürfte für dich ja kein Problem sein“, rief Callum.
Erfreut eilte Jason zu den Tieren. „Das ist ja eine schöne Überraschung. Wird hier auf Tandoran alles per Pferd erledigt?“
„Eigentlich nicht. Für weite Strecken nutzen wir normalerweise Flugschiffe. Aber deren Einsatz ist zurzeit nicht möglich. Sie werden seit einigen Jahren immer wieder von fliegenden Echsen angefallen und zum Absturz gebracht. Nachdem es viele Todesfälle gegeben hat, traut sich niemand mehr in die Lüfte.“ Grimmig zog Callum seinen Sattel fest. „Wir können es nicht beweisen, aber wir vermuten, der dunkle Kaiser steckt dahinter. Vielleicht eine Art Gehirnmanipulation bei den Tieren.“
Jason war das im Moment egal. Langsam hielt er dem für ihn bestimmten Pferd seine Hand entgegen. Die große dunkelbraune Nase schnüffelte an seinen Fingern.
„Wie heißt er?“
Callum antwortete: „Gorum. Er wird auch als Zuchthengst eingesetzt, sehr schnell und gelehrig.“
Als die Nüstern von Gorum seine Haut berührten, überkam Jason eine Welle an Gefühlen. Er spürte Unsicherheit und Misstrauen. Erschrocken zog er seinen Arm weg. Der schwarze Hengst bäumte seinen Kopf auf und tänzelte einen Schritt zurück.
„Was war das?“ Fragend schaute er zu Callum und Meister Allando hinüber.
„Hat er dich gebissen?“ Callum hatte ein Grinsen auf den Lippen.
„Als Gorum an meine Finger kam, fühlte ich plötzlich große Verunsicherung. Was hat das zu bedeuten?“
„Oh, das ist interessant.“ Meister Allando trat zu Jason. „Halte noch einmal ganz vorsichtig die Hand an sein Fell.“
Jason näherte sich langsam dem Hals des stolzen Pferdes. Gorum beobachtete ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf. Wieder überkam Jason bei der Berührung eine Stimmung von Unsicherheit, diesmal schien es direkt über die Fingerspitzen einzufließen.
„Es kommt durch meine Finger. Ist ja der Hammer. Durch meine Finger fließen Gefühle in mich rein. Gorum hat ein bisschen Angst.“ Verwundert blickte er den Meister an.
Allando strahlte. „Du scheinst seine Gefühlswelt zu erspüren. Wir kennen etwas Ähnliches von unseren Heilern, die fühlen Krankheitsherde im Körper und sind so in der Lage, die Ursache einer Krankheit festzustellen. Aber von einer Fähigkeit, Gefühle bei Tieren spüren zu können, habe ich noch nicht gehört.“
Callum war dazu getreten. „Geht es vielleicht auch umgekehrt?“ Fragend schaute er Jason an. „Kannst du deine Stimmung zu ihm übertragen?“
Allandos Augen leuchteten begeistert. „Probiere es. Versuche Gorum beruhigende Gefühlswellen zu schicken.“
Jason lächelte ihn an, zuckte mit den Schultern und sammelte sich. Er wollte erst einmal angenehme Entspannung in sich aufbauen und diese dann dem Hengst übermitteln. Aufmerksam nahm er seine Atemzüge wahr. Er sog die Luft bedächtig und tief in den Bauch ein und atmete langsam wieder aus. So hatte er es vor jedem seiner Trapezauftritte im Zirkus machen müssen.
Schon trat die vertraute Stimmung inneren Friedens ein. Aber was war das? Er konnte dieses Gefühl bewegen, es von oben nach unten durch seinen Körper schieben.
Sanft ließ er die Empfindung von heiterer Ruhe durch seinen Rumpf in die Hände wandern. Er stellte sich das Gefühl wie eine unscharfe Wolke vor und schob diese im Geist über seine Fingerspitzen in den Hals von Gorum. Dabei malte er sich innerlich aus, wie sich die Entspannungswolke im ganzen Pferdekörper
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